Achtung: Die "Monsters" kommen!
Weg vor sich, die Herrlichwetter-Gasse hinunter.
„Hinterher!“ sagte Tim. „Aber ihr macht
langsamer, damit’s nicht auffällt. Ich halte Anschluß.“
Er rannte los. Eine ungute Ahnung
beschlich ihn. Vielleicht waren die beiden volljährig, und mindestens einer
hatte einen Führerschein samt Auto. Was dann?
Und mein Rennrad, dachte Tim, steht vor
dem Bankhaus. Jetzt brauche ich’s. Klar, bei grüner Welle hätte ich keine
Chance. Da hängt ein Kfz mich ab. Aber wenn alle naselang rote Ampeln Halt
gebieten, könnte ich erfolgreich verfolgen.
Die Perser liefen bis zum Luther-Platz.
Hasan schloß einen grauen VW auf. Sie
stiegen ein.
Tim hätte fast auf den Boden gestampft.
Doch die Enttäuschung verdampfte. Dort drüben war ein Taxistand. Was für ein
Glück! Ein Wagen wartete.
Tim drehte sich um.
Seine Freunde waren noch weit entfernt
und reckten die Köpfe. Er winkte ihnen, sich zu beeilen.
Hasan hatte Schwierigkeiten, aus seiner
Parklücke rauszukommen.
Abstellflächen für Autos gehören
heutzutage zum Kostbarsten, leider. Deshalb geht jeder Kfz-Lenker sparsam damit
um und nutzt auch die letzte Handbreit Boden. Stoßstange an Stoßstange
quetschten sich die Atemluftkiller an Bordsteinen entlang, und Hasans VW hatte
man hinten und vorn zugeparkt, als wolle man ihn festnageln.
Doch jetzt schob sich das Heck auf die
Fahrbahn.
Tim blickte zum Taxi hinüber — und
erschrak.
Ein anderer Kraftdroschkenkunde nahte,
kam aus der Grünanlage hinter dem Kirchlein dort und hielt so schnurstracks auf
das Taxi zu, daß seine Absicht eindeutig war.
Nicht mir mir! dachte Tim. Ich bin
vorher da.
Er flitzte los — quer über den
Lutherplatz, wich einem Bus, zwei Limousinen und einem Radler aus.
Der andere Taxikunde hatte Tim bemerkt
und beschleunigte den Schritt.
Tim zog einen Spurt an.
Auch der andere rannte. Er war noch im
Jünglingsalter, etwa 18, trug Jeans und hatte eine Regenjacke über die
Schultern gehängt, was sich jetzt als hinderlich erwies.
Tim schaffte es.
Mit knapp drei Menschenlängen Vorsprung
hechtete er an die Taxitür. Kaum wollte er sie — auf der Beifahrerseite —
öffnen, als er eine Hand auf der Schulter spürte.
Tim wurde herumgerissen und vor die
Brust gestoßen.
„Das ist mein... Taxi“, raunste der Typ
ihn an.
Er keuchte vom Rennen und war deshalb
sauer: ein stabiler Kerl mit hellblondem Stoppelhaar. Die Linien in seinem
Gesicht verliefen so gerade wie der Bürstenhaarschnitt. Tim sah in wasserhelle
Augen. Am linken Ohr steckte ein kleiner goldener Ring.
„Langsam, Lockenköpfchen!“ sagte der
TKKG-Häuptling. „Ich war eher da.“
„Du wartest. Oder du gehst zu Fuß.“
„Ich wiederhole mich nicht gern. Aber
für dich tue ich’s: ich war zuerst da.“
„Verpi dich! Iiiiich nehme das Taxi.“
„Mit welchem Recht?“
„Du nervst mich, du Köter. Mit dem
Recht des Stärkeren, wenn du’s genau wissen willst.“
„Blutiger Kampf ums Taxi“, lachte Tim.
„Ein düsteres Kapitel aus dem Alltag des leidgeprüften Großstadtmenschen. Aber
jetzt ist es genug, Lockenköpfchen. Ich war der erste — und dabei bleibt’s. Der
nächste Mietwagen kommt gleich. Kannst ja inzwischen deinen Ohrring polieren.“
Tim blickte nach links, wo eben der
Perser-VW um die Ecke verschwand.
Höllisch knapp wurde das jetzt und
außerdem...
Aus dem Augenwinkel bemerkte Tim die
wischende Bewegung. Unfaßlich! Der Bürstenkopf wollte tatsächlich das Recht des
Stärkeren, für den er sich hielt, durchsetzen.
Tim tauchte unter dem Schlag weg,
rammte einen Ellbogen auf guttrainierte Bauchmuskeln. Und kickte gleichzeitig
mit gou-sao-tui (Kung Fu-Fußtechnik ) gegen Bürstenkopfs Standbein.
Gaby, Carina, Karl und Klößchen kamen
heran. Sie blickten auf den Typ hinunter. Er wälzte sich am Boden, preßte beide
Hände an den Magen, blieb dann auf der linken Seite liegen und krümmte sich
schrecklich.
„Er hat angefangen“, sagte Tim
entschuldigend zu Gaby, die Gewalt überhaupt nicht mag.
Seine Freundin schien ihn nicht zu
hören. Sie starrte auf den Niedergestreckten.
„Du verdammter Mistkerl!“ rief der
Taxichauffeur.
Er war aus seinem Wagen gesprungen und
kam vorn herum.
„Finde ich auch“, nickte Tim. „Benimmt
sich wie die Axt im Walde und...“
„Dich meine ich, du Mistkerl! Du hast
ihn niedergeschlagen. Brutal! Der junge Mann ist verletzt.“
O weh! dachte Tim. Dieser Berufsfahrer
hat nichts mitgekriegt oder kann die Situation nicht mehr einschätzen —
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