Achtung BABY!
und Schmatzen. Es klingt etwas außerirdisch. So als ob ein ausgehungerter Dämon ohne Besteck das Gehirn seiner menschlichen Opfer verspeist: »Schlbbbchchffchchschbbbzzzz …«
Hannibal Lecter hat im »Schweigen der Lämmer« ähnlich geklungen. Aber es gibt für dieses akustische Akte-X-Phänomen eine natürliche Erklärung: Im Babykörper befinden sich kurz nach der Geburt noch ein ganzer Haufen Östrogene (ist Haufen die richtige Maßeinheit?), da liegen die Schleimhäute gesättigt aufeinander, sodass die dann wunderliche Töne erzeugen. Habe ich nachgelesen. Auf so was musst du auch erst mal kommen. Und irgendwann stellt sich einer an das Mikrofon und verkündet: »Der Oscar für Geräusche, Ton, Spezialeffekte geht an: Baby!«
Es ist wohl müßig zu erwähnen, dass wir Eltern diese schrägen Geräusche allesamt supersüß und niedlich finden: »Mei, wie putzig das klingt.«
Es waren Dutzende verschiedene Tonansammlungen, die wirentdecken konnten. Und bei jedem Gluckser kommentierten Gudrun und ich wie Stettler und Waldorf in der Muppetshow:
»Das klingt ja wie eine Auster mit Schweinegrippe.«
»Hört sich eher an wie ein Schwein, das eine kranke Auster gefressen hat, höhöhöhö!«
Da fragt sich doch der ein oder andere kritische Leser angesichts der »kleinen süßen Geräusche«, das soll alles sein? Stimmt, Babys machen auch Geräusche, die die Grenzen der ursprünglichen Bedeutung des Wortes sprengen. Außerirdisch und mit normalen Dezibelmessgeräten oft nicht mehr darstellbar. Das hört sich dann eher so an, als ob man einem hungrigen Dämon seine Menschenhirnwurstsemmel weggenommen hätte. Aber dazu kommen wir später noch.
Ab dem zweiten Tag war ich ein Profi im Wickeln. Ich konnte ja auch schon auf eine lange Karriere als Baby-Chefentwickler zurückblicken. Ich war tatsächlich der Erste von uns beiden, der Lilly gewickelt hat. Nach der Geburt und dem folgenden Familienkuscheln nahm mich die Hebamme im Kreißsaal zur Seite: »So, Herr Mittermeier, jetzt wird gewickelt.«
Ich war darauf noch nicht vorbereitet und habe einfach mal typisch männlich reagiert: »Äääh, ich?«
»Ja, wer sonst? Ihre Frau hat gerade eine übermenschliche Leistung abgeliefert, und jetzt sind Sie dran, auch wenn das nur ein dürftiger Ersatz ist.«
»Aber das äh, da öh, ich habe Angst, dass ich da was kaputt mache. Soll nicht lieber …?«
Wir Männer sind so. Wenn wir unsicher sind, lehnen wir lieber erst mal ab und schieben unsere Frau vor, mit dem männlichsten aller männlichen Argumente: »Schatz, du kannst das besser.«
Männer sagen diesen Satz zigmal im Repeat-Modus, bis die Frauen mit ihrem Standardsatz kontern: »Komm, ich mach’s selbst, bis du das hinkriegst, hab ich das schon viermal getan.«
Die Dümmere gibt nach. Da kann der Mann natürlich nichts lernen.
Liebe Frauen, das ist ein Teufelskreis!
Liebe Männer, bis ihr das kapiert habt, was ich gerade gesagt habe, hat sie das schon dreimal gemacht!
Ich bin nicht die Wiedergeburt des Feministen-Dalai-Lama, aber ich finde es schade, dass sich viele Männer vor allen möglichen Tätigkeiten drücken, die eigentlich kein geschlechtsspezifisches Kennzeichen tragen. Manchmal kann man das nicht nachholen. Eine Freundin hat meiner Frau erzählt, dass ihr Kind nur bei ihr einschläft und nie beim Vater. Jedes Mal, wenn sie das Kind dabeihaben und es gerade gemütlich wird, muss sie das Kind ins Bett bringen. Weil er anfangs auch immer gesagt hat: »Schatz, du kannst das besser.«
Wehret den Anfängen. Ich bin nicht besser als die anderen Männer, auch ich habe immer solche Anflüge von »lieber an die Frau abgeben«, aber ein Kind ist ein Zweierdeal. Jeder trägt seine Verantwortung, oder sollte es zumindest versuchen, so gut er kann. Aber an dieser Stelle möchte ich auch mal sagen, dass es mir auf den Sack geht, dass in Baby-und-Papa-Ratgeberbüchern alle Männer so hingestellt werden, als ob sie unfähige nichtüberlebensfähige Evolutions-Azubis seien. So Fußföhner. In einem solchen Buch (ich nenne keine Titel) werden Männer zum Beispiel aufgefordert, sich auch ein bisschen einzubringen bei der Geburt und nachher. Boah, wie knorke! Männer sollten auch den Spaß entdecken zu wickeln und, ich zitiere: »Wenn am Anfang die Windel nicht so perfekt sitzt, macht das gar nichts!« Das impliziert doch schon, dass wir Männer uns bei solchen Tätigkeiten ungeschickt und dämlich anstellen. Liebe Autoren dieses Werks: Ich hätte sogar MacGyver
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