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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mittermeier
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irgendwie haben Babys manchmal die Fähigkeit, dieses Tuch wie von Geisterhand verschwinden zu lassen. Verschwindenlassen ist genau das richtige Wort. Jedes Mal lege ich mir das Spucktuch auf die Schulter, sodass es eigentlich nicht runterfallen kann. Es wird beschwert mit dem Kind – aber in der Sekunde, bevor das Köpfchen das Spucktuch berührt, ist das Spucktuch weg. Babys können noch nicht greifen, aber Spucktücher verschwinden zu lassen ist kein Problem. Ich habe damals auf die Erfindung »Spucktuch mit flächigem Klettverschluss« gewartet. Ich glaube zwar, selbst dann hätte Lilly Möglichkeiten gefunden, es von der Schulter verschwinden zu lassen, aber es hätte mal zumindest eine kleine Chance gegeben, unangekotzt zu Bett zu gehen. Wenn mir das früher einer gesagt hätte, du wirst mal auf jemanden in deinem Leben treffen, der dich ankotzen darf – Gott sei Dank hat das meine Frau noch nicht ausprobiert. So was wäre schon ein kniffliger Beziehungstest: »Schatz, halt mich fest, mir geht’s nicht so gut, wuäääch spotz spotz spotz …«
    Dann am besten ganz fest an den Satz denken »In guten wie in schlechten Zeiten«. Aber das ist der Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern. Wenn Kinder spucken, ist das nichts Schlechtes. Nur mal kurz sei erwähnt, so kleine Babys können schon mal so eineinhalb Meter weit spucken. Und wenn Babys es richtig rauslassen können, ist das ein Kriterium für Glück und Gesundheit. Es gibt das alte Sprichwort, das von Großeltern und Hebammen seit Ewigkeiten kolportiert wird: »Speikinder sind Gedeihkinder.« Wie unsere Nachsorgehebamme sagte: »Speikinder, aus denen wird was.« Ich dachte mir erst, na toll, was wird dann aus so einem? Ein Weitspuckerprofi? Oder Fußballer. Die spucken ja pro Spiel mindestens vier Liter auf den Rasen, gut zwei Drittel davon durch die Nase. Aber es steht auch in Babyhandbüchern,dass Speikinder erwiesenermaßen eine größere Überlebenschance haben. Die Schwaben sagen zum Beispiel: »Speiberle ist Bleiberle!« Kotzer leben länger? Das stimmt schon, wenn man bedenkt, wie viele Rockstars es eben nicht rausgelassen haben und an ihrer eigenen drinbehaltenen Kotze erstickt sind! Jim Morrison und Bon Scott waren anscheinend keine Ausspucker. Schade. Ich hab mir mal die Szene vorgestellt, wie ein schwäbischer Arzt Jimi Hendrix findet, der gerade an seinem Unerbrochenen erstickt und röchelt: »Öchöchröch …«
    »Ja ja, Speiberle ist Bleiberle!«
    Mir gibt so was ja Hoffnung, weil ich zugeben muss, ich war immer ein Kotzer. Mein Magen ist nicht besonders robust. Raufundrunter-Fahrgeschäfte auf dem Volksfest oder Boot fahren sind Disziplinen, bei denen ich eigentlich nicht ohne Spuckiluckituch mitmachen sollte. Und als Mensch mit leicht zu erschütterndem Magen hat man es nicht leicht im Leben. Ich musste mal als Jugendlicher auf dem Volksfest mit zwei Kindern von Freunden meiner Eltern Schiffschaukeln gehen. Und ich hatte auch schon ein bisschen zu viel getrunken. Erst mal vorweg: Nie wieder musste ich mit den beiden was machen. Und was soll’s, Kotze geht wenigstens leicht wieder aus den Klamotten raus. Das Schiffschaukeln hat sozusagen alles aus mir rausgeholt. Als wir wieder im Bierzelt zum Tisch unserer Eltern kamen, habe ich sofort gesagt, die beiden hätten mich vollgekotzt und nicht umgekehrt. Bis heute haben die Indizien-Beweise – Wind-/Schaukelrichtung und warum die beiden auch die Haare voll Kotze hatten – zu keiner Verurteilung geführt. Ich habe damals zu meinen Eltern gesagt: »Ich bin euer Sohn, wollt ihr mir, eurem Fleisch und Blut, glauben, oder den beiden? Ihr müsst euch für eine Seite entscheiden. Außerdem, wer wird eure Rente zahlen?«
    Freispruch.
    Mein härtestes Seekrankheitserlebnis als Spucker hatte ich 1992 vor Key Largo (für die Bayern: das ist in Florida, und das wiederum ist in den USA). Wir sind damals mit einem Glasbodenbootrausgefahren. Glasbodenboot, das hört sich super an, du stehst im trockenen Boot und kannst dir durch den durchsichtigen Glasboden die Unterwasserwelt von oben anschauen. Ich sah damals cool aus, braun gebrannt, Bandana um den Kopf (das ist so eine Art Piratentuch). Mir hat leider vorher keiner gesagt, dass es für Leichtmagenmenschen das Schlimmste ist, sich ins Schiffsinnere zu begeben und nach unten zu schauen. Da stand ich nun und guckte mir interessiert Floridas Unterwasserwelt an, merkte aber nach etwa einer Minute, da stimmt was nicht in mir. Ich wurde bleicher und

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