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Acht Tage im August

Acht Tage im August

Titel: Acht Tage im August Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Winter
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Sie brauchen.«
    »Wir gehen dann«, verabschiedete sich Hammer.

    3 Wimmerl = Pickel
    4 Da wird ihr der Schnabel sauber bleiben = Da wird nichts draus.

Montag
    Am Montag gab es Krach und zwar gleich zweimal. Der erste begann frühmorgens in der Nibelungenstraße damit, dass Hammer Assauer, als der ins Büro kam, wortlos seine Zeitung über den Schreibtisch schob. Assauer traute seinen Augen nicht: Unter Grimms fetter Schlagzeile ›Warum?‹ füllte ein Foto der toten Anna auf dem Grab fast die gesamte Titelseite. Eindeutig ein Polizeifoto von Ernie! Hammer las die Bildunterschrift: ›Sie wurde nur 16, dann brachte Anna F. sich um. Eltern, Freunde, Mitschüler und Polizei stehen vor einem Rätsel. Bericht Seite 3‹.
    Assauer blätterte um.
    Wieder ein Bild von Anna, kleiner, vielleicht von einer Facebook- Seite oder von einer Freundin abgestaubt, dachte Assauer. ›Freitod mit 16!‹, lautete die Überschrift daneben. ›Warum wollte Anna F. sterben?‹, begann der Text und ging weiter: ›Die unbekleidete Leiche von Anna F. wurde gestern Abend auf dem Friedhof von Rasting gefunden. Die 16-Jährige hatte sich splitternackt vom Kirchturm in den Tod gestürzt. Ist ihr nackter Körper eine Anklage? Ein Aufschrei aus Schutzlosigkeit und Verzweiflung? Dr. Petra Gerstmann, kommissarische Leiterin der Mordkommission sagte dazu: › Einen Abschiedsbrief hat sie nicht hinterlassen. Wir können im Augenblick über das Motiv für Annas Selbstmord nur spekulieren, aber aller Erfahrung nach sind die Ursachen in ihrem unmittelbaren Umfeld zu suchen. Wir ermitteln vor allem in diese Richtung.‹ In Annas Schule, ihrem Freundeskreis, in ihrer Familie vor allem vermutet die Polizei also offensichtlich den Grund für Annas plötzlichen, dramatischen Tod. Waren Drogen oder Alkohol im Spiel? Liebeskummer? Oder, wie in vergleichbaren Fällen, vielleicht gar Gewalt in der Familie? Annas Tod mit nur 16 Jahren wirft beunruhigende Fragen auf. Es steht zu befürchten, dass auch die Antworten beunruhigend sein werden.‹ Es folgten noch einige Zeilen mit nichtssagenden Betroffenheitsbekundungen bestürzter Nachbarn aus Rasting und zweier Mitschülerinnen Annas.
    Assauer schob die Zeitung von sich, blickte zu Hammer, der ihn, ruhig im Stuhl zurückgelehnt, beobachtete.
    »Ja, hat denn diese Gerstmann den Arsch offen?«, stieß er hervor.
    »Allerdings, und zwar so weit, dass du bis zu den Mandeln hochschauen kannst.«
    »Bis zu den Schneidezähnen!« Assauer griff sich die Zeitung und stand auf.
    Hammer machte Anstalten, sich ebenfalls aus dem Bürosessel zu schälen.
    »Bleib da, das mach’ ich allein«, knurrte Assauer.
    »Verstehe, Zeugen unerwünscht«, nickte Hammer. Er wusste, wie saugrob Assauer angesichts solch schreiender Inkompetenz werden konnte, disziplinarstrafenträchtig grob! Also ließ er ihn allein losziehen.
    Die kommende Szene konnte er sich ohnedies ausmalen: Assauer würde den Flur entlangstürmen, bei der Gerstmann reinplatzen, ihr die Zeitung auf den Tisch knallen, sie unverblümt fragen, ob ihr wer ins Hirn geschissen habe und ob sie nicht mit den Regeln ihres Berufs vertraut sei, nach denen es erstens indiskutabel sei, Fotos aus Akten an Journalisten zu geben, und zweitens undenkbar, mit vagen Andeutungen wilde Spekulationen der Presse zu befeuern. Schließlich würde er ihr noch ausdeutschen, dass man sich nicht mit so einer Schmeißfliege wie dem Grimm gemeinmache.
    Auch die Antwort der Gerstmann konnte Hammer sich unschwer zusammenreimen: Sie als Chefin sei es, die die Regeln bestimme, weshalb es ihre Sache sei, was sie an die Presse gebe. Außerdem verbitte sie sich seinen unverschämten Ton. Darüber hinaus habe sie ihm einen Auftrag erteilt und erwarte, dass er sich, statt Zeitung zu lesen, gefälligst an die Arbeit mache. Er könne sich ferner darauf gefasst machen, dass sein Auftritt ein Nachspiel haben werde. Was Assauer mit einer gemurmelten Ladung auf die Kirchweih 5 quittieren würde.
    Als Assauer ins Büro zurückkam, bestätigte dessen Gesichtsausdruck, dass er, Hammer, mit seinenBefürchtungen richtiglag.
    »Und jetzt?«, fragte der ihn.
    »Jetzt geh’ ich in die Schule.«
    »Das hat doch früher schon nichts gebracht.«
    »Wird’s jetzt auch nicht.«
    »Schad’ um die Zeit.«
    »Hab ich mir nach dem Abitur auch gesagt.«
    »Du hast Abitur?«
    »Wunder gibt es immer wieder, drum hast du’s ja auch.«
    »Was aber keinem Wunder zu verdanken ist, sondern einem raffinierten Tiefflug unterm Radar der

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