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Acht Tage im August

Acht Tage im August

Titel: Acht Tage im August Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Winter
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Weg gemacht, statt anzurufen.
    Bald darauf saßen sie in Eiterers Stube bei einem Kessel Weißwürste, Brezen, Händlmaier’s Senf und Rastinger Dunkel aus der Brauerei der Eiterers.
    Der Bürgermeister kalkulierte nach einem Blick in die von Arnsberger mitgebrachte Zeitung, was ihm eine Allianz mit dem Pfarrer in diesem Fall einbringen konnte. Das Ergebnis fiel positiv aus. Er spitzte schon länger auf den Hof der Frieses, um seinen Besitz zu arrondieren. Mit etwas Geschick konnte das Anwesen nun billig hergehen. Sie kamen schnell überein, was es zu tun galt. Eiterer brachte es auf den Nenner: »Die Sau muss weg!«
    »Fragt sich bloß, wie?«, meinte Arnsberger. »Viel scheint die Polizei ja nicht in der Hand zu haben.«
    »Wer braucht denn die«, lachte Eiterer verächtlich. »Rasting regelt seine Probleme selber. Und Rasting, das bin bekanntlich ich.«
    »Versteht sich«, pflichtete Arnsberger ihm bei und zuzelte genüsslich an seiner dritten Weißwurst, wobei ihm der süße Senf die Mundwinkel hinablief und auf den Tisch tropfte. »Was machen wir also?«, fragte er, bevor er schmatzend ein Stück Breze hinterherschob.
    Eiterer machte mit fettigem Daumen und ebenso fettigem Zeigefinger die Geste des Geldzählens. »Beim Diridari 6 packen wir ihn. Weil der keinen hat. Der Sparkassendirektor hat mir vor Kurzem einmal gesteckt, was der Friese noch für Mordskredite laufen hat, wegen seinem Hof und der Praxis.«
    »Aber die floriert doch, der verdient sich doch dumm und dappig.«
    »Aber nicht mehr lang! Oder glauben Hochwürden, dass die Leute sich die Zähne von einem Kinderschänder richten lassen?«
    »Kann man denn solche Kredite einfach kündigen?«
    »Wenn zum Beispiel Zahlungsunfähigkeit droht, schon, und das kann man ja mal vorsorglich annehmen. Dann sitzt er erst mal auf dem Trockenen. Alles Weitere findet sich. Prozessieren kann er jedenfalls nicht ohne Geld. Außerdem dauert ’s.«
    »Wird denn die Sparkasse da mitspielen?«
    »Der Direktor ist Wachs in meinen Händen. Ohne ein paar Grundstücke von mir geht’s mit dem neuen Gewerbegebiet nicht weiter. Wir sind am Verhandeln. Ohne den Gewinn aus der Finanzierung von dem Projekt kann er sich seine Jahresbilanz hinten reinschieben.«
    »Die Geheimnisse der Markt-Wirtschaft sind mir unergründlich«, meinte Arnsberger und hob mit gespielter Hilflosigkeit die Hände.
    »Wie mir die Geheimnisse der Bibel«, erwiderte Eiterer mit ebensolcher Geste und fügte hinzu: »Drum brauchen wir einander ja.«
    »Und gemeinsam sind wir stark«, pflichtete Pfarrer Arnsberger ihm bei.
    Er war zufrieden, das Urteil über Professor Dr. Walter Friese war gefallen. Es lautete auf Erwürgen!

    ***

    Auch in Passau verfehlte Grimms Interview seine Wirkung nicht. Assauer durchfuhr es heiß und kalt. Lag er total falsch? Konnte es sein, dass Anna ihrem Vater sexuell hörig gewesen war? Steckte hinter der zur Schau getragenen Harmonie von Vater und Tochter nichts als die totale Abhängigkeit eines wehrlosen Kindes? Unbemerkt von Mutter, Freunden, Mitschülern, Nachbarn?
    War ihr Vater jener mysteriöse ›Freund‹, den Anna so eifrig vor aller Augen verborgen hatte? Aus Scham oder weil er sie total zu manipulieren verstand? Das würde vieles erklären. Er wusste, dass solche Fälle vorkamen. Dass rund um solch eine Tat alle wegschauten. Nur, wie konnte man es hier nachweisen, jetzt, da das Opfer tot war? Er würde sich Walter Friese vornehmen, beschloss er. Es wurde Zeit, tiefer zu bohren!
    Er teilte Hammer seine Gedanken mit, als der, weil er Handwerker in der Wohnung hatte, erst gegen Mittag ins Büro kam.
    »Könnt’ sein, dass die Gerstmann am Ende recht hat«, schloss er seine Ausführungen.
    »Depp!«, sagte Hammer nur. »Dieser Grimm biegt doch aus jeder Wahrheit einen Korkenzieher.«
    »Aber diese Psychologin da«, schimpfte Assauer, »wie kann die sich, so mir nix, dir nix, instrumentalisieren lassen? Da gehört doch einer mit dem andern erschlagen.«
    »Das wird schwierig werden«, lachte Hammer, »weil’s bloß einen gibt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Die Psychologin, mit der du den Grimm erschlagen möchtest, die ist er selber. Jede Wette. Der hat sich den ganzen Schmarrn aus den Fingern gesogen.«
    »Pfeilgrad, da kannst’ recht haben, so was bringt der glatt fertig. Und ich fall’ drauf rein! Wird Zeit, dass man dem das Handwerk legt!«
    »Seit wann hast denn du was gegen die freie Presse?«
    »Ich hab’ was gegen Ungeziefer!«
    »Und Ungeziefer tritt

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