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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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nicht, der Ex-Eisenbahner. Was blieb, war ein Hausflurverhör.
    „Es geht hier mehr ums Hineinfressen als ums Ausfressen.“
    „Was Sie nicht sagen. Und wie versteht man so was?“
    „Es geht um den Ärger, den er hat, der arme Zwerg.“
    „Meinetwegen kann er Ärger haben, soviel er will!“ grinste Merx böse und strich sich die siebzehn nach links gescheitelten Fädchen. Eines der beiden Raubtiere gähnte und erinnerte mich dabei an den geöffneten Rachen einer Schlange. „Sie haben was gegen ihn?“ folgerte ich.
    „So kann man es nennen.“
    „Er parkt seinen Wagen vor Ihrem Haus, und das scheint Sie zu stören. Ist es so?“
    „Und wie mich das stört!“ Maximilian Merx schnaufte plötzlich wütend. „Und davon wird mich nicht mal ein Detektiv abhalten!“
    „Wovon?“
    „Vom Stören!“
    Beim plattfüßigen Kasimir, wie kam dieser gescheitelte Kürbisfreund dazu, mich so anzuraunzen?
    „Aber daß man dem Zwerg alten Fisch und ranzigen Käse aufs Auto schmiert, das stört Sie nicht, was?“ raunzte ich zurück.
    „Überhaupt kein bißchen! Ganz im Gegenteil, ich habe selten so gelacht.“
    „Glaube ich nicht!“
    „Was glauben Sie nicht?“
    „Daß Sie lachen können. Nicht einmal aus Schadenfreude, im Gegenteil, ich könnte mir eher denken, daß Sie noch wütend darüber waren, weil sich der Geruch so schlecht von Ihren Händen abwaschen ließ.“
    Merx’ Unterkiefer klappte für ein paar Sekunden auf den Hals, dann lief er rot an, und unten gähnte jetzt auch das zweite auf den Mann dressierte Raubtier.
    „Welcher Geruch?????????“ fragte er drohend.
    „Der Geruch von verstorbenen Makrelen und altem, ins Laufen gekommenem Käse.“
    „Mann...“ keuchte der Kürbisfreund, „ich zeige Sie glatt an.“
    „Und warum? Wegen Erpressung?“
    „Wegen Erpre... nein, wegen Verleumdung!“
    „Haben Sie Zeugen?“
    „Ich... ich...“
    „Nun regen Sie sich mal wieder ab, Herr Merx“, sagte ich richtig liebenswürdig und gab meinem Gesicht ein durch und durch friedliches Aussehen. „Sagen Sie mir lieber, was Sie von dem anonymen Brief an Herrn Zwerg wissen.“
    „Ich habe keine Ahnung von einem anonymen Brief!“
    „Dann kennen Sie also auch die Klapperschlange nicht, die rostige Löcher bohren will?“
    So, wie mich der Merx jetzt ansah, würde ich einen ansehen, der behauptet, ich würde meine Schuhe mit gekochten Makkaroni anziehen. Fast ängstlich klang seine Stimme, als er kopfschüttelnd antwortete:
    „Ich kenne weder die Klapperschlange noch die rostigen Nägel!“

    „Löcher!“ verbesserte ich.
    „Die auch nicht!“ nickte er.
    „Warum stört Sie eigentlich Zwergs Auto?“
    „Er läßt immer den Motor so lange laufen, bevor er wegfährt. Die Abgase schaden meinen Kürbissen.“
    „Verstehe ich nicht. Jetzt gibt’s doch gar keine Kürbisse.“
    „Jetzt nicht, stimmt, aber er tut’s ja immer...“ Und nun wurde er wieder aggressiv, der akkurat gescheitelte Herr Merx. Der Schreck war weg und die Wut und der Ärger wieder da: „Meinetwegen können sie dem Zwerg Löcher bohren, bis er aussieht wie ein Sieb. Ich klatsche höchstens Beifall!“
    Ich nickte traurig. „Und das sagt ein alter Eisenbahner... ein Schwellenzähler... ein Schienenklopfer!“
    Maximilian reckte mir die Fäuste entgegen:
    „Ich war weder Schwellenzähler noch Schienenklopfer. Ich war Fahrdienstleiter!“
    Ich verbeugte mich höflich: „Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag, Herr Fahrdienstleiter. Sollte es erforderlich sein, werde ich noch einmal auf Sie zurückkommen!“
    „Darauf kann ich verzichten!“ brüllte er mir hinterher.
    Als ich den Fußweg erreichte, saßen die beiden Angorakatzen (oder Kater!) bereits wieder auf dem Fensterbrett. Und ich glaube, daß sie mir ausgesprochen freundlich hinterhersahen...

    „Zwischen halb eins und halb zwei täglich“ hatte der Zwerg gesagt. Also wählte ich genau die Mitte.
    Punkt 13 Uhr gab ich dem „Gasthof zum Anker“ die Ehre meiner Anwesenheit. Es war das erstemal, daß ich dieses Lokal betrat, und ich muß gestehen, es machte einen sehr anheimelnden Eindruck.
    Freund Wagenknecht, der Mann von der Werbung und mit einem Lockenkopf ausgestattet, saß wie beschrieben an einem winzigen Tisch am Ende des Raumes und kämpfte beidhändig gegen den Rest einer Schweinshaxe.
    Außer ihm gab es noch etwa zwanzig Personen im Lokal.
    Ich setzte mich an den vordersten Tisch und bestellte mir das, was als „exquisite Tagessuppe“ im Angebot stand. Es

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