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Achtung: Die "Monsters" kommen!

Achtung: Die "Monsters" kommen!

Titel: Achtung: Die "Monsters" kommen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Urlaubsvertretung übernommen. Für
einen ganzen Monat. Hartwig und Irene gingen auf Weltreise — weil sie ihren
Horizont erweitern wollten. Daß man die Stammpatienten nicht verprellen kann,
indem man ganze vier Wochen ausspannt, versteht sich von selbst. In solchen
Fällen führt eine Urlaubsvertretung die Praxis weiter, steht bereit für
Schmerzbeseitigung, herausgefallene Füllungen und vereiterte Backenzähne.
    Mit Frau Dr. ssssss hatten die
Beißingers einen guten Griff getan. Eine tüchtige Person. Aber leider würde sie
für die nächste Urlaubsvertretung nicht mehr verfügbar sein, hatte sie doch —
erst vor kurzem — selbst eine Praxis eröffnet, hier in der Stadt.
    Nur die Erinnerung blieb.
    Immer wenn Teigwaren auf dem Teller
dampften, fiel den Beißingers die Schattennudel ein, und Hartwig zischte
sssssss durch die Prachtzähne.
    „Es hat geläutet“, sagte Beißinger
freundlich und aß weiter.
    Er meinte die Haustür, wo jetzt jemand
den Daumen auf der Klingel ließ.
    „Da hat einer Schmerzen“, meinte Irene.
Sie war blond und diät-schlank. Sie aß nie mehr als 14 Spaghetti. „Bist du da?“
    „Nur wenn es wirklich ein Notfall ist.“
    Irene ging aus dem Eßzimmer in die angrenzende
Trinkstube und von dort in die Diele.
    Beißinger aß. Wenn die ssssssss mal
heiratet, dachte er, heißt ihr Liebster sicherlich Schmidt-Schulthaus oder
Schulze-Schloßmann. Dann sind mindestens fünf S versammelt, und...
    „Neiiiiiin!“
    Irene kreischte, wie sie noch nie
gekreischt hatte. Nicht mal auf der Weltreise in Singapur, wo morgens eine
riesige Spinne auf ihrem Kopfkissen saß.
    Beißinger erstickte fast an seinen
Spaghetti, sprang trotzdem auf und ließ das Besteck fallen.
    Hustend rannte er in die Diele.
    „Irene! Was ist?“
    In der Diele brannte Licht.
    Beißingers Blick erfaßte die Situation,
und für einen Moment gaben die Knie nach.
    „Keine Dummheiten, Zahnklempner!“
warnte einer der Maskierten.
    Ein Hüne. Maskiert mit einer
Gummimaske, die einen Schrumpfkopf darstellte.
    Mit einem Arm hielt der Kerl Irene
gepackt. Die andere Hand führte ein Messer und zog glänzende Schlingen durch
die Luft.
    Irenes Gesicht war so weiß wie
unverfälschter Joghurt. Sie zitterte und wehrte sich nicht.
    Beißinger starrte den zweiten
Maskierten an, einen kleinen Kerl in abgewetzten Jeans-Klamotten. Auch sein
Kopf wurde von einer Gummimaske umhüllt. Ein bösblickender Gorilla.
    Der Kleine krümmte sich. Beide Hände
preßte er an Mund und Unterkiefer.
    Ich glaub’s nicht, dachte Beißinger.
Der hat Zahnschmerzen. Das ist kein Überfall. Das ist ein Notfall.
    „Wenn ihr vernünftig seid“, sagte
Schrumpfkopf, „habt ihr nichts zu befürchten. Mein Freund Affe hatte eben einen
Unfall. Affe heißt natürlich nicht wirklich so. Aber sie müssen ja was haben
für die Rechnung, wie?“ Er lachte. „Affe wird irre vor Schmerzen. Sie sind
Zahnarzt. Also ran an die Beißerchen, Beißinger! Schmerzbeseitigung! Und was
sonst noch nötig ist. Dann hauen wir ab, und ihr könnt euch vor die Glotze
hocken.“
    Wie zur Bestätigung stöhnte Affe auf.
Der Laut kam durch die Nase und verlor sich in einem Winseln.
    „Selbstverständlich helfe ich Ihnen“,
sagte Beißinger. „Aber weshalb wenden Sie Gewalt an? Warum sind Sie maskiert?“
    „Weil die Bullen uns verfolgen“,
erwiderte Schrumpfkopf.

    Er glaubte das tatsächlich.
    Jo, der sich ständig am Rande einer
Ohnmacht bewegte, glaubte im Moment gar nichts, hatte aber — draußen vor der
Tür — seine Gorilla-Maske wieder übergestreift.
    Weil Bruno sich sagte: Dieser Lechner
hat die Bullen angerufen. Die wissen jetzt, daß Jo an der Schnauze beschädigt
ist. Vermutlich auch an den Zähnen. Also wird man bei allen Ärzten und
Zahnärzten nachfragen. Deshalb: Masken auf!
    „Worum es geht“, fuhr Bruno fort,
„können Sie morgen in der Zeitung lesen. Und jetzt Tempo!“
    Er ließ Irene los.
    Aber sie mußte dabei bleiben, als
Beißinger die Maskierten in seine Praxisräume führte.
    Schrumpfkopf behielt das Messer in der
Hand.
    Als Jo, der Gorilla-Affe, sich auf den
Behandlungsstuhl setzte, hätte er beinahe seine Maske abgestreift.
    „Bist du lebensmüde?“ brüllte sein
Komplize ihn an. „Die Maske bleibt drauf. Und Sie, Beißinger, werden keinen
Versuch machen, sich sein Gesicht anzusehen. Ist das klar?“
    „Ich muß wenigstens seinen Mund sehen.
Wie soll ich sonst behandeln?“
    „Schneiden Sie einen Schlitz in die
Maske. Aber nicht größer als der

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