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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mittermeier
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bleicher, und ich wusste, es würde mir diesmal sicher niemand glauben, dass die anderen zwanzig Touristen im Boot mich angekotzt hätten. Ich habe noch ein paar Sekunden versucht, mit tiefem Atmen cool zu bleiben. Ich dachte mir, wer als Erster von zwanzig zum Kotzen geht, der ist das Glasbodenbootweichei. Andererseits: Auf das Glas zu kotzen ist sicher auch nicht so toll für die Stimmung. Und ich war mir sicher, ich würde nicht lange alleine bleiben und auch andere Speiberles würden sich outen. So entschied ich mich für das Allgemeinwohl. Mit einem »Die Unterwasserwelt ist eh total überschätzt« bin ich an die Reling gegangen. Mir war so bist-du-deppert-schlecht und ich glaube, die Geräusche die ich damals von mir gab, klangen nicht sonderlich appetitlich, eher so wie ein Dämon, dem sauschlecht ist, weil er Gammelhirn gegessen hat. Kaum draußen, ließ ich der grausamen Natur ihren Lauf. Alles musste raus. Was ich vorher nicht mitbekommen hatte: Am Glasboden ging es noch einigen anderen schlecht, aber keiner wollte der erste Kotzdepp sein. Dann drehte sich einer zu mir nach draußen um und rief: »Hey, da kotzt einer, iiiiih büääch!«
    Willkommen zum Domino Day auf Mittermeier TV. Einer blickte zu mir rüber und kotzte dann stante pede auf den Glasboden, und sofort: GAU – Kettenreaktion. Da war was los. Ein klein wenig war ich schon froh, so war ich nicht so alleine in meinem Schmerz. Die große Preisfrage, die sich hier natürlich stellt, ist: Hätte ein Spuckiluckituch hier das Schlimmste verhindert?

[Menü]
    Durchschlafen
    Schläft Lilly nach all dem Wahnsinn nun durch oder nicht? Und wenn ja, wie hat der Mittermeier das gemacht? Vor Kurzem habe ich mich mit einem befreundeten Vater getroffen, und wir sind ein bisschen um die Häuser gezogen. Spätnachts, nach einigen Whiskys, ging es um die Frage, warum die Kinder eigentlich so schlecht schlafen. Oder wer wen aufweckt? Die Babys die Eltern? Oder wachen Babys auf, weil die Eltern nicht schlafen können? Es könnte ja sein, dass Babys alle eigentlich durchschlafen würden, und es sind die Eltern, die nachts aufwachen und Unruhe verbreiten. Ich erinnere mich noch an die geflüsterten Dialoge nachts im Bett. Gudrun und ich diskutierten wie Einbrecher kurz vorm Einsteigen: »Du, ich glaube, ich habe was gehört.«
    »Ist sie wach?«
    »Soll ich mal schauen?«
    »Ja, schau du nach!«
    »Du kannst das besser.«
    Eine Minute später stand dann einer auf und stupste das Kind leicht an.
    »Wuäääöööö …!«
    »Du, es schreit!«
    Vielleicht ist das der Grund – dass das Kind Angst hat, dass gleich wieder Vater oder Mutter kommt und es anstupst. Es hört nur leichte Bewegungen und: »Uah, der Papa stupst wieder!«
    Diese Theorie hat den Morgen danach nicht überlebt. Mir ist es inzwischen egal, denn: Lilly schläft durch. Ja. Ällabätsch! Undzwar seit dem 9. Juni 2008. Ich weiß das deshalb so genau, weil es einen Auslöser gab. Ich habe vorher schon viele Tipps von Müttern bekommen, wie man seinem Kind das Schlafen beibringt. Es gibt ganze Bücher darüber. Ich habe mich darüber mal mit Anke Engelke unterhalten. Sie sagte, ich müsse taff sein. Es sei wie ein kleines Machtspiel: Die Kleine in ihr Bettchen legen, ein paar Minuten schreien lassen, wieder reingehen, sie beruhigen, »alles ist gut, Papa und Mama sind da, du bist nicht alleine«, wieder rausgehen, ein paar Minuten schreien lassen, wieder reingehen, sie beruhigen, ein paar Minuten schreien lassen und so weiter. Und dann nach und nach die Zeitintervalle dazwischen immer weiter ausdehnen. Zum Schluss riet sie mir: »Du solltest dir einen guten Musikkopfhörer besorgen.«
    Ich habe mich auf eine harte Zeit gefasst gemacht. Aber dann kam alles anders. Es war die Zeit der Fußball-Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz. Als alte Fußball-WM-und-EM-Fans wollten Gudrun und ich natürlich möglichst alle Spiele angucken. Ich hatte mir während der ganzen Europameisterschaft tourfrei genommen. Aber mit Lilly in unserem Schlafzimmer machte Fußball schauen keinen Spaß. Kein lauter Ton, kein Mitgrölen, kein Beschimpfen der Spieler, also alles, was sonst einen guten Fernsehfußballabend so ausmacht. Am 9. Juni spielten die Niederlande gegen Italien. So ein Spiel darf man natürlich nicht versäumen. Deshalb habe ich kurz vor Anpfiff Lilly auf meinen Schoß gesetzt, ihr in die Augen geguckt und gesagt: »Lilly, Papa und Mama wollen heute Abend Fußball schauen, Niederlande gegen

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