Achtung: Die "Monsters" kommen!
Mannshöhe. Links über einer Wohnungstür brannte eine Lampe.
Als Tim einen Wagen hörte, blickte er
die Straße entlang. Ein grauer, altersschwacher VW näherte sich.
„Das sind sie. Ali und Hasan. Los, wir
verstecken uns auf dem Hof.“
Zwischen Bretterstapel und Mauer hätte
ein Wohnwagen Platz gehabt. Die drei verkrochen sich dort. Der VW ratterte auf
den Hof und hielt neben den anderen Autos. Der Motor wurde abgestellt. Tim
linste durch einen Spalt zwischen den Brettern.
Ali und Hasan stiegen aus. Hasan
schleppte einen Rucksack, der gefüllt war bis obenhin.
Ali sagte was auf Persisch, schloß dann
die Tür unter der Lampe auf, und beide traten ein.
„Aus dem Rucksack ragte ein
Kerzenleuchter raus“, sagte Tim leise. „Ich glaube, die kommen vom Einbrechen.“
Klößchen blieb im Versteck. Tim und Karl
huschten zu dem Fenster neben der Tür. Hinter dem Fenster flammte Licht auf.
Eine fadenscheinige Gardine hielt die Blicke nicht ab.
Die Jungs konnten beobachten, wie Ali
und Hasan den Rucksack auspackten und die Beute auf dem Tisch ausbreiteten. Die
Perser unterhielten sich in ihrer Muttersprache.
„Sag ich’s doch“, flüsterte Tim. „Die
waren auf Diebestour.“
*
„Es hat sich gelohnt“, sagte Ali.
„Herrliche Sachen. Unser Boß ist noch reicher, als wir dachten. Beim Satan!
Habe ich gelacht! Er und die Mutter, die wie eine Backpflaume aussieht. Ich
glaube, sie hätte uns verprügelt.“
„Aber der Boß hatte Angst.“ Hasan
wieherte.
Sie sortierten goldene Teller, goldenes
Besteck, Kerzenleuchter in Silber und Gold, zwei chinesische Vasen, eine
wertvolle Elfenbeinschnitzerei, eine Schachtel mit Goldmünzen und...
„Was ist das?“ fragte Ali.
Hasan nahm Männis Tagebuch aus der
Kollegmappe. „Ein Schmucketui. Schön, was? Grünes Leder mit... Nein!“ stellte
er enttäuscht fest. „Kein Schmucketui! Ein Buch.“ Er blätterte. „Mit Schrift
drin. Handschrift.“
„Lies vor!“ sagte Ali.
„Du langohriger Esel! Ich kann sowenig
Deutsch wie du.“
„Das Buch könnte uns verraten.“
„Ich werfe es in die Mülltonne.“
Hasan klemmte sich das Tagebuch unter
den Arm und verließ den Raum.
Für Tim und Karl entstand der Eindruck,
Hasan begebe sich — mit Lektüre versehen — zum Klo.
Doch plötzlich öffnete sich —
unmittelbar neben Tim — die Haustür.
*
Der Perser begriff sofort. Er brüllte
auf, ließ das Buch fallen und warf sich auf Tim. Geschmeidig wich der aus, und
Hasan prallte gegen Karl, den er mit sich zu Boden riß.
Karl verlor seine Brille. Dann wurde
Hasan über ihm handtuchschlaff. Tim hatte zugeschlagen und zerrte jetzt den
Bewußtlosen von Karl herunter.
Im gleichen Moment schoß Ali mit
gesenktem Kopf aus der Tür. Hasan, von Tim geworfen, flog ihm vor die Füße. Ali
überschlug sich und landete vor Tim auf dem Bauch. Als er den TKKG-Häuptling an
den Turnschuhen packen wollte, fiel ihm ein Fallbeil ins Genick — jedenfalls
glaubte er das für eine Hundertstelsekunde. Dann gingen ihm die Lichter aus.
„Meine Brille ist kaputt“, sagte Karl.
„Verdammter Mist!“ Tim hob sie auf. „Ein Glas ist noch drin. Das muß reichen
für den Heimweg nachher. Zuhause hast du ja deine Ersatzbrille. Heh, Willi!
Dort hinten liegt eine Strippe. Kannst die beiden mal fesseln. Aber nur die
Hände.“
Tim trat zur Tür und hob das Tagebuch
auf. Die Lampe brannte offenbar die ganze Nacht.
Tim blätterte, las, bekam Augen wie
Untertassen, fing an auf Seite eins und glaubte für einen Moment an Zauberei.
„Zum Lesen“, meinte Karl mit seiner
Monokel-Brille, „ist jetzt eigentlich nicht der richtige Moment.“
Tim hatte Seite zwei und drei gelesen —
und hörte nicht auf. „Freunde“, sagte er, „kennt ihr einen Friedemann Kneck?
Hat der vielleicht was zu tun mit der ehemaligen Chemiefabrik Kneck? Scheint
so. Denn der ist nicht nur der Chef unserer Monsters — die hier alle aufgelistet
sind, namentlich und mit Adresse — , sondern der ist auch der Brunnenvergifter.
Der Saukerl mit dem TCDD, der Herrn Glockner so schwer als Problem auf der
Seele liegt. Hier steht alles. Ist sein Tagebuch. Ich glaube, mich tritt ‘ne
Blattlaus.“
„Aber das hieße ja“, meinte Karl, „daß
die beiden, die zu den Monsters gehören, bei ihrem Bandenboß zum Einbrechen
waren. Denn Einbruch liegt doch vor — eindeutig. Das sehe ich mit einem
Brillenglas. Und da sie sein Tagebuch haben...“
*
Sie schleppten Ali und Hasan in
Weitere Kostenlose Bücher