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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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berichten, was sich hier abgespielt hat.“
    „Also, das war so“, begann Herr Kaiser. „Kurz vor halb zehn kam ich vom Stammtisch. Im Hausgang hörte ich Schritte von oben kommen. Es waren zwei Männer. Sie sagten ,Abend! 1 , und ich sagte ,Abend! 1 . Das Komische war, daß sich beide, als sie an mir vorübergingen, mit der Hand das Gesicht verdeckten. Eine halbe Minute später wurde mir klar, warum. Sie mußten es gewesen sein, die den Mann vor Ihrer Tür so zugerichtet hatten. Ich rannte hoch zu Frau Eulchen, weil die doch Telefon hat. Und sie verständigte die Polizei und rief den Krankenwagen. Als ich dann zu dem Mann zurückkam, war auch Herr Güldenreich da. Er hat die zwei Männer ebenfalls gesehen, stimmt’s?“
    Herr Güldenreich nickte. „Ja. Auf der gegenüberliegenden Seite stiegen sie in ein Auto und fuhren fort.“
    Ich richtete meinen Finger auf Güldenreich:
    „Handelte es sich dabei um einen dunklen Mercedes?“
    Güldenreich staunte mich mit runden Augen an. „Ja, es war ein dunkler Mercedes. Woher wissen Sie das, Herr Pfiff?“
    „Zufall, Herr Güldenreich, reiner Zufall. Haben Sie und Sie der Polizei eine Personenbeschreibung gegeben?“
    Beide bejahten, und Kaiser fügte hinzu: „Die Polizei ist ja erst fünf Minuten, bevor Sie kamen, weggefahren.“
    „Können Sie mir sagen, in welches Krankenhaus man den verletzten Mann gefahren hat?“
    Frau Eulchen wußte es: „Ins Robert-Koch-Krankenhaus.“
    Im Geist saß ich schon wieder in Blaumichels Taxi, als es mich voll in der Magengrube traf: Pinsel!!!
    „Bitte, Herr Blaumichel, bin gleich wieder da!“
    Ich ging nicht, ich lief nicht, ich rannte nicht, ich flog nach oben. Und ich war fest entschlossen, die Gauner in ein Faß mit hundert Zentnern Pflaumenmus und einer Million Ameisen zu werfen, falls sie Pinsel auch nur eines seiner schwarzen Kräuselhaare gekrümmt hatten.
    Der Schlüssel drehte sich, ich gab der Tür einen Stoß und sah in Pinsels Augen, während sein Stummelschwanz glücklich blobberte. Ich nahm ihn auf den Arm, schoß einmal quer durch die Wohnung und stellte dabei keinerlei Veränderungen fest.
    „Wir sprechen morgen miteinander“, versprach ich meinen Hausgenossen. Zu Blaumichel aber sagte ich:
    „Fahren Sie mich bitte zum Robert-Koch-Krankenhaus!“
    „Ist doch klar!“
    Die Reifen quietschten, als er seinem betagten Gaul die Sporen gab.
    „Es handelt sich doch um den Film-Pfiff!?“
    „Ja, um Nobsie, Balduin den Dritten.“
    „Aber warum verprügelt man ihn ausgerechnet vor Ihrer Tür?“
    „Ganz einfach: Man hat ihn verwechselt. Die Prügel galten mir.“
    „Ach, du grüne Gurke“, stöhnte Blaumichel, „da wird der sich aber freuen.“ Er warf mir einen raschen, forschenden Blick zu. „Sehe ich das falsch, wenn ich meine, daß Sie eine Ahnung haben, wer das Rollkommando war?“
    „Mein lieber Herr Blaumichel, Sie sind ein guter Beobachter. Sie haben recht. Ich weiß mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit, aus welcher Ecke diese Typen kamen. Nur, und das ist etwas, was mich zutiefst beunruhigt, ich habe nicht die leiseste Ahnung, warum man hinter mir her ist.“
    „Das gibt’s doch nicht“, meinte Blaumichel ungläubig. „Als Detektiv...“
    „Meisterdetektiv!“ verbesserte ich.
    „... hat man doch eine Menge Feinde. Muß man einfach haben.“
    „Irrtum, Herr Blaumichel. Ein guter Detektiv hat mehr Freunde als Feinde...“
    „Was halten Sie davon, wenn ich Sie vom Krankenhaus direkt zum Polizeirevier fahre?“
    „Davon halte ich eine Menge. Und Pinsel sicher auch. Was, Pinsel? Es ist doch erfrischend... Heee!!!“ Ich zog unwillkürlich den Kopf ein. Aber Blaumichel war so schnell auf der Bremse, daß mein „Heee!“ um einen achtel Atemzug zu spät kam.
    Ich schüttelte den Kopf. „Ohne Licht. Ein Lebensmüder.“ Der Radfahrer, der Blaumichels Kühler nur um Zentimeter entkommen war, kümmerte sich nicht weiter um unsere Entrüstung. Ungerührt radelte er auf dem Fußweg weiter.
    „Wenn man die einsammeln würde, die im Laufe eines Abends ohne Licht herumradeln, könnte man ein Kino füllen. Die Polizei sollte sich zur Abwechslung mal statt um die Falschparker um die Ohne-Licht-Fahrer kümmern. Was wollten Sie gerade sagen, was ist erfrischend?“
    „Erfrischend?“
    „Ja, Sie sagten eben: Es ist doch erfrischend!“
    „Tut mir leid, Herr Blaumichel, ich hab’s vergessen.“ Blaumichel, Tierfreund und Gemütsmensch, konnte tatsächlich so leicht nichts aus der Ruhe bringen.

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