Achtung BABY!
eine Zahnspange machen lassen.«
Da wären wir Menschen schon ausgestorben, bevor wir überhaupt entstanden wären. Bei meiner Frau war die Wahrnehmungsveränderung extrem. Wir saßen einmal im Biergarten, und plötzlich schnüffelte sie in die Luft: »Wir müssen uns hier wegsetzen.«
»Wieso?«
»Riechst du das nicht?«
»Schnüffel, schnüffel … nein.«
»Das musst du doch riechen.«
»Es riecht gut, wir sitzen hier in einem schönen alten Biergarten.«
»Da hat jemand vom Tisch da drüben ein furchtbares Parfum, das kann ich nicht riechen. Und einer an demselben Tisch schwitzt unfassbar.«
Ich versuchte es wirklich und sog die Luft ein wie ein alter Bergbauer seinen Lieblingsschnupftabak …
»Äh, ich rieche nix. Vom Nebentisch?«
»Ja, von dem dahinten am Eingang.«
»Da sind noch zwei weitere Tische dazwischen, und das riechst du?«
»Ja, es ist leider nicht auszuhalten.«
Das waren zwanzig Meter Luftlinie. Ich wusste gar nicht, dass man so weit riechen kann. Ich habe es dann erst mal mit der Angst gekriegt. Ich erinnerte mich plötzlich an »Das Parfum«. Der Typ hat auch alles gerochen, und am Schluss dann: Pofff!Ich sah kurz meine Frau als Serienkillerin, die lauter Menschen mit billigem Parfum tötet: »Das Stinken der Lämmer« oder »Das Schweigen der Stinker.«
»Michl, sei mir bitte nicht böse, aber lass uns wegsetzen.«
Das haben wir dann auch getan, an einen anderen Tisch … in einen anderen Biergarten … gut, wir haben auch den Stadtteil gewechselt … vielleicht sollte ich der Vollständigkeit halber anmerken, dass wir vorher noch ein paar Kilometer aufs Land rausgefahren sind … okay, nach Südtirol. Und ich wäre für meine schwangere Frau auch mit einem Ruderboot in Richtung eines anderen Kontinents aufgebrochen, wenn es ihr Wunsch gewesen wäre! In der Zeit habe ich mich mal mit einem Zigarrenraucher angelegt. Selbst ich als Mann habe Zigarrenraucher nie verstanden. Wofür raucht man was, das länger brennt als ein Sonnenwendfeuer, und das riecht, als ob es vor langer Zeit im Keller gestorben wäre – und nicht mal high macht? Zum Zweck der Gemütlichkeit? Wir saßen in einem Restaurant, in dem geraucht werden durfte, und direkt neben uns zündete sich einer eine Zigarre an in Größe einer Dynamitstange. Ich sagte nett zu ihm: »Wir essen gerade, würden Sie bitte die Zigarre ausmachen? Außerdem ist meine Frau schwanger, und es ist ja auch für das Ungeborene nicht gesund.«
Der Typ schaute mich an wie ein Baron sein Gesinde: »Des is a Kubaner!«
Der Verteidigungswillen für meine wachsende Sippe verlieh mir Argumentationsflügel: »Ach so. Das glaube ich gern, dass der Fidel Castro so seine Regimegegner entsorgt. Die werden exhumiert, getrocknet und dann, paff paff.«
»Wie bitte?«
»Human tobacco, und deswegen heißt so eine professionelle Zigarrenbox auch Humidor. Warum nennen sie das nicht gleich Urne?«
Leider hatte meine Argumentationskette wohl eine Lücke, denn der kubanische Inhalierer machte keine Anstalten, sein Mundlagerfeuer auszumachen. Da blieb mir als Mann natürlich nur eine Wahl: Auch in Südtirol gibt es gute Restaurants.
Dieser Hyper-Geruchssinn meiner schwangeren Frau hat mich fasziniert. Ich bin ja ein geborener Geruchskrüppel. Männer haben keinen Geruchssinn! Außer vielleicht ein paar Weinriecher – sogenannte Sommeliers –, aber das sind ja auch Männer, die glauben, dass Wein atmet. Unser erstes Parfum haben wir Männer meist mit 16 oder 17 von Mama geschenkt bekommen! In 30 Prozent der Fälle Drakkar Noir. Wenn’s der Vater gekauft hat, war es entweder Gammon, Tabac oder Old Spice. Ich hab das mal gegoogelt: Der meistgekaufte Männerduft ist Gammon. Liebe Mädels, schaut mal in die Badezimmerschränkchen eurer Freunde und Männer. Die gleiche Flasche Gammon hat der Durchschnittsmann noch mit 21, wenn er von der ersten langjährigen Freundin einen neuen Duft geschenkt bekommt. Aber Männer können mit Duft nicht umgehen. In den ersten zwei Wochen sprüht man sich dann ein wie Sau, bis irgendwann die Freundin sagt: »Uäch, du riechst so penetrant!«
»Du hast doch gesagt, das riecht gut!«
»Ja, aber das ist wie mit Essen. Nach vier Pizzen kotzt man auch.«
Der Gerechtigkeit halber muss man sagen, es gibt auch bei Frauen Ausnahmen in der Riechhitparade. Frauen, denen wohl schon bei der Geburt die Geruchsknospen entfernt wurden, wurden zu meiner Zeit Verkäuferinnen in den Parfümerieabteilungen großer Kaufhäuser. Und diese
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