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Achtung: Die "Monsters" kommen!

Achtung: Die "Monsters" kommen!

Titel: Achtung: Die "Monsters" kommen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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durch vier
hohe, beinahe gotische Fenster mit Butzenscheiben. Dahinter war Bewegung. Ging
Mama auf und ab? Hatte sie etwa Besuch?
    Männi lenkte den Rolls in die Garage,
rollte Umhang und Satansmaske zu einem handlichen Bündel zusammen, wählte den
Weg über den steinplatten-belegten Vorplatz der Garage, über Terrasse oder
Rasen oder gekiesten Pfad zur Kellertür, zum Dienstboten-Eingang oder zur
Wendeltreppe. Sie führte zu der südseitig angebauten Dachterrasse hinauf.
Praktisch zwar, aber auch eine Einladung an Diebe und Einbrecher. Außerdem
verschandelte dieser Anbau die Villa. Freilich — nur wer in dem großen Garten
spazierte, bemerkte diese architektonische Entgleisung. Denn rundum an Mauer
oder Zaun schirmten Tannen, Fichten, Ulmen, Zedern das Grundstück ab als
Sichtblende, als Wall, als Umrahmung für Kneckschen Grundbesitz.
    „Määänniii! Bist du’s?“
    Er hatte die Portaltür hinter sich
geschlossen und stand in der Eingangsdiele. Sie war eher ein Saal. Türen nach
allen Seiten. Hinten der Kamin. Teppiche, antiquarische Möbel und die breite
Marmortreppe nach oben.
    Mamas Stimme kam aus dem blauen Salon.
    „Määänniii! Hörst du nicht?!“
    Männi hörte, legte sein Bündel auf eine
Truhe aus dem 16. Jahrhundert und schlurfte in den blauen Salon, wo Adelheid
Kneck mit zwei Damen beim Portwein saß.
    Artig begrüßte der Boss aller Monster
Mamas Besuch: die Gräfin Plinsenheim, der die Tränensäcke bis fast zu den
Mundwinkeln hingen, und die Altersforscherin Professor Dr. Juliane Gruftnetzky.
Diese Dame, die trotz ihrer 82 Jahre noch beidhändig Tennis spielte — sie
schlug nur Vorhand-Bälle trank täglich eine ganze Flasche Portwein. Ihr Gesicht
hatte inzwischen dessen Farbe angenommen, also rötliches Lila — das in diesem
Frühjahr als Modefarbe ,in’ war.

    „Hast wohl wieder in der Stadt
rumgelungert, Männi.“ Adelheid drohte mit dem Finger. Zu den Damen sagte sie:
„Es ist schrecklich mit dem Jungen. Wenn ich nicht darauf achte, hat er nur
dummes Zeug im Kopf.“ Und wieder zu Männi: „Wir haben Appetit. Sei brav und mach
uns ein Ragout fin (Fleischgeschnetzel). Mit einem Spritzer
Zitronensaft.“
    Männi errötete bis hinauf zur Glatze.
Mußten diese alten Weiber denn wissen, daß er hier im Haus die Köchin ersetzte?
Aber er nickte. „Ich kann’s versuchen, liebe Mama.“
    „Versuchen? Warum stellst du dein Licht
unter den Scheffel? Dein Ragout ist noch besser als dein Himbeerpudding.“ Und
zu den Damen: „Wenn der Junge mich nicht so herrlich bekochen würde, wäre ich
vermutlich schon tot.“
    Während Männi hinausging, rief sie ihm
nach: „Aber binde die Schürze um. Sonst hast du wieder Flecken auf der Hose.“
Männi warf noch einen Blick zurück.
    Seine Mutter thronte kerzengerade in
einem hochlehnigen Sessel. Sitzend merkte man ihr die Arthrose ( Abnutzung )
in den Kniegelenken nicht an. Leider lief sie sehr steifbeinig. Es wirkte immer
ein bißchen, als hätte sie in die Hose gemacht; und Männi war es peinlich, wenn
sie — beispielsweise im Theater — während der Pause laut fluchend feststellte,
sie würde den weiten Weg zur Toilette nicht mehr schaffen.
    Adelheid war im Januar 75 geworden. Sie
überragte Männi um einen halben Kopf und hatte Knochen wie ein Gaul. Wenn sie
die volle Kraft ihrer Stimme einsetzte, erzitterten Gläser und Tassen auf den
Tischen, in den Schränken, sogar in der Geschirrspülmaschine.
    Männi schleppte erst sein Bündel hinauf
ins sogenannte Knabenzimmer. Das hieß immer noch so, obwohl er längst kein
Knabe mehr war.
    In der Küche öffnete er mehrere Ragout
fin-Dosen — fünf, um genau zu sein wußte er doch, daß die drei Damen fressen konnten
wie eine austrainierte Fußballmannschaft. Beim Schneiden der Zitronenschnitzel
schweifte sein Blick in den nun schon dunklen Garten zur Ulme.
    16 Ulmen wuchsen, standen, gediehen im
Garten. Aber eine war Männis Ulme, denn dicht bei ihr in der schwarzen Erde
hatte er sein Versteck angelegt.
    Niemand wußte davon.
    Das Versteck bestand aus einer Grube.
Sie war mit Brettern abgedeckt, auf denen Grasbatzen lagen, und doppelt so groß
wie ein Grab.
    Ebenfalls mit Brettern hatte Männi die
Grube ausgeschalt, weil an den Rändern die Erde gern rieselte. Drei mittelgroße
Metallfässer — stark angerostet, aber immer noch stabil — befanden sich im
,Versteck’. Die Fässer enthielten TCDD, das tödliche Gift. Das war Männis
eiserne Reserve für den Tag X, an dem er losschlagen und die

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