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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Langsam bog er in die Auffahrt zum Krankenhaus ein. Vor dem Schild AMBULANZ stoppte er ab und zeigte nach rechts. „Ich warte dort auf dem Parkplatz!“
    „Ist gut! Bis gleich. Erzählen Sie Pinsel inzwischen eine fröhliche Geschichte!“
    Die Aufnahme vermittelte mir ein Gespräch mit dem diensthabenden Arzt, und von diesem erfuhr ich, daß Nobsie, mein Zwilling, mein Spiegelbild, mein zweites Ich, daß er drei angebrochene Rippen, eine geplatzte Lippe, ein halbes Dutzend Blutergüsse und zwei inzwischen genähte Platzwunden zu beklagen hatte. Im Augenblick schliefe er unter Einwirkung einer Spritze.
    Ich erfuhr ferner, daß Nobsie noch nicht in der Lage gewesen war, ausführlich mit der Polizei zu sprechen. Das einzige, was er einem Beamten namens Beißer gesagt hätte, sei ein Ausspruch der Täter gewesen, mit dem sie jeden einzelnen Schlag begleiteten: „Auf daß dir das Schnüffeln vergeht!“
    Ich schüttelte drohend die Fäuste, Und ich versprach laut und voller Wut:
    „Ich werde sie mit den Köpfen zusammenknallen, daß sie die Unvollendete von Schubert vollendet hören! Ich werde sie vom Fernsehturm schubsen! Ich werde ihnen Kastanien in der Schale in die Nasenlöcher drücken Der Arzt legte mir behutsam die Hand auf den Arm.
    „Ist Ihnen nicht gut, möchten Sie ein Glas Wasser?“
    „Ich werde sie am Rücken zusammennähen lassen wie siamesische Zwillinge! Ich werde sie an den Ohren aufhängen... nein, ich brauche kein Wasser, mir geht es glänzend, bei Jussuv, dem Bartzupfer, Herr Doktor!“
    „Bei wem?“
    „Bei Pimpi, dem Latschenschwinger, und bei Wally mit den Hängeohren. Machen Sie sich nichts draus, Doktor, ich mußte mich nur abreagieren. Und ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Die Platzwunden, Rippenbrüche und Blutergüsse waren für mich bestimmt.“
    Der Arzt griff sich an den Kopf. „Natürlich, die Ähnlichkeit, jetzt begreife ich es. Ich möchte wissen, warum mir das nicht gleich aufgefallen ist. Sie sind der Bruder des Unglücklichen.“ Ich ließ die Feststellung Feststellung sein.

    „Sind wir nicht alle Brüder, Herr Doktor? Und draußen im Taxi wartet noch ein Bruder, ich muß mich sputen. Es gibt heute nacht noch eine Menge Brüder einzusammeln. Bis morgen, und vielen Dank für Ihre Mühe in jeder Hinsicht.“

Eine wilde Nacht

    Ich kannte Kriminalobermeister Pankraz Beißer gut. Wer ihn zum erstenmal sah, hielt ihn für alles andere, nur nicht für einen Kriminalbeamten. Vielleicht für einen Mesner oder einen Dorfschulhausmeister oder für einen Suppenkoch. Klein und schmächtig, leise und bedächtig trug er stets ein freundliches, oft nachsichtiges Lächeln um die Mundwinkel.
    Er war ein Mann, der nie laut wurde, und trotzdem konnte sich seine Gemütlichkeit blitzschnell ins Gegenteil verkehren.
    Als er kürzlich einen Einbrecher stellte, dachte dieser, ein zwei Köpfe größerer und fünfzig Pfund schwererer Mann, leichtes Spiel mit Beißer zu haben. Doch bevor er sich versah, krachte er so hart aufs Pflaster, daß ihm die Luft wegblieb.
    Nur die wenigsten wußten, daß Pankraz Beißer Meister war in der Kunst der Selbstverteidigung, genannt Jiu-Jitsu.
    Zwanzig Minuten nach Mitternacht erreichten Blaumichel und ich die Polizeiwache.
    Zwei Minuten später stand ich Beißer gegenüber.
    Auf den ersten Blick machte der sonst so ruhige Mann einen etwas müden, überarbeiteten Eindruck. Als er mich entdeckte, wurden seine Augen jedoch hellwach. Seine Stimme klang ungewöhnlich aggressiv. Jawohl, beim spinnebeinigen Bonifatius, aggressiv.
    „Wo haben Sie nur gesteckt, Herr Pfiff?“
    Ich sah nach rechts, nach links, aber weder rechts noch links stand ein anderer Pfiff, also meinte er mich. Ich tat beleidigt.
    „Da betritt ein Meisterdetektiv die staubigen Amtsräume der örtlichen Polizei, um ein paar interessante Informationen abzuliefern, und was geschieht? Man schnauzt ihn an wie den vorletzten Rückwärtsgeher.“
    „Der Chef sucht Sie seit heute mittag!“
    Ich war baff, nein, ich war noch viel bäffer, ich war platt. Mit „Chef“ meinte er Inspektor Schulz.
    „Was Sie nicht sagen. Dann hat er es wohl inzwischen aufgegeben?“
    „Er ist seit gestern im Dienst. Im Augenblick schläft er hinten im Bereitschaftsraum.“ Beißer ließ seinen Daumen über die Schulter nach hinten schnellen. „Masseritz ist heute mittag ausgebrochen.“
    Nun verschlug es mir aber wirklich die Sprache. Das also war der Grund, warum Pankraz Beißer so grimmig in die Welt blickte. Aber

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