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Acht cropped

Acht cropped

Titel: Acht cropped Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Berti
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schwach werden. Andreas hatte ihnen zwar in den letzten Wochen übel mitgespielt, aber er hatte Marc über Jahre hinweg steuern können wie eine Marionette. Er war sein gefügiger Liebhaber geworden, immer, wenn er Lust dazu gehabt hatte. Marc glaubte wahrscheinlich sogar, Andreas wäre für ihn da gewesen. Dabei hatte er ihn stets nur als Ventil für seine homosexuellen Neigungen ausgenutzt, mehr nicht.
    Wahrscheinlich hatte er Marc sogar einige potenzielle Chancen auf richtige Beziehungen genommen, weil dieser durch sein Doppelspiel mit Andreas einige Männer erst gar nicht näher an sich herangelassen hatte.
    Auch wenn er nicht mit Marc zusammen das Haus von Andreas und Sonja betreten konnte, so würde er immerhin den Gesichtsausdruck von Marc und vielleicht eine Abschiedsszene miterleben können, die ihm Aufschluss über die Lage und die Gefühle der beiden Protagonisten in diesem elenden Schmierenspiel geben konnte.
    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, ging es ihm erneut durch den Kopf, als er Marc folgte. Schließlich war er auch nur ein Mensch mit Gefühlen wie Liebe, Angst, Eifersucht - und Neugier.
    Und seine Neugierde war zumindest schon in Hinsicht auf den Besuch bei Angelika Kellermann befriedigt worden. Marc hatte seinen ersten Schicksalsgang bereits hinter sich gebracht, offensichtlich mit einigem Leid und vielleicht noch mehr Irrungen und Wirrungen.
    Aber das konnte er sich ja später ausführlich von ihm erzählen lassen. Heute Abend, wenn er sich mit Marc in dessen Wohnung treffen würde. Und dann würde er ihm ein verständnisvoller, liebender Freund sein, der allerdings mehr wusste, als Marc ahnte.
    Und dem dieser nichts vormachen konnte.
     
    Andreas hatte sich gerade eine Tasse Kaffee eingeschenkt, als es an der Tür klingelte. Überrascht stellte er fest, dass es Marc war.
    „Darf ich reinkommen?" Noch bevor Marc diese rhetorische Frage ausgesprochen hatte, drängte Andreas sich an ihm vorbei ins Esszimmer und setzte sich auf einen Stuhl.
    „Wir müssen uns unterhalten. Ist Sonja bei der Arbeit? Und wo ist Tom? Ich wäre nämlich gerne ungestört, wenn ich mit dir rede."
    Hoffnung keimte in Andreas auf. War das nicht ein gutes Zeichen? Vielleicht hatte sich Daniel bereits von ihm getrennt, und nun versuchte Marc, seine Trennung von Andreas rückgängig zu machen.
    Etwas unschlüssig blieb er im Türrahmen stehen. »Sonja ist bei der Arbeit und Tom beim Fußballtraining. Ich muss ihn erst in einer Stunde wieder abholen."
    „Gut, das reicht."
    „Möchtest du vielleicht einen Kaffee? Er ist grad frisch gebrüht."
    Marc sprang auf und warf den Stuhl neben sich mit voller Wucht um. »Ich will keinen Kaffee, ich will, dass du mir jetzt zuhörst, du Arschloch!" Er trat auf Andreas zu und griff ihn wütend am Hemd. »Was fällt dir nur ein, Daniel diesen widerlichen Brief mit dem benutzten Kondom zu schicken? Hattest du mir nicht versprochen, meinen Entschluss zu akzeptieren und mich meiner Wege ziehen zu lassen?"
    Andreas riss sich los und umfasste Marcs immer noch vor Wut bebende Fäuste mit beiden Händen. »Jetzt mach aber mal halblang und werde nicht hysterisch !« Er schubste Marc etwas von sich und versuchte krampfhaft, einen Ausweg aus seiner unerwarteten Defensive zu finden. Sein Vorhaben, Marc zurückzuerobern, würde anscheinend schwieriger ausfallen, als er gedacht hatte.
    Betont ruhig drückte er Marc zurück auf den Stuhl. »Können wir nicht mehr ganz normal miteinander reden? Lass mich dir doch wenigstens erklären, wie es zu diesem zugegebenermaßen bescheuerten Brief gekommen ist."
    Marc sah in die hilflosen blauen Augen des Mannes, der seine erste Liebe gewesen war und nun trotz seiner muskulösen Statur auf ihn schwach und verloren wirkte. »Na, da bin ich ja mal gespannt !« , gab er spöttisch zurück.
    Andreas setzte sich neben ihn und wollte seine Hand auf die von Marc legen, doch der zog sie augenblicklich zurück. »Es war so, dass ich wirklich vorgehabt hatte, dich gehen zu lassen. Ich war die nächsten Tage über wie betäubt und konnte weder schlafen noch essen. Sonja habe ich vorgemacht, ich hätte die Grippe, und habe mich ewig ins Schlafzimmer eingeschlossen und darüber nachgedacht, wie mein Leben weitergehen soll. Auf ewig verheiratet mit einer Frau, die nicht viel mehr als ein Alibi ist? Doch warum sollte ich mich von ihr trennen, jetzt, wo der einzige Grund, der eine Trennung wert gewesen war, mir den Laufpass gegeben hatte? Als ich schließlich wieder

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