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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mittermeier
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da wirklich jemand, dass zum Beispiel der Chef reinkommt und flötet: »Ja, das haben Sie aber fein gemacht! Soll das ich sein?«
    Immer nur loben ist nicht gut für das weitere Leben. Spätestens beim Bund wird es schwierig. Nicht jeder kann verweigern, nicht jeder hat ein Gewissen. Und dann steht man da, und es gibt keine verschiedenen Wahlmöglichkeiten wie bei der Schule: Rütli oder Montessori. Nein, Bund ist Bund. Da gibt es nicht Kommiss oder Full Metal Waldorf!! Wäre natürlich schon reizvoll, Full Metal Waldorf, die neue Eliteeinheit der Bundeswehr. Da steht dann der Ausbilder und schreit die Rekruten an: »Den Falschen erschossen, aber das macht nichts, das war sehr kreativ!«
    Wenn die Waldorf Marines mit Holzgewehren nach Afghanistan geschickt würden, gäbe es bei der UNO-Bunthelmtruppeeinen anderen Umgangston: »So, jetzt nehmen wir uns an den Händen, tanzen den Namen der Einheit, und dann durchsuchen wir ein paar Rebellenhäuser, aber nicht drängeln.«
    Nur Folter im Waldorf-Style wäre wohl nicht ganz so effektiv: »Rekrut, jetzt ziehst du den wieder an, nimmst ihm die Elektroden ab, und dann entschuldigst du dich bei dem Taliban!«
    Man kann Kinder nicht für alles loben. Ein Mantra, das ich mir vor der Geburt noch eingetrichtert habe. Ich hatte schon Angst, dass auch ich die kritische Distanz zu meinem Kind verliere – zipp. Als Katzenbesitzer ist man da emotional vorbelastet. Auf Kinder und Katzen reagieren Erwachsene meist ähnlich dämlich. Als ich beispielsweise zum ersten Mal mit meinem Kater Neo zum Tierarzt gegangen bin, fragte mich ein Typ im Wartezimmer: »Ist das eine Katze?«
    »Nein, das ist ein Wildschwein. Aber das habe ich in ein ganz enges Fellkostüm gezwängt, und jetzt sieht es aus wie eine Katze!«
    Ich wüsste nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich mal mit meinem Kind zum Kinderarzt komme und dann so eine blöde Frage höre: »Ist das Ihr Kind?«
    »Nein, das ist aus Polen, das soll nur mal sehen, wie schön es hier in Deutschland ist.«
    Viele Mütter würden gerne mal blöd antworten, wenn sie so blöde Fragen kriegen. Beispielsweise, man kommt zum Kinderarzt rein ins Wartezimmer, und auch dort ist man nicht verschont vor intelligenten Fragen: »Ist Ihr Kind auch krank?«
    »Nein, aber es sieht gern andere Kinder leiden! Schau mal, der Kevin da, der stirbt bald, hehe.«
    So, jetzt habe ich ein ganzes Kapitel zum Thema Erziehung, Tipps und Ratschläge geschrieben, aber selber noch keine gegeben. Mit gutem Grund. Jeder muss selbst herausfinden, was der richtige Weg ist. Meine beste Vorbereitung war der zweistündige Paar-Geburts-Crashkurs etwa drei Wochen vor dem Geburtstermin.Danach hatte ich keine wirkliche Angst mehr, weil ich dabei kapiert hatte, was alles bei der Geburt so ablaufen wird, technisch, physisch und psychisch. Wir waren gewappnet. Es sollte unser größtes Abenteuer werden.
    You now enter the birth zone …

[Menü]
    Terminschwierigkeiten
    Früher kamen Kinder einfach auf die Welt, und wenn sie da waren, dann waren sie da. Was ich bis heute noch nicht wirklich verstanden habe, ist die Berechnung des Geburtstermins. Das einzig Gute ist, dass das Baby auch ohne Ahnung davon auf die Welt kommt. Dem Baby sind Terminvereinbarungen nämlich scheißegal. Viele Gynäkologen und Hebammen nehmen als allgemeingültige Berechnungsgrundlage immer noch die Rechenregel des Heidelberger Frauenarztes Franz Naegele (bitte jetzt keine billigen Namenswortspiele). Sie stammt aus dem 19. Jahrhundert. Wirklich wahr! Da denkt man sich, dass die heutige Medizin doch ein paar Fortschritte in der Geburtsdiagnostik gemacht haben müsste, vor allem in den vergangenen beiden Jahrhunderten, und dann wird da abgerechnet mit einer über 150 Jahre alten Formel. Also die Naegele’sche Regel legt den Entbindungstermin folgendermaßen fest: Das Datum des ersten Tages der letzten Monatsblutung plus sieben Tage minus drei Monate. Verstanden? Ich weiß noch, als wir das erste Mal bei der Frauenärztin waren und die uns das so ausgerechnet hat. Vor ihr saßen zwei hibbelige Glückshormonhaufen mit kompletter Rationalitätstrübung. Wir nickten beide: »Ja ja, jetzt wissen wir was!«
    Ich hatte das Gefühl, jetzt kommt gleich ein Sioux-Schamane rein und wirft mit Hühnerknochen um sich, um das Geschlecht zu bestimmen. Das mit dem »minus drei Monate« am Ende der Regel kam mir dann doch ein bisschen seltsam vor. Eine rückläufige Schwangerschaft? Kann man nur verstehen, wenn man denFilm »Das

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