Achtung: Die "Monsters" kommen!
wenn er woanders keine Fuhre
kriegt. Während der nächsten zwei Stunden ist was los. Später — so ab 21 Uhr —
wird er dann öfter hier anlaufen.“
„Verbindlichsten Dank!“ sagte Tim und
schloß die Tür.
„Ab 21 Uhr“, wiederholte Gaby, die
mitgehört hatte. „Das heißt, du wirst heute spätabends mit der Strickleiter aus
dem Internat abhauen und hier antanzen.“
„Nicht nur Tim“, sagte Klößchen, „ich
bin dabei. Wenn es um Recht und Gesetz geht, pfeife ich auf meine Nachtruhe.
Man muß Opfer bringen — und nicht nur für die Negerkinder.“ Er reckte sich.
Carinas Mundwinkel zuckten, aber sie verbiß sich das Lachen.
Tim legte wieder den Arm um seine
Freundin.
„Was die Monsters betrifft, haben wir
jetzt erstmal Ermittlungspause. Doch deshalb drehen wir nicht Däumchen, wie?
Die Arbeitsstunde haben wir sowieso verpaßt, das internatsübliche Nachtmahl mit
Kerzenlicht und Tischmusik auch. Also können wir uns gleich auf die nächste
Sache werfen.“
„Wieso Kerzenlicht?“ fragte Klößchen.
„Und Walkman-Berieselung bei Tisch ist doch verbo... Ach so, du machst Spaß. Auf
welche Sache schmeißen wir uns?“
„Lechners! Bettina, die Kassiererin,
und ihr Mann oder Bruder. Oder Cousin. Oder... Kann ja sein, daß ich mich
täusche. Wäre schön. Denn diese Frauensperson tut mir irgendwie leid.
Mittäterin ist sie bestimmt nicht. Dann wäre keine Träne geflossen. Aber
Mitwisserei ist schlimm genug.“
„Ich vermute, du wirst anrufen“, sagte
Gaby.
„Schon gewonnen.“
Karl schlang die langen Arme um sich
und wippte in den Knien. „Telefonzelle! Telefonbuch!“
Sie sahen sich um.
Gaby entdeckte eine Telefonzelle auf
der anderen Seite des Luther-Platzes.
Sich zu viert hineinzuquetschen, war
nicht möglich.
Tim übernahm das Telefonieren und
behielt Gaby dicht neben sich. Sie drückte die Tür so weit auf, daß Karl und
Klößchen mithören konnten. Klößchen futterte den Rest seiner Schokolade, und
diese Tatsache begann, Unruhe in ihm auszulösen. Bald schlossen die Geschäfte.
Null Abendessen. Nächste Rettungsstation erst das Frühstück. Wie, zum Henker,
sollte er die lange Nacht überleben?
Gaby half Tim beim Umblättern. Etliche
Lechners standen im Telefonbuch. Nur eine Bettina war verzeichnet.
Tim nahm ein sauberes
Papiertaschentuch, riß es durch und stopfte sich eine Hälfte in jede Backe.
„Mein großer, sportlicher Hamster“,
sagte Gaby lachend. „Verschluck dich nicht.“
„Schmeckt das Papier?“ erkundigte
Klößchen sich von draußen. „Ich meine, als Notnahrung im äußersten
Ernstfall...“
„Das ist ein Verzerrer, ihr
Dreifaltspinsel“, sagte Tim undeutlich. „Verändert die Stimme. Außerdem werde
ich mir die Nase zuhalten. Das heißt, du kannst das machen, Gaby. Aber nicht
zwicken. Ich will anonym anrufen, also ohne mich namentlich preiszugeben.
Klar?“
„Wir sind gespannt“, sagte Gaby und
hielt ihm mit zwei Fingern die Nase zu.
Tim wählte. Er hörte das Läuten. Jetzt
wurde abgehoben. „Bettina Lechner“, sagte die Kassiererin des Bankhauses
GREDIT.
13. Männis Mama
Plötzlich brach ihm kalter Schweiß aus.
Friedemann — Männi — Kneck ahnte
sofort, weshalb, blickte auf den Tacho des Rolls Royce und fand seine Ahnung
bestätigt.
62 km/h — ganz aus Versehen hatte sich
die Geschwindigkeit erhöht. Aber das vertrug der Boss aller Monster nicht. Bei
58 Sachen war für ihn Schluß. Nicht schneller, sonst flatterten das Herz und
andere Organe. Angst schwitzte sich aus, und wenn kein Klo in der Nähe war...
Du meine Güte!
Männi drosselte das Tempo, nahm einen
Zipfel des Umhangs, wischte sich Schweiß von der Glatze.
Im fahlen Dämmerlicht folgte er der
Kolbestraße — benannt nach irgendeinem unwichtigen Typ — und bog dann in die
weit geöffnete, prächtige Einfahrt der Kneck-Villa.
Hier war sein Zuhause, hier war er
geboren, hier verbrachte er sein ereignisloses Leben — wenn er sich nicht
gerade als Herr der Unterwelt aufspielte — , hier würde er eines fernen Tages —
hoffentlich erst in 50 Jahren — ins Gras beißen.
Übrigens Gras! Dürres, vertrocknetes
lag überall rum. Er mußte unbedingt den Gärtner zusammenstauchen, einen
krummrückigen Menschen namens Alfons Harke. Oder war es ratsam, das der Mama zu
überlassen? Sie konnte das besser — fand immer den richtigen Befehlston mit
ihrer Kasernenhof-Stimme.
Die prachtvolle, weitläufige,
vielzimmerige Villa! Im blauen Salon brannte Licht. Männi sah’s
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