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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mittermeier
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werdenden Mütter: »Ich bin nicht krank, ich bin schwanger.«
    Sekunden später konnte es aber auch heißen: »Muss ich jetzt meine Handtasche auch noch tragen?«
    »Aber du hast doch gesagt …«
    »Ich bin schwanger! Da kann man doch ein bisschen Hilfe erwarten.«
    Die Stimmungsschwankungen bei Schwangeren können extrem sein. Es gab viele positive Überraschungen. Zum Beispiel kam es schon mal vor, dass Gudrun von sich aus vorschlug: »Du, Michl, heute Abend hätte ich Lust auf einen Actionfilm.«
    Sie hat das wirklich gesagt! Und das nicht nur einmal. Wir haben zu zweit noch nie so viele Action- und Abenteuerfilme angeguckt wie in diesen Monaten der Schwangerschaft. Der Nestbautrieb hatte vor einem neuen großen Flatscreen nicht haltgemacht. Auch zwei neue brusthohe Stereoboxen mussten sein. In unserer Unwissenheit dachten wir uns, vielleicht müssen wir ja bald etwas übertönen. Und dann haben wir uns noch in den letzten beiden Wochen vor Geburtstermin so einiges professionell reingezogen: »Stirb langsam 4«, »King Kong« auf U-Bahn-Lautstärke, die »Herr der Ringe«-Trilogie und dann als Krönung die gesamte erste Staffel von »Prison Break«. Die Handlung bei »Prison Break« ist schon gewagt: Ein Typ lässt sich ins Gefängnis sperren, weil sein Bruder im Todestrakt sitzt, und er will ihn befreien. Dazu hat er sich die Baupläne des Gefängnisses auf seinen ganzen Körper tätowieren lassen. Und dann geht es quasi 24 Folgen lang nur darum, wie sie aus dem Gefängnis rauskommen. Hat mich irgendwie an unsere Situation erinnert. Ich glaube, dass ich Glück hatte in dieser Zeit, weil ich schon von Freunden gehört habe, dass Schwangere oft ziemlichen Schwachsinn gucken. Im Moment ganz hoch im Kurs bei Hormonstörungen sind Vampirfilme. Da sagen jetzt die Männer, wieso, das ist doch okay. Aber die Zeiten im Blutsauger-Business haben sich mittlerweile geändert. Früher kam der Dracula ins Zimmer, hat gesagt, er will dich aussaugen, und hat Wort gehalten. Heute treten in den »Twilight«-Filmen ritterliche Weicheivampire auf den Plan: »Ich sauge dich nicht aus, weil ich dich liebe, auch wenn ich dich saugtechnisch mehr begehre als alle anderen. Ich möchte dich nicht bedrängen und nur ein bisschen rumschmusen. Eine Jungfrau sollte sich selbst entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ich trinke kein Menschenblut, ich bin Vegetarier.«
    Was soll denn der Scheiß? Das geht ja gar nicht. »Twilight«, das sind doch verfilmte Sarah-Kay-Bilder für Eindimensionale. Hey, liebe echte, böse Vampire, dieser Hausfrauenbefeuchter ist doch eine Schande für eure Zunft. Ein grüner Vampir, der ist wohl wiederauferstanden auf einem Waldorffriedhof. Der Winnetouunter den Blutsaugern. Ihr Vampire wärt schon lange ausgestorben, wenn ihr so agieren würdet. Oder wie sagt man da, gestorben seid ihr ja schon? Also, ihr wärt längst pulverisiert. Ich rate auch allen Nichtvampiren ab, diese Filme zu schauen. Das ist zusammengeklauter Schund für Teenies und Hausfrauen, die lange keinen guten Sex mehr hatten. Ich habe in einem Selbstversuch den ersten Teil an mir getestet: »Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen« – alleine für dieses Wortspiel im deutschen Filmtitel müsste ein Vampir drei Stunden auf die Sonnenbank. Aus Verzweiflung habe ich mich selbst gebissen.
    Gott sei Dank konnte ich mich filmtechnisch damals auf meine schwangere Frau verlassen. Es war schon seltsam in dieser Zeit, auch die härteste Action war okay, aber es durften keine Kinder oder Tiere dabei beschädigt werden. Das ging gar nicht. Hobbits und große Affen, die auf Hochhäuser in New York klettern, waren schon Grenzfälle. Aber Gudruns Reaktionen auf Abenteuer-Action fielen anders aus als zu unschwangeren Zeiten. Früher führten wir oft Realismusdiskussionen bei Actionfilmen. Ich habe ja vor vielen Jahren in meinem Programm »Zapped« die These aufgestellt: Geh nie mit einer Frau in einen Actionfilm! Du sitzt neben ihr im Kino, du spürst ihre kritischen Worte schon, bevor sie ihren Mund verlassen. Das Ausgesprochene ist nur noch der hörbare Teil der neben dir sitzenden weiblichen Energieform. Erst wird von den Frauen argumentativ ein Zeichen gesetzt: »Blöd!«
    Man denkt sich: »Sag jetzt nichts, sonst geht’s los.«
    »Blöhöd … Blöd blöd blöd.«
    »Ja, was ist denn da so blöd?«
    »Dieser tolle Held wurde jetzt schon zweimal von hundert Polizisten umzingelt, und zweimal ist der wieder irgendwie entkommen, wie

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