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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mittermeier
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realistisch!«
    »Hier geht’s doch nicht um Realismus! Außerdem heißt dieser Film ›Auf der Flucht‹ und nicht ›Gekriegt nach fünf Minuten‹!«
    Uns Männern ist Realismus bei Actionfilmen relativ egal. Solange die gut gemacht sind, müssen die nicht unbedingt einen Drehbuchautor gehabt haben. Aber solche Szenen spielten sichnicht ab während der Schwangerschaft. Da guckten wir zum Beispiel einen Film wie »The Punisher«. Es ging gerade böse zur Sache, plötzlich hörte ich meine Frau neben mir weinen. Schwangere scheinen Actionfilme zu gucken wie Liebesfilme: emotional anfällig.
    »Was ist denn los?«
    »Der Arme ist jetzt tot.«
    »Das war doch der Böse.«
    »Aber warum muss er den gleich umbringen?«
    »Ääh, weil er sauböse war.«
    »Aber er war auch nur ein Mensch.«
    »Er war ein schlechter Mensch.«
    »Du sollst deinen Feinden vergeben, hat der Jesus gesagt.«
    »Aber da hat beim Jesus niemand vorher seine ganze Familie ausgelöscht und seinem besten Freund von hinten eine Kugel in den Rücken gejagt.«
    »Aber der Jesus hätte das friedlich gelöst.«
    »Super, klar, wenn der Held dem Bösen die andere Backe auch noch hingehalten hätte, wäre er selbst draufgegangen.«
    »Aber er hätte ihn auch gefangen nehmen und der Polizei übergeben können.«
    »Wie hätte er das machen sollen?«
    »Mit ihm reden.«
    »Aber der Böse hat einfach auf ihn geschossen, das war dann auch Selbstverteidigung.«
    »Es gibt immer einen anderen Weg.«
    »Der Böse war doch selber schuld.«
    »Sei doch nicht so grausam.«
    »Das ist das Gesetz im Actionfilm. Wer so blöd ist, stirbt halt.«
    »Buhuhuhuhuu.«
    Hab ich schon mal erwähnt, das man nie – nie – mit einer Schwangeren diskutieren sollte? Immer gut zureden: »Okay, Schatz, du hast recht, der Gute hätte mit dem Bösen reden und ihn zu überzeugen versuchen müssen, dass sich Verbrechen nicht lohnt.«
    »Meinst du das wirklich?«
    »Ja.«
    »Du bist doch ein Netter.«
    Ja schon, aber auf so eine Diskussion brauchte ich dann als Ausgleich einen Action-Splatterfilm. Ich schaute mir dann ganz alleine auf meinem Computer den Film »Doom« an: Der Held tötet alles, was bei drei nicht auf dem Baum ist. Und das Gute daran, in dem Film gab’s keine Bäume.
    Die Stimmungsschwankungen auf beiden Seiten nahmen monatlich zu. Gegen Ende der Schwangerschaft ist man kein vernünftig denkendes Pärchen mehr, sondern ein Konglomerat zweier hormongesteuerter Wesen. Zwei labile Halbpsychopathen auf dem Weg zur Geburt. Glücklich, aber nicht zurechnungsfähig.
    Ich möchte noch eine kleine Warnung für die Männer von schwangeren Frauen aussprechen: Wenn eure Frau euch während der Schwangerschaft – auch in den letzten Wochen – fragt: »Jetzt sieht man die Schwangerschaft schon ganz schön. Seh ich dick aus?«, dann antwortet nie: »Ja, die sieht man schön, da hast du recht.«
    Selbst wenn eure Frau schon einen füllenden Schatten auf Otti Fischer werfen könnte, tut einfach so, als ob ihr nichts seht, und sagt: »Nein, sieht man kaum. Das spielt sich so weg.«
    Realismusdiskussionen werden euch nicht weiterbringen.

[Menü]
    Duftnoten
    Wir haben schon über das Ernährungsverhalten schwangerer Frauen gesprochen. Aber auch die Sinne einer Schwangeren ändern sich entscheidend. Meine Frau sagte während der Schwangerschaft öfter zu mir: »Ich glaube, ich sehe schlechter.« Ich dachte erst, sie will mich auf den Arm nehmen, aber als ich – als Brillenträger – meiner Frau im Restaurant die Speisekartentafel an der Wand vorlesen musste, weil sie es für eine marmorierte Verzierung des Lokals hielt, wusste ich, dass da was dran sein musste. Eine Bekannte von uns hat das auch bestätigt: Während der Schwangerschaft hatte sie eine Dioptrie weniger Sehkraft. Gudrun zufolge ist das bei Schwangeren weitverbreitet. Allerdings haben Frauen grundsätzlich zum Sehen eine andere Einstellung als Männer. Wenn der Mann merkt, ups, ich bin Richtung Florenz gefahren und wollte eigentlich nach Koblenz, weiß er, dass er da was dagegen tun sollte. Ich habe früher Mädels erlebt, die im Auto mit dem Kopf so nah an die Windschutzscheibe gerückt sind, dass die Pupillen auf dem Glas Schlieren hinterlassen haben. Meine Frage war dann: »Meinst du nicht, dass es besser wäre, mal zum Augenarzt zu gehen?«
    »Wieso, ich sehe doch alles.«
    »Ja, das schon, aber es ergibt auch keinen Sinn, dass wir jetzt auch noch einen Scheibenwischer für die Innenseite brauchen.«
    »Wie meinst du

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