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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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sicher wäre es mir nicht anders ergangen. Da fängt man mehr durch Zufall einen international gesuchten Falschgeldverteiler, und dann rutscht der einem wieder durch die Finger wie ein Stück nasse Seife.
    „Wie konnte das passieren?“
    „Alle Welt glaubte, daß ersieh oder man ihn vergiftet hätte. Als der Wärter drüben im Untersuchungsgefängnis durch die Luke sah, wälzte er sich mit Schaum vor dem Mund auf dem Zellenboden. Ein Arzt wurde alarmiert, der verlangte einen Krankenwagen, und auf dem Weg zum Krankenhaus ist es dann passiert. Er setzte den Sanitäter außer Gefecht und entkam an einer Kreuzung, als der Wagen kurz stoppte. Die sofort eingeleitete Ringfahndung blieb ohne Erfolg. Masseritz ist wie vom Erdboden verschwunden. Als dann heute abend die Nachricht eintraf, daß man Sie zusammengeschlagen hat, dachte der Chef sofort, daß sich Masseritz damit an Ihnen rächen wollte. Können Sie sich vorstellen, wie dumm wir aus der Wäsche geguckt haben, als der Balduin Pfiff gar nicht Balduin Pfiff war?“
    Ich nickte und wußte gleichzeitig, daß jede Sekunde, die wir unnötig verloren, eine Sekunde zuviel war.
    „Wecken Sie Ihren Chef, Herr Beißer, ich bringe Neuigkeiten!“
    Der schmächtige Mann musterte mich sekundenlang forschend, dann nickte er, machte kehrt und verschwand wie der Blitz hinter der Tür, die zum Bereitschaftsraum führte.
    Von unserem gemeinsamen Urlaub am Plattensee wußte ich, daß Schulz zu jenen seltenen Menschen gehörte, die, auch aus dem tiefsten Schlaf gerissen, sofort wußten, wo es langging. Die von einem Augenblick zum anderen Augenblick da waren.
    Statt „Guten Abend, lieber Freund!“ oder „Da sind Sie ja, wie ich mich freue, Pfiffi!“ zu sagen, fragte er barsch und potz-pudelmunter:
    „Ist das der Film-Pfiff, den wir vor Ihrer Tür vom Boden gekratzt haben?“
    „Ein bißchen freundlicher könnten Sie nach Mitternacht schon sein!“ motzte ich zurück. „Ich nehme an, daß er es ist, auch wenn ich ihn im Krankenhaus nicht zu Gesicht bekommen habe.“
    „Die Prügel waren für Sie bestimmt, richtig?“ grinste Schulz, oder war das nur sein Nasenschatten, der sein Gesicht grinsend aussehen ließ?
    „Richtig!“ nickte ich, und da die Zeit kostbar war, hielt ich mich nicht lange mit Einleitungen auf. „Letzte Nacht fiel mir explosionsartig die Antwort auf eine Frage ein. Sie erinnern sich an die Fotos aus Masseritz’ Tasche, die Sie mir gezeigt haben?“
    „Ich erinnere mich!“ nickte Schulz.
    „Dieser Mann, der mir bekannt vorkam, trägt jetzt keinen Backenbart mehr.“
    Schulz’ Kopf zuckte hoch. „Wer ist er?“
    „Ein Trödler namens Jokora. Er hat einen Laden in der Malvenheimer Landstraße. Ich war heute nachmittag dort, hab’ ein bißchen den neugierigen Idioten gespielt. Eine Frau bediente mich. Jokora sei nicht da. Irgendwo im Hintergrund jedoch gab es diverse Stimmen. Aus einer Eingebung heraus beschloß ich kurzerhand, den Laden heute abend mal ein bißchen im Auge zu behalten. Es hat sich gelohnt. Ich beobachtete, wie die Frau aus dem Laden in einem Mercedes vorfuhr und im Haus verschwand. Um 21 Uhr 7 tauchten zwei Typen Marke .Rausschmeißer’ auf, setzten sich in den Mercedes und verschwanden. Um 21 Uhr 40 kamen sie zurück. Sichtlich gut gelaunt. Ich fing Begriffe wie „Engelsingen“ und „Kugelbauch“ auf. Sie stellten den Wagen ab, gingen ins Haus und erschienen kurz darauf wieder, zusammen mit Jokora, dem Mann, der früher einen Backenbart trug. Sie verabschiedeten sich von ihm und entfernten sich zu Fuß. Jokora brachte den Wagen in eine in der Nähe liegende Garage. 22 Uhr 10 schlug ich den Heimweg ein. Unterwegs traf ich Blaumichel, mit dem ich noch zu einem kleinen Imbiß ging. Von meinen Hausbewohnern erfuhr ich gegen halb zwölf, was geschehen war.“
    Schulz und Beißer, die mir wortlos zugehört hatten, waren sichtlich damit beschäftigt, die richtigen Zusammenhänge zu finden. Ich beschloß, ihnen zu helfen. Zuerst reichte ich Beißer den Film aus meiner Kamera.
    „Lassen Sie den Film entwickeln und Vergrößerungen machen. Er enthält alle Visagen in Farbe.“ Zu Schulz gewandt fuhr ich fort:
    „Sie überlegen, wie das mit den Prügeln zusammenpaßt!“
    „Stimmt!“ gab Schulz zu.
    „Es ist mir nicht klar, was Nobsie, das ist der Film-Pfiff, um diese Zeit noch von mir wollte. Ich weiß auch nicht, warum er noch im Kostüm steckte. In der Regel zieht er es nach Drehschluß aus. Was den übrigen Ablauf anbetrifft,

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