Achtmal kam der Tod Kommissar Morry
fuhren mit einem der schnellen Züge nach Islington. Schon um Mitternacht trafen sie in der Schenke „Zur ewigen Liebe“ ein.
Auch diesmal machten sie einen weiten Bogen um die Gaststube. Sie tappten durch den finsteren Flur und hockten sich wie zwei arme Sünder in die Küche. Hinter dem großen Herd warteten sie auf Leslie Carron. Er war rascher zur Stelle als sie gedacht hatten. Sein Gesicht blickte ihnen erwartungsvoll und gespannt entgegen. Als er die blutenden Schrammen an Duke Calahan sah, hatte er schon wieder die schlimmsten Vorahnungen. Aber Cloy Foster zerstreute rasch seine Bedenken.
„Diesmal hat Ihr Tip gestimmt, Sir“, grinste er erfreut. „Bei James Keeton war einiges zu holen. Leider hat er uns nicht genügend Zeit gelassen, die Wohnung vollkommen auszuräumen.“
Leslie Carron stutzte betroffen, als er die beiden Hefte sah. Er erkannte sie sofort wieder. Es waren die Hefte, die jahrelang seine mühevollen Arbeiten begleitet hatten. Alle Forschungsergebnisse standen in ihnen aufgezeichnet.
„Wo ist das dritte Heft?“, fragte er hastig.
„Wir mußten es zurücklassen, Sir! Wir konnten auch nicht mehr nach den Kapseln suchen. James Keeton kam uns in die Quere. Wenn ich nicht irre, hatte er ein solches Teufelsding zwischen den Fingern.“
„Eine Kapsel?“, fragte Leslie Carron ungläubig, „Irren Sie sich auch nicht?“
„Glaube nicht, daß wir uns irren, Sir. Wir hatten mächtige Angst vor dem Ding. Wir sind getürmt, daß die Absätze klapperten.“
Leslie Carron blickte immer wieder auf die beiden Hefte nieder. Ihr Fund ersparte ihm eine Menge Arbeit. Aber daran dachte er jetzt nicht.
„Also doch James Keeton“, murmelte er in dumpfem Brüten.
„Ich habe es ja immer geahnt. Schade, daß man diesen Schuft nicht ins Gefängnis stecken kann.“ „No, das dürfen Sie nicht tun, Sir“, stotterte Cloy Foster erschrocken. „Sie dürfen ja sonst unsere ganzen Karten aufdecken. Ein paar Stunden später säßen wir dann selbst im Käfig.“
„Ich weiß“, murmelte Leslie Carron. „Ich werde es ja auch nicht tun. Ich habe bereits wieder eine neue Idee.“
Er trug sich mit dem Gedanken, selbst bei James Keeton vorzusprechen. Er brauchte ihm ja nur mit der Polizei zu drohen. Sicher war es nicht schwer, den schäbigen Dieb weich zu machen. Aber davon redete er jetzt nicht. Er blätterte die Hefte durch, rollte sie zusammen und barg sie in seinem Anzug. Cloy Foster und Duke Calahan beobachteten ihn mit gereckten Hälsen.
„Und die Prämie, Sir?“, fragten sie wie aus einem Munde. Leslie Carron drückte ihnen ein Bündel Scheine in die Hände. Sie schienen damit höchst zufrieden zu sein. Denn sie hockten bis zum frühen Morgen im Hinterzimmer der Schenke und tranken und gröhlten der Polizeistunde zum Trotz bis zum Tagesanbruch.
13
Als James Keeton am nächsten Morgen im Büro des Chefingenieurs George Atkins erschien, sah er aus wie ein Gespenst. Sein Gesicht war von grünlicher Farbe, und die Augen lagen tief und entzündet in den Höhlen. Er konnte kaum sprechen vor Aufregung. Scheu und unstet irrten seine Blicke über George Atkins und über die beiden Kollegen, die mit im Zimmer saßen. Sie waren also alle hier versammelt, die der Tod bisher verschont hatte. Nur Leslie Carron fehlte in ihrer Runde.
„Was ist denn?“, fragte George Atkins mißtrauisch. „Haben Sie schlecht geschlafen? Oder kommen Sie mit einer neuen Hiobsbotschaft?“
„Ja“, stammelte James Keeton abgerissen. „Es erging mir nicht besser als Ihnen, Mr. Atkins. Heute nacht hat man in meiner Wohnung eingebrochen. Ich sah die beiden Täter noch. Aber ich konnte sie nicht mehr auf halten.“
„Die beiden Täter?“, fragte Ashley Belling mit verkniffenem Gesicht. „Das sollen wir sein, nicht wahr? Mr. Cardigan und ich, wie? Da bei Ihnen beiden eingebrochen wurde, ibleiben doch nur wir zwei als Verdächtige übrig?“
„Das habe ich nicht behauptet“, stotterte James Keeton. „Obwohl der Verdacht natürlich nahe liegt. Aber ich . . .“
„Hat man denn etwas gestohlen?“, fragte George Atkins rasch.
„Ja, natürlich. Die Burschen holten . . .“
Er unterbrach sich und biß sich auf die Lippen. Flackernd wichen seine Augen den Blicken der anderen aus.
„Ich weiß noch nicht, was sie mitgenommen haben“, brummelte er dann. „Ich bin noch nicht dazu gekommen, eine Bestandsaufnahme zu machen.“ „Haben Sie die Polizei schon verständigt?“
„No, ich werde mich
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