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Achtung Kurven

Achtung Kurven

Titel: Achtung Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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für dich schon lange etwas übrig habe? Vom ersten Tage an, als du ins Büro kamst, um dich vorzustellen.«
    Er löste sich aus ihren Armen und von ihren Lippen. In seinem Schädel war eine Leere, als hätte sie ihm den letzten Rest von Verstand und Widerstandskraft geraubt. Was sie von ihm verlangte, war eine Verrücktheit...
    »Tu es für mich, Heinz!« hauchte sie ihm nach einer Weile atemlos ins Ohr, »aber tu es rasch! Es kommt auf jede Minute an!«
    »Also gut«, sagte er betäubt, »ich will es versuchen«, aber er klammerte sich dabei innerlich an die Hoffnung, zu spät zu kommen. Sie zog ihn an der Hand zur zweiten Tür, sein Fuß stieß an den Koffer, und er nahm ihn auf.
    »Mach’s gut, Heinz«, flüsterte sie ihm zu und verabschiedete sich mit einem letzten zärtlichen Kuß von ihm, bevor sie die Stahltür öffnete. Er sah sich vorsichtig um. Ein paar späte Bummler näherten sich dem Haus. Ihr Gelächter hallte laut durch die nächtliche Straße. Herold eilte in den Hofraum, wo sein VW stand. Er warf den Koffer auf den Rücksitz, ließ den Motor anspringen und fuhr ohne Licht auf die Straße hinaus. Drei Häuser weiter schaltete er die Scheinwerfer ein und trat kräftig aufs Gas. Von seinem Gesicht oder von seiner Jacke stieg ihm ein schwacher Duft ihres Parfüms in die Nase, und er rieb sich mit dem Taschentuch die Lippen ab. Der flüchtige Rausch wich einer grenzenlosen Ernüchterung. In was für ein gefährliches Unternehmen hatte er sich eingelassen? Was er sich einbrockte, wenn er die Nummernschilder vom Wagen des Chefs tatsächlich entfernte, daran wagte er nicht zu denken. Er hätte ihr sagen müssen, daß er nicht daran dächte, sich auf diesen Unsinn einzulassen. Denn was gewann sie schon dadurch? Im besten Fall bedeutete es eine Verzögerung von wenigen Stunden, bis die Polizei doch herausfand, wem der Wagen gehörte. Und dann gehörte wenig Scharfsinn dazu, den Täter im engen Kreis der Personen zu suchen, die an der Entfernung der Kennzeichen interessiert waren. Die Bauersfelds . Der Chef konnte mit ruhigem Gewissen beschwören, ahnungslos gewesen zu sein. Aber ob Frau Bauersfeld, von der Polizei in die Zange genommen, den Mund halten würde, war sehr fraglich. Schließlich stand ihre Existenz auf dem Spiel. Und wenn sie behauptete, Einfall und Ausführung kämen auf sein Konto, dann konnte er seinen Beruf an den Nagel hängen und wieder einmal von vorn anfangen. Von den strafrechtlichen Folgen ganz zu schweigen...
    Er war plötzlich fest entschlossen, seine Hände aus dem Spiel herauszuhalten. Er hatte genug damit getan, daß er dem Chef sein Bett überließ und ihm seine Nachtruhe opferte.
    Auf halbem Wege nach Langenacker fand er eine Möglichkeit, den Wagen zu wenden. Jedoch in dem Moment, in dem er auf einen links abzweigenden Feldweg einschwenken wollte, kam ihm ein Polizeifahrzeug mit Blaulicht, aber ohne Martinshorn, entgegen. Er blendete ab und fuhr weiter. Die nächste Gelegenheit zum Wenden bot sich erst nach ein paar hundert Metern. Der Polizeiwagen jagte mit hoher Geschwindigkeit an ihm vorüber, Herold war davon überzeugt, daß er von der Unfallstelle kam. Vor der scharfen Kurve, die dem Chef zum Verhängnis geworden war, drosselte er das Tempo herab, um die zweite Wendemöglichkeit nicht zu verpassen. Sie lag ungefähr am Scheitelpunkt der Kurve. Dort aber entdeckte er, keine zweihundert Meter voraus, in den scharfen Kegeln von zwei Suchscheinwerfern das Abschleppfahrzeug der Polizei und das Blaulicht des Streifenwagens. Und plötzlich, als er noch überlegte, wie er sich unbemerkt aus dem Staube machen könnte, trat ein Beamter aus dem Schatten der Bäume und ließ ein rotes Blinklicht aufflammen, um ihn zu stoppen und zu warnen, denn der Schlepper stand quer zur Straße.
    Herold kannte den Polizeibeamten vom Sehen, und der Polizist kannte den Fahrlehrer Herold.
    »Hallo«, sagte der Wachtmeister überrascht und steckte den Kopf halb durchs offene Fenster in den Wagen hinein, »was machen Sie denn hier?«
    »Sie werden lachen, ich suche meinen Chef. Er wollte zum Unterricht zurück sein und hat uns aufsitzen lassen.«
    »Fahren Sie den Wagen scharf rechts heran und kommen Sie mit. Was Sie da erzählen, wird den Kommissar Schmölz mächtig interessieren. Wir wissen seit zehn Minuten über Funk, daß der Unfallwagen Ihrem Chef gehört.«
    »Was für ein Unfallwagen?« fragte Herold erstaunt.
    Der Wachtmeister grinste ihn an: »Sie haben natürlich nicht die leiseste Ahnung,

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