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Achtung: Die "Monsters" kommen!

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Titel: Achtung: Die "Monsters" kommen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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km/h.
    Selbstverständlich gehörte ihm,
Friedemann, der Wagen nicht. Er gehörte Mama. Alles gehörte ihr.
    Friedemann stieg ein, legte Umhang und
Maske auf den Nebensitz, wobei er die Maske unter dem Umhang verbarg, und fuhr
los.
    Er war 44 Jahre alt, mittelgroß — wie
gesagt — und mindestens 30 Pfund zu füllig — sozusagen zu fett. Das letzte
Flaupthaar hatte er an einem Aprilsonntag vor zwei Jahren verloren — eigentlich
nicht das letzte, sondern die letzten 19, die ganz plötzlich im Kamm stecken
blieben. Lange, lange schlug Friedemann sich mit dem Gedanken herum, eine
Perücke zu tragen. Doch das fand er schließlich albern. Zumal er sich an seinen
Kahlkopf gewöhnte und sogar meinte, der stünde ihm gut.
    Außerdem konnte er die Satansmaske
leichter überstreifen, wenn kein Haar hinderte.
    Friedemann war zwar ein Wunschkind
seiner Eltern. Aber sie hatten sich ein Mädchen gewünscht, das Frederike heißen
sollte. Als man vor 44 Jahren feststellte, daß das Baby ein Knabe war, mußte
rasch ein passender Name her. Leopold Rasmus und seine Frau Adelheid hatten
sich gestritten mit Schaum vor dem Mund. Leo war für Karl-Kersten — Adelheid
für Friedemann. Sie setzte sich durch, was allerdings ein Kunststück war und
nur deshalb gelang: Adelheid stand ihrem Leo in punkto Härte nichts nach.
    Das Leben des kleinen Friedemann
verlief dann auch so, als wäre er zwischen zwei Mühlsteine geraten. Vater Leo
war als halber Mensch aus dem Krieg heimgekehrt, hatte nur noch ein Auge, einen
Arm, ein Bein. Er hatte neun Verwundungen überlebt und brauchte nur achteinhalb
Jahre, um seine Chemie-Fabrik aufzubauen. Eine vielbeachtete Leistung! Die
KNECK-FABRIK stellte Gift aller Art her: Pflanzenschutzmittel,
Schädlingsvertilgungsmittel. Lind andere Gifte, über die des Sängers
Höflichkeit besser schweigt. Die Knecks wurden reich und reicher. Leider half
das nicht darüber hinweg, daß Friedemann sich als totaler Versager entpuppte.
Er sollte Chemie studieren, was er auch tat, und später den Betrieb übernehmen.
Ehe es dazu kam, starb Vater Leo. An Fischvergiftung. Das war das Ende der
Kneckschen Gift-Chemie. Denn Friedemann hatte entdeckt, daß er lieber berufslos
als Privatmann durchs Leben schleichen würde — als bedrückt von Verantwortung
und Job.
    Mutter Adelheid verkaufte die Fabrik an
eine Konkurrenz-Firma, die aber alsbald ihre Produktion ins Ausland verlegte
und die ehemalige Kneck-Fabrik auflöste. Adelheid kaufte das Gelände zurück —
für einen Spottpreis. Sie tat das nur, um die städtische Baubehörde zur
Weißglut zu treiben. Sowas machte ihr — Adelheid — Spaß. Und irgendeinen Spaß
braucht der Mensch, zumal dann, wenn der einzige Sohn — den sie Männi nannte —
ein wandelnder Trauerkloß ist.
    Kein Tag verging, an dem Männi nicht
hörte, wie tüchtig sein Vater gewesen und was für eine Flasche er selbst sei.
Das führte nicht nur zu Verbitterung. Das führte zu Haß. Allerdings — seine
Mutter zu hassen, dazu konnte Männi sich nicht aufraffen. Seine Mama! Die
bedeutete ihm doch alles. Auch wenn sie ihn schlechter behandelte als die
Zugehfrau. Nein, Männis Haß richtete sich auf die Menschheit allgemein —
besonders auf Schüler und Jugendliche. Mochte der Henker wissen, weshalb. Aber
gerade denen wollte er’s zeigen.
    Außerdem — und das war mehr und mehr
der Inhalt seines Lebens geworden — bewies er sich selbst, was für ein harter,
tollkühner und gefährlicher Bursche in ihm steckte.
    Männi bewies sich das auf zweierlei
Weise und führte Tagebuch darüber. Er hielt alles genau fest, las oft in seinen
Aufzeichnungen und erschauderte dann in Respekt vor sich selbst.
    Feixend und händereibend las er auch
die Zeitungsberichte über das Party-Breaking der Monsters und über den
Brunnenvergifter, der mit Tetrachlordibenzodioxin, TCDD genannt, unglaublichen
Schaden anrichtete.
    Der Brunnenvergifter — natürlich war er
auch der.
    O ja, man redete von ihm. Erzittern
würden sie noch alle!

12. Verzerrer im Mund
     
    Gaby fröstelte. Und plötzlich schmerzte
ihr Handgelenk — das angeknackste. Der Blick auf die Frankenstein-Maske, die
Tim jetzt auseinanderzog wie mißratenen Pizza-Teig, hatte genügt. Gaby schien
wieder zu spüren, wie der Monster-Typ sie gepackt und gegen die Wand
geschleudert hatte.
    Tims Zähne knirschten. Ziemlich laut.
    Nicht zu fassen! Da habe ich dem Typ
eine verpaßt, ohne zu wissen, daß er es war, der Gaby mißhandelt hat. Wäre mir
das bekannt

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