Achtung BABY!
Geschlecht bekannt ist, geht es um die Namensgebung. Ich habe von Vätern gehört, die ihren Job gekündigt haben und sich als Vollzeitnamologen selbstständig gemacht haben. Für uns war es einfach, weil der Name »Lilly« feststand, wenn es ein Mädchen werden würde. Ich möchte hier keine große Namensdiskussion eröffnen. Aber ein Name ist nicht Spiegel der Seele, sondern Ausdruck der Doofheit erwachsener Menschen, für kleine Personen eine halbwegs passende Bezeichnung zu finden, mit der sie ohne große Verarsche durchs Leben kommen sollen. Liebe werdende Eltern da draußen, seid bei der Namensvergabe nüchtern und kifft nicht zu viel. Das hat für eure Kleinen direkte Auswirkungen. Irgendwann sitzt euer Kleiner mit euch in einer Comedy-Veranstaltung, und da lästert ein bayrischer Komiker über die Kevins dieser Welt. Er wird zum Gespött unter den Kumpels, und der bayrische Komiker ist sich nicht mal einer Schuld bewusst. Oder was soll er denn zum Beispiel sagen, wenn er mit seiner kleinen Lilly auf dem Spielplatz ist und eine Mutter ihren Sohn ruft: »Darwin, kommst du her!«
»Oh, der Kleine wird sich sicher durchsetzen«?
In diesem Fall war wohl Darwin der beste Kumpel von Kevin, er hatte sich schon für eine frühe AK-Karriere entschieden. Ja, Namen können ein kleines Leben beeinflussen. Galaxina, Tecumseh oder Emilie-Extra (echte erlaubte, vergebene Namen!) finden sicher andere Freundinnen als Sarah oder Theresa.
Für mich war die Geschlechtsfrage nicht ausschlaggebend. Eine andere Frage war für mich viel wichtiger: Wird es ein/e Komiker/in? Später anlernen geht ja nicht. Man ist Comedian oder nicht. Du hast funny bones oder nicht. So heißt es in einem meiner absoluten Lieblingsfilme, der auch noch genau diesen Titel hat:»Funny Bones«. Übrigens eine der besten Rollen von Jerry Lewis. Er spielt einen alternden berühmten Komiker, dessen Sohn verzweifelt versucht, in seine Fußstapfen zu treten, aber leider nicht das Talent dafür hat. Da gibt es diese wahnsinnige Szene am Strand, wo Jerry Lewis seinem Sohn zum ersten Mal die Wahrheit sagt. Der Sohn möchte eigentlich hören, dass sein Vater an ihn glaubt und ihm Hoffnung gibt. Und dann kommt der ehrliche Satz von Papa Jerry: »Thommy, you are my son. I love you, but you are not funny!«
Für mich war das eine der gruseligsten Szenen der Filmgeschichte. Schade, dass nicht mehr Väter von Comedians so ehrlich sind, damit wäre uns doch so einiges erspart geblieben.
Ich war so gespannt auf unser Baby (wer, wie, was?), und da ich alles ganz genau wissen wollte, war ich bei jedem Ultraschall-Termin mit dabei. Ich gebe zu, ich war früher auch immer genervt, wenn schwangere Pärchen ihre Embryo-Ultraschallbilder rumgezeigt haben wie auf der Panini-Tauschbörse. Die sind dann oft völlig ausgeflippt und riefen verzückt: »Ist das nicht Wahnsinn, das ist unser Baby!«
»Aha.«
Man hat nichts erkannt. Wirklich nichts. Aufs Erste sehen diese Ultraschallausdrucke aus wie die Bilder, die sie im Fernsehen zum Beispiel während des Irakkriegs sendeten, wenn sie die amerikanischen Nachtangriffe zeigen wollten. Und aufs Zweite könnte man dahinter einen Rorschachtest vermuten. Da wurdest du sofort korrigiert: »Nein, das erkennt man doch. Schau doch mal genau, das werden mal die Arme.«
»Ja.«
»Und das wird mal der Kopf.«
»Ich sehe. Das da oben, oder das da seitlich?«
Man hat dann den Freunden zuliebe so getan, als ob man selber begeistert wäre, um die glücklichen werdenden Eltern nicht zu enttäuschen. Liebe werdende Eltern: Ultraschallbilder interessieren keine kinderlose Sau. Nur Leute, die schon mal selber ein Kind gekriegt haben, können Ultraschallbilder einschätzen underkennen darin die kryptischen Formen des heranwachsenden Lebens. Für Eltern alias Ultra-Checker sind diese Aufnahmen allerdings der Komplettwahnsinn. Man sieht anfangs nur ein Würmchen, das dann noch einige Wochen eher wie ein kleines Alien aussieht. Aber dann … In der neunten Woche stand ich fassungslos vor dem Monitor der Frauenärztin. Ich habe Lillys kleines Herz schlagen sehen. Sie lebt wirklich. Ein kleiner Mensch entsteht. Über die Wochen und Monate konnten wir sehen, wie sie wuchs und gedieh. Und es war erlösend, wenn die Frauenärztin alles checkte, ob alle Organe da sind, Gliedmaßen, und alles im normalen Bereich war. Aber der totale Kick war dann der erste 3-D-Ultraschall. Ich kannte bis dato nur schlechte 3-D-Filme, wo der aus dem Bildschirm fliegende
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