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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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ab.
    2 Uhr 10 wählte ich die Nummer 22 21 14 und hörte, wie es weit weg neben dem Kopfende eines Bettes klingelte. Nach dem achten Rufzeichen wurde abgenommen.
    „Müller-Maroni!“ krächzte es unwirsch und verschlafen durch den Draht.
    „Guten Morgen, Herr Müller-Maroni, hier spricht der Meisterdetektiv höchstpersönlich!“ Ich sah ihn förmlich vor mir, wie er fassungslos die Decke über sich anstarrte.
    „Herr Pfiff?? Guten Morgen??? Wie spät ist es denn????“
    „Es ist zehn Minuten nach zwei!“
    „Ooooh, da bin ich ja grad erst ins Bett…“ Er klang plötzlich eine Spur wacher. „Hören Sie es?“
    „Was soll ich hören?“
    „Moment!“ sagte der geweckte Luigi, und es klang, als verziehe er dabei sein Gesicht zu einem breiten Grinsen.
    Ja, und da hörte ich es. Klar und deutlich. Es war das schönste Tonleiterschnarchen, dem ich je durchs Telefon lauschen durfte.
    „Das ist Elvira, meine Frau!“ krächzte Müller-Maroni.
    „Wunderschön“, gab ich zu. „Umwerfend musikalisch.“
    „Sie wetten doch so gern. Ich wette mit Ihnen, daß meine Frau nicht aufhört zu schnarchen, wenn ich jetzt einen dicken Nagel in den Kleiderschrank schlage.“
    „Ich lasse mich grundsätzlich nicht auf Fernwetten ein, Herr Müller-Maroni!“ lehnte ich ab.
    „Schade!“ lachte der kantige Luigi in die Leitung.
    „Ich rufe an, um Ihnen mit einer schlechten Nachricht die Nachtruhe zu verderben und Ihnen andererseits Gelegenheit zu geben, neu zu disponieren. Nobsie, mein Ebenbild, liegt im Krankenhaus!“
    „Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaas????“ Dieses endlose Was bereitete mir regelrecht Schmerzen. „Ein Unfall?“ brüllte mir Müller-Maroni ins Ohr.
    „Wie man’s nimmt. Er wurde irrtümlich in einen Kriminalfall verwickelt, der nicht seiner, sondern meiner war. Man hat aus mir Kleinholz machen wollen und dabei den falschen Stamm erwischt.“
    „Mann, Herr Pfiff, das ist kein Ulk???“ Er wollte es einfach nicht glauben.
    „Das fragen Sie mal Nobsie, wenn er Ihnen die Narben zeigt. Er mußte genäht werden, hat eine aufgeplatzte Lippe und einige angebrochene Rippen.“
    „Wo ist das denn passiert?“
    „Vor meiner Wohnungstür. Und ich habe nicht die Spur einer Ahnung, warum er im Kostüm steckte und was er so spät noch von mir wollte.“
    „Das wissen Sie nicht?“ Luigi Müller-Maroni klang jetzt munter wie nach der siebenundsiebzigsten Tasse Kaffee.
    „Nein, wissen Sie es denn?“
    „Und ob. Er hat sich seinen Anzug mit Rotwein bekleckert, deshalb zog er wieder seine Tracht an.“ Er sagte wirklich Tracht, ei der Daus und heiliges Kanonenröhrchen.
    „Und was er von Ihnen wollte, kann ich Ihnen auch sagen: Sie sollten ihm noch mal den Kniff mit dem Jacke-Anziehen zeigen.“
    „Aber das Jacke-Anziehen ist doch längst gestorben.“
    „Haben wir auch gedacht. Leider müssen wir diesen zweiten Teil vom Vorspann noch einmal nachdrehen. Ja, so ist das nun mal.“
    Plötzlich stieß der kantige Luigi einen Urschrei aus, der so spitz, scharf und gewaltig war, daß er mir nicht nur ins linke Ohr reinschoß, sondern zum rechten gleich wieder raus.
    „Er hat eine geplatzte Lippe, sagen Sie, und genäht mußte er werden?“
    „Ja“, gab ich behutsam zurück und befürchtete schon das Schlimmste. Müller-Maronis Stimme klang nach Luft weg und Umfallen.
    „Das heißt also, daß er nicht drehen kann?“
    „Ich bin kein Arzt, aber... ich kann mir nicht vorstellen, daß eine halbe Leiche einen ganzen Balduin Pfiff spielen kann.“
    „Oh, ich hör’ die Engel trompeten“, fauchte Müller-Maroni, und ich konnte gerade noch rechtzeitig den Hörer auf Sicherheitsabstand bringen. „Wir können nicht zu Ende drehen, weil sich Nobsie unbedingt eine Flasche Rotwein über den Anzug kippen mußte...“
    „Ich dachte, es sei nur eine halbe gewesen“, erkundigte ich mich. Aber der kantige Luigi hörte mir nicht mehr zu, ich spürte förmlich den Luftzug, den er verursachte, als er seine Beine ins Freie schleuderte.
    „Ich rufe Sie wieder an, ich muß über...“ Er hatte aufgelegt, ohne zu verraten, wie das „über“ zu Ende gehen sollte. Natürlich mit „legen“. Dazu mußte man schließlich kein Detektiv sein.

    Welch eine Nacht, dachte ich, und meine Gedanken schlugen eine Brücke zu Nobsie, und wieder holte mich der nackte Zorn auf die beiden Halunken ein, erfüllte mich bis zu den Haarspitzen.
    Schlückchenweise trank ich noch ein kleines Literchen Buttermilch, machte ein paar Kniebeugen, ärgerte mich

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