Achtung: Die "Monsters" kommen!
ängstlich auf ihre Einkaufstüten schauten — daß keiner die mitnahm.
Tim schob sich zum hinteren Teil. Dort
summten Stimmen. Zigarettenqualm wölkte umher. Nicht nur deutsch wurde geredet,
sondern eindeutig auch nahöstlich.
Mit einer Handbewegung hielt Tim Carina
und Klößchen zurück, spähte an einer Säule vorbei und entdeckte drei Tische mit
dunkelhaarigen, orientalischen Männern.
Tim deutete auf einen kleinen Tisch im
vorderen Teil, und die drei setzten sich. Der Tisch stand dicht an der mit
künstlichem Weinlaub begrünten Spalierwand.
„An drei Tischen sind Typen wie
Teppichhändler“, sagte Tim leise. „Du kannst sie von hier aus sehen, Carina.
Alle anderen sind Inländer.“
Carina nickte.
Tim hatte ihr jenen Stuhl gegeben, der
am günstigsten stand. Sie brauchte sich nicht zu verrenken, um in den hinteren
Teil zu blicken. Weil sie sich hier sicher wähnte, nahm sie die Sonnenbrille
ab.
„Was soll’s sein?“ fragte die
Serviererin.
Sie trat so dicht an den Tisch, als
wollte sie ihn mit der Hüfte umkippen.
Carina bestellte Tee. Tim schloß sich
an.
„Und was gibt es sonst?“ fragte
Klößchen. „Vielleicht Kakao und Schokoladenkuchen?“
„Für dich haben wir auch das“, lächelte
die Bedienung.
Kaum daß sie zum Büffet
zurückschlurfte, setzte Carina rasch die Sonnenbrille auf. Eine erschreckende
Geste.
Tim begriff sofort und wandte den Kopf
etwas, so daß er den Typ wahrnahm, der jetzt aus dem hinteren Teil kam.
Ein Perser. Er sah aus wie der Sohn
eines Teppichhändlers, trug Jeans und einen weißen Tennispullover mit roten
Streifen am Halsausschnitt.
Der junge Kerl war groß und stämmig,
hatte ein düsteres Gesicht und drei goldene Ringe an der rechten Hand. Er ging
am Büffet vorbei und verschwand hinter einer Tür. Auf ihr stand ZU DEN
TOILETTEN.
„Ist das Ali oder Hasan?“ fragte Tim
leise.
„Ich glaube, Ali.“
„Den sehe ich mir aus der Nähe an“,
sagte Tim. „Das geht beim Händewaschen ganz gut.“
Er stand auf.
Hinter der Toilettentür war ein Gang.
Die Luft roch scharf nach Desinfektionsmittel. Auf halber Strecke zu den
Toiletten hing ein Münzfernsprecher an der Wand.
Dort stand Ali, den Hörer am Ohr. Ein
dicker Finger wählte noch, und dabei bewegten sich die bläulichen Lippen, als
seien Ali die deutschen Ziffern ganz und gar nicht geläufig.
Tim setzte seine
Mich-interessiert-gar-nichts-Miene auf, sockte vorbei, trat ins Herrenklo,
legte einen Finger an die Kante, so daß die Tür nicht ganz schloß, und lauschte.
„Du, Lechner“, sagte Ali. „Du mich
hören? Hier Hasan. Du verstehen? Du heute Geld bringen. Sonst wir dich machen
kaputt. Du verstehen?“
Der Bedrohte verstand offenbar und
redete lange.
Lechner? überlegte Tim stirnrunzelnd.
Wie Bettina Lechner. Aber die ruft er wohl nicht an, der Monsterkerl.
Hasan, der nicht Ali war — was man
Carina nachsehen mußte sagte: „Du plötzlich zu Geld gekommen? Gut, gut! Du uns
schulden 25 000 Rials (persische Währung) — nein, D-Mark. Du bringen.
Gut, gut! Nicht vergessen. Sonst Folter für dich.“
Der Hörer wurde eingehängt, und Hasan
kam ins Herrenklo, wo Tim sich eifrig die Hände wusch.
Hasan verschwand in der nächsten
Abteilung und ging dann in die Teestube zurück, ohne seine Hände unter der
Wasserleitung zu säubern.
Tim war damit beschäftigt, seine
braunen Locken zu kämmen. Mit den Fingern, natürlich, denn sein einziger Kamm
steckte im Kulturbeutel, und der stand im Internat.
Tim dachte immer noch noch, Lechner?
Und er ist plötzlich zu Geld gekommen. 25 000! Wie kriegt man die von vorhin
auf jetzt? Manche arbeiten dafür ein ganzes Jahr. Aber denen wird auch nicht
mit Folter gedroht. Was lief da? Eine Erpressung? Du uns schulden... das
konnte man so und so auslegen. Zumal Hasan sprachlich noch im Kindergarten war.
Carina und Klößchen blickten
erwartungsvoll.
Tim berichtete leise, während der
servierte Tee ihm ins Auge dampfte.
„...gibt es den Namen Lechner
sicherlich häufig.“ Tim trank einen Schluck. „Trotzdem biegen sich mir die
Zähne nach hinten, denn mit Phantasie und Logik muß man einen Zusammenhang
herstellen.“
„Welchen?“ fragte Klößchen. Dann winkte
er mit der linken Hand.
Unglücklicherweise hielt er mit ihr
gerade die Kakaotasse. Ziemlich viel von dem braunen Getränk schwappte heraus.
Klößchen schob den Kuchenteller über den Fleck.
Das Winken galt Gaby und Karl, die
durch ein straßenseitiges Fenster hereinblickten. Nur
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