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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mittermeier
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nicht, ob ich Gott oder dem Universum oder wem auch immer dankbar sein soll. Einfach danke an da draußen! Ich Papa. Vom ersten Moment, in dem ich meine Tochter gesehen habe, wusste ich, ich würde mein Leben für sie geben, wenn es sein müsste. Klar fragt man sich auch, würde die Kleine das auch für mich tun? Stell dir vor, du bist Jahre später mit deinem Kind im Wald unterwegs, du trittst aus Versehen in eine Bärenfalle, dein Bein ist gebrochen und eingequetscht. Trotz Abbinden blutet es unaufhörlich. Niemand hört euch rufen, ihr seid zu weit weg von allem. Du weißt, das wirst du nicht lange überleben.
    »Kind, bitte geh los und hol Hilfe.«
    »Aber ich will bei dir sein, Papa.«
    »Nein, du musst Papa helfen. Und deswegen musst du jemanden zu Hilfe holen, sonst geht es Papa schlecht.«
    »Okay.«
    Dein Kind zieht los, und nach einiger Zeit kommt es an eine Straße. Plötzlich fährt ein Spielzeuglieferwagen vorbei.
    »Hallo, Spielzeugmann, hallo, Hilfe!«
    »Wer bist du denn?«
    »Ich habe mich verlaufen.«
    »Was machst du denn hier? Bist du denn alleine hier?«
    »Klar. Kann ich die Matchbox-De-Luxe-Packung haben?«
    Ich will hier niemanden desillusionieren, aber man kann doch wenigstens mal drüber nachdenken. Denn du musst immer zu deinem Kind stehen. Immer und überall. Und das kann manchmal hart sein. Gute Freunde von mir haben eine kleine Tochter. Als der Vater mit ihr einmal an einer Fußgängerampel stand, stellte sich ein Rockertyp neben sie. Lange, Shampoo abweisende Haare, Totenkopflederkluft, beide Arme voll tätowiert. Die Kleine blickte fasziniert auf die Tätowierungen und sagte laut: »Du, Papi, schau mal, der Mann hat lauter Kritzikratzi am Arm.«
    Das ist so der Moment, wo man für sein Kind entwedereinstehen muss – oder nach unten schaut und verwundert sagt: »Oh, wo ist denn das Kind hergekommen?«
    »Aber Papi, du sagst doch immer, der David Beckham mit so Kritzikratzi an den Armen, der ist schwul.«
    Gibt es Momente, in denen man auch mal bei Rot über die Straße gehen darf, obwohl Kinder zuschauen?
    Der erste Tag ging vorüber mit Baby TV. Wir glotzten Baby, die gesamte erste Staffel. Etwas handlungsarm, aber sehr unterhaltsam. Wir schauten Lilly an, und sie schaute uns an. Immer wenn Lilly in unsere Richtung guckte, schmolzen wir dahin.
    »Sie erkennt uns, schau doch mal, wie sie uns anschaut.«
    »Wahnsinn.«
    Unsere Nachsorgehebamme Annette holte uns immer wieder auf den Boden der Realität zurück: »Sie kann nicht wirklich was erkennen. Sie nimmt nur Licht und Umrisse wahr.«
    »Aber sie hat mich gerade angeguckt.«
    »Auch Stevie Wonder schaut in einem Musikvideo in Richtung Kamera.«

[Menü]
    Wickel-Man
    Nach fast 18 Jahren Beziehung wachten wir am zweiten Januar zum ersten Mal zu dritt auf. Wir fingen gerade erst an, die neue Situation zu verstehen. Unsere Dialoge hätten aus einem Tarzanfilm stammen können:
    »Wir Eltern, ich Papa.«
    »Du Papa, ich Mama.«
    »Es war also kein langer Traum, es ist wahr.«
    »Wir sind endlich eine ganze Familie.«
    Wir hätten noch tagelang emotional weiterschwelgen können, aber da:
    »Du, Gudrun, die Kleine ist doch total gelb.«
    »Stimmt.«
    »Die hat Gelbsucht.«
    »Die Hebamme hat ja auch gesagt, dass das bei Neugeborenen oft vorkommt.«
    »Und Lilly hat so was Gelbes in den Augen.«
    »Eine Chinesin?«
    »Wir rufen Annette an!«
    Eine halbe Stunde später war unsere Nachsorgehebamme da, und sie blickte Lilly an: »Die ist doch gar nicht gelb.«
    »Doch, schau mal.«
    »Wo denn?«
    »Überall.«
    »Hmm.«
    »Besonders die Augen.«
    In dem Moment färbten sich Annettes Augen gelb, und ich erschrak: »Das ist ansteckend.«
    »Nein, ich hab Pippi in den Augen, weil ihr so süß aufgeregt seid.«
    »Aber die Kleine?«
    »Die hat gar nichts. Aber vielleicht solltet ihr mal den Vorhang waschen, der wirkt etwas gelblich.«
    Wir entdeckten beim Baby alle paar Minuten etwas Neues. Man braucht eigentlich eine Hebammen-Flatrate. Man will zwar nicht wegen jedem Scheiß anrufen, hat aber immer Angst, dass man etwas falsch macht. Annette war toll, die hat uns immer zwischen Irrsinn, Paranoia und Glücksdroge aufgefangen und geduldig alles erklärt, gezeigt und auch nur ab und zu gesagt: »Das solltet ihr besser euren Friseur fragen.«
    Doch plötzlich tauchte wirklich ein sehr seltsames Phänomen auf. Neugeborene Babys geben in den ersten Tagen Geräusche von sich, die sind irgendwie nicht von dieser Welt. Das ist so ein Glucksen und Schlatzen

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