Achtung BABY!
herausgefordert in der Disziplin »Wickeln mit Brotzeitpapier und Tesafilm«. Wir Männer mögen unsere Fehler haben, aber eine Grundunfähigkeit zur praktischen Babyhilfe sollte man uns nicht unterstellen. Das ist kontraproduktiv. Außerdem argumentieren diese Autoren völlig falsch. In der negativen Form zu schreiben, dass es irgendwann vielleicht besser wird, sagt uns Männern nichts. Das ist kein Ansporn. Da muss man uns schon eine Karotte vor die Linse hängen. Wickeln ist ja für Zweibeiner,die gerne Western gucken, eine überschaubare Aufgabe, und man sieht immer sofort, ob es geklappt hat. Also, Frauen, gebt uns unser kleines Erfolgserlebnis und lobt uns: »Du warst gut, Schatz!«
Viele von euch Mädels haben doch eine langjährige Erfahrung in Orgasmus-Mimikry, in diesem Fall ist das nichts anderes, nur mit ein bisschen weniger Geschrei. Wenn Männer in etwas gut sind oder es zumindest glauben, dann mutieren sie. Nach so mancher Entkernungsaktion drehte ich meine Runden durchs Haus: »Lasst mich durch! Ich bin es, der Retter der Beschissenen, der Beschützer von Windeln und Waschlappen: Wickel-Man!«
»Michl, komm mal wieder runter von deinem Trip.«
»Aber Gudrun, nur einer kann uns von dieser Scheiße erlösen!«
Okay, was ich aber gar nicht mache, das ist Fingernägel schneiden bei der Kleinen. Das kann ich nicht, das kann meine Frau besser! Ich hab’s versucht. Gut, ich war kurz davor, es zu versuchen. Aber als ich diese Babyfingernagelschere in der einen Hand hielt, in der anderen Lillys Händchen, und als ich dann auf ihre Fingerchen blickte, bekam ich die totale Paranoia. In einer Tagesvision sah ich, dass ich Lilly aus Versehen einen ganzen Finger wegschneide: »Gudrun, mach du das besser, ich will der Kleinen nicht jetzt schon eine Zukunft als Handmodel verbauen.«
Dann lieber öfter mal wickeln. Und nicht nur weicheiiges Schönwetterwickeln mit ein bisschen Pippi drin. Sondern dann, wenn es wirklich weich auf weich kommt. Ich erinnere mich an einen Besuch im Café, Lilly war eineinhalb Monate alt. Das Essen kam gerade auf den Tisch, und wir konnten der Luft um uns rum entnehmen, dass sich die Windel füllte. Und es war offenriechtlich (oioioioioi) nicht nur ein bisschen Stinker, sondern ein böser Kacken-Scheißen-Stinker. Das ist der Fachbegriff, wenn es schon hinten oben beim Kragen rausläuft. Meine erste Reaktion war: »Gudrun, du kannst das besser.«
Sie blickte mich amüsiert an und schlug mich mit meinen eigenen Waffen: »Hilfe, Wickel-Man!«
Da gab es kein Zurück. Und Minuten später konnte ich eine kleine Pressekonferenz abhalten: Operation gelungen, Stinker tot! Wenn man dann so was unter erschwerten Bedingungen in seiner nicht natürlichen Umgebung hinkriegt, ist man sehr stolz und froh, dass man es nicht abgegeben hat: »Hahaa, Windel-Zorro reitet wieder.«
Mich hat mal ein männlicher Bekannter ein paar Monate nach der Geburt von Lilly gefragt: »Wickelst du?«
»Klar. Und du?«
»Ich wickle nicht.«
»Wie? Gar nicht?«
»Nein.«
»Warum denn nicht?«
»Ich kann das … oder bin dafür nicht … das ist irgendwie komisch … und das ist so … also ich weiß nicht … ich wickle nicht.«
Das ist halt mal ein Argument. Da könnte man den Jahresparteitag der CSU mit versorgen. Ich habe damals nicht weiter nachgefragt. Da schien wohl ein Scheißtrauma vorzuliegen. Aber da versäumt er was. Wickeln ist ja das Stillen der Väter. Mama gibt Nahrung – Papa macht die Scheiße weg. Beim Wickeln herrscht so eine schöne Zweisamkeit zwischen Baby und Papa. Das sind ganz innige Momente, vor allem in den ersten Wochen, wo man ja sonst nicht so viel mit den Kleinen anfangen kann, außer Anglotzen und Dahinschmelzen. Die liegen ja nur in der Gegend rum. Beim Wickeln stand ich immer vor Lilly und habe sie genau beobachtet, wie verändert sie sich optisch, aber auch in ihren Bewegungen. Sie greift nach meiner Hand oder lacht, wenn man sie an den Füßen kitzelt. Später imitiert sie dann Bewegungen, die man selber macht, oder versucht, sich irgendwann plötzlich die Windel selber anzuziehen. Auch heute ist der Wickelmoment für mich wichtig. Wenn ich zu Hause bin, stehe oft ich in der Früh auf und versorge die Kleine. Es ist so wundervoll (dieses Wort trifft es wirklich am besten!) am Morgen, wenn ich in Lillys Zimmer komme und sie mich freudig anlächelt und mittlerweile auch begrüßt. DasSchöne ist, Lilly ist am Morgen eigentlich immer gut drauf. Egal, wie hart die Nacht war, ob
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