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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mittermeier
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das?«
    »Findest du nicht auch, dass du sehr nahe an der Windschutzscheibe bist?«
    »Nein. Ich hab hier nur kurz angehalten, um das Richtungsschild zu studieren.«
    »Schau, wir stehen hier seit zwei Minuten an der Bushaltestelle, und du starrst auf den Busfahrplan.«
    »Ooh, äh ja, ich versuche, den zu studieren.«
    »Hä? Von hier aus könnte nicht mal ich den Busfahrplan lesen.«
    »Siehst du.«
    »Aber wir brauchen jetzt auch nicht zu wissen, welchen Bus wir nehmen müssen, wir suchen mit dem Auto die Kreuzung nach Aufhausen.«
    »Stell dir mal vor, unser Auto springt nicht mehr an, dann wären wir froh, wenn wir die Buszeiten wüssten.«
    Wer findet das Loch in der Argumentationskette? Ist es wirklich nur die Eitelkeit, dass Frauen sich oft Jahrzehnte wehren, bis sie sich eingestehen, dass sie eine Brille brauchen? Die zweite Stufe ist, dass viele Frauen eine Brille haben, aber sie nicht benutzen. Sie haben sie zwar meist in ihrem Handtascheneinzelhandelslager dabei, sie liegt aber immer so tief versteckt, dass man in der Handtasche einen Stein nach unten werfen könnte, und der bräuchte etwa zwanzig Sekunden, bis er auf dem Boden aufkommt. Was soll man als Mann machen, wenn die Frau fragt: »Holst du mir bitte meine Brille aus meiner Handtasche?«
    Dann steht man da und schaut nach unten in das schwarze Loch. Das ist in etwa so wie im ersten Teil von »Herr der Ringe«. Die Gefährten stehen in den unterirdischen Ruinen von Moria an einem Brunnen und wollen wissen, wie tief das runtergeht. Einer wirft eine Fackel runter, und man kann das Licht nicht mehr sehen, wenn sie aufkommt. Nie würde es vorkommen, dass eine Frau, mit der man gerade ein Techtelmechtel angefangen hat, einem eröffnen würde, dass sie eigentlich eine Brille trägt. Da würde sie eher vor einem Busfahrplan verhungern. Ich erinnere mich noch an eine Kurzzeitbeziehung mit einer Mitstudentin. Einmal gingen wir nachmittags ins Kino. Es muss ein Film gewesen sein, den ich nur mitguckte, damit was geht. Hier spezifiziere ich: umzu poppen. Ja, so ist es, liebe Frauen, so selbstlos können wir Männer sein. Wie viele Männer sind innerlich elendig verhungert, während sie im Kino über die »Brücken am Fluss« gelaufen sind? Nur mit der einen Karotte vor Augen: »Das wird sie mir noch in hundert Jahren hoch anrechnen, dass ich so sensibel bin und Clint Eastwood auch ohne Knarre mag.«
    Also, meine damalige Studienfreundin und ich kamen in den Kinosaal, er war fast leer. Zielstrebig ging ich in die oberste Reihe, Mitte, um wenigstens die Grundregeln des Kinoschauens einzuhalten. Wenn schon Frauenfilm, dann wenigstens optimaler Platz. Aber sie setzte sich ganz nach vorne in die Mitte der zweiten Reihe. Zweite Reihe im Kino mit Riesenleinwand? Das ist der Platz für die, die eigentlich nur die Farben des Films sehen wollen, weil man da nichts mehr erkennen kann. Es ist einfach zu nah.
    »Wieso hier?«
    »Ich trage eine Brille.«
    »Dann setz doch deine Brille auf, und wir können uns nach hinten setzen.«
    »Ich habe sie jetzt gerade nicht dabei.«
    »Wie? Du wusstest doch, dass wir ins Kino gehen.«
    »Ja, aber man kann sich ja weiter vorne hinsetzen.«
    Ich bin mir sicher, es gab keine Lücke in der Argumentationskette. Noch nie hatte ich mir Sex so anständig verdient wie bei diesem Kinobesuch. Augen kaputt, aber Trieb befriedigt. Kommt daher vielleicht der Ausspruch »Onanieren macht blind«? Wichser, die zu nahe und zu oft an der Vorlage sitzen, ruinieren sich die Augen?
    Aber bei deiner schwangeren Frau, da lässt du dich gerne drauf ein, dass du in den Monaten ein bisschen für sie mitguckst. Ich dachte, solange ich Gudrun ohne gelbe Armbinde mit drei Punkten noch auf die Straße schicken kann, ist das ja gar nicht so schlimm. Aber die Natur hat in der Schwangerschaft bei Frauen einen ganz speziellen Mechanismus eingebaut. Die Sehkraft lässt etwas nach, dafür potenziert sich der Geruchssinn beiSchwangeren um das Tausendfache. Das Riechen gleicht die Defizite beim Sehen aus. Vielleicht ist das ja auch ein evolutionsartiger Schutz unserer Spezies. Stellt euch mal vor, damals in der Steinzeit, da stand Frau Neander hochschwanger am Höhleneingang und wartete auf ihren Neandertaler. Sie winkte ihm schon von Weitem zu. Der sich nähernde Säbelzahntiger war verwirrt: »So nett wurde ich noch nie von einer zukünftigen Beute begrüßt.«
    Sie gab ihm noch einen Willkommenskuss mit der Bemerkung: »Oh, Schatz, ich glaube, du solltest dir mal

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