Achtung Kurven
daß Ihr Chef mit seinem Mercedes in den Graben gefahren ist, wie?«
»Das erste Wort, das ich davon höre!« rief Heinz Herold erschrocken.
»Das geht Ihnen ja richtig in die Knochen, Herr... wie ist doch gleich Ihr Name?«
»Herold.«
»Da schau an, Herold — und ich dachte schon, Sie hießen vielleicht Hase...«
»Der Witz ist mir zu hoch, versteh’ ich nicht.«
Ohne daß Herold es bemerkte, hatte der Wachtmeister seinem Vorgesetzten ein Blinkzeichen gegeben. Plötzlich tauchte der Kommissar bei ihnen auf.
»Wen haben Sie denn da aufgegabelt, Stecher?« fragte er.
»Herr Herold. Er ist Fahrlehrer in der Fahrschule Bauersfeld und sucht angeblich seinen abhanden gekommenen Chef.«
»Was heißt angeblich?« knurrte Heinz Herold gereizt. »Die Chefin macht sich seit Stunden die größten Sorgen um ihren Mann und hat mich geschickt, ihn zu suchen.«
»Und wo wollten Sie ihn finden?« fragte der Kommissar und leuchtete Herold mit einer Taschenlampe ins Gesicht.
Es war eine unangenehme Frage. Antwortete er, in Windsberg, dann würde der Kommissar, der keinen besonders gemütlichen Eindruck machte, fragen, was der Chef dort zu suchen gehabt hätte. Und antwortete er wahrheitsgemäß, daß dort eine Abschlußfeier stattgefunden habe, dann würde der nächste Schritt den Kommissar in jene Wirtschaft führen, in der der Alte gebechert hatte. Hoffentlich war die Chefin inzwischen klug genug gewesen, den Wirt anzurufen und entsprechend zu präparieren. Das Waren Überlegungen einer Sekunde, trotzdem schien dem Kommissar die Antwort zu lange zu dauern.
»Na, was ist nun?« fragte er scharf.
»In Windsberg«, antwortete Herold.
»Was hatte er dort zu tun?«
»Na hören Sie, Herr Kommissar, wir haben schließlich in Windsberg einen gutbesuchten Kurs laufen, den der Chef persönlich leitet.«
Kommissar Schmölz schaltete um: »Daß Ihr dicker Boß kein Freund von Traurigkeit ist, wissen Sie so gut wie ich. Und wenn Sie ihn heute abend gesehen haben — und nach den Blutspuren zu schließen, die wir im Wagen fanden, muß er ziemlich lädiert ausgesehen haben —, dann können Sie es mir ruhig sagen.«
»Ich bitte Sie, Herr Kommissar, was für einen Grund hätte ich, Ihnen etwas zu verschweigen? Haben Sie Blut gesagt? Um Himmels willen, dem Chef wird doch nichts Ernstliches passiert sein! Wann sind Sie hergekommen, Herr Kommissar?«
»Hören Sie mal, junger Mann«, sagte der Kommissar ziemlich grob und unfreundlich, »wenn hier einer Fragen stellt, dann bin ich das!«
»Ich meine ja nur«, stotterte Herold, »weil jemand Herrn Bauersfeld aufgelesen und in ein Krankenhaus gebracht haben könnte...«
»Und wie viele davon haben wir, Herr Herold? Genau drei. Und denken Sie, alle sind so modern eingerichtet, daß sie sogar Telefon haben, und in keinem von ihnen ist von der Einlieferung eines Herrn Bauersfeld etwas bekannt. Was sagen Sie nun?«
Der Ton gefiel Heinz Herold überhaupt nicht. Der Kommissar triefte vor Hohn und schien ihn zu verdächtigen, am Verschwinden des Chefs mitgewirkt zu haben. Und in diesem Augenblick fiel ihm auch noch siedendheiß das Köfferchen ein, das im Wagen auf dem Rücksitz lag. Womit sollte er Koffer und Inhalt erklären, wenn es dem Wachtmeister einfiel, den Wagen zu kontrollieren?
»Herr Kommissar«, sagte er beschwörend, »auch Frau Bauersfeld ist telefonisch zu erreichen, die Nummer ist 6 54 83...«
»Ach nee, wirklich?«
»Können Sie sie nicht anrufen und ihr sagen, was hier passiert ist? Die arme Frau klappert vor Angst...«
»Was hier passiert ist? Das kann ich mir haargenau zusammenreimen, mir fehlt bloß noch die Bestätigung. Aber wenn es Sie beruhigt, dann kann ich Ihnen verraten, daß die arme klappernde Frau Bauersfeld bereits seit fünf Minuten Herrenbesuch hat. Und diese Herren werden sich in ihrer Wohnung sehr genau umsehen!«
»Das beruhigt mich wirklich«, sagte Heinz Herold aufatmend. »Darf ich jetzt zurückfahren? Ich bin nämlich hundemüde.«
Der Kommissar zögerte sekundenlang.
»Hauen Sie ab, Mann«, sagte er schließlich ungemütlich, »aber wenn ich herauskriege, daß Sie mit dieser Schweinerei auch nur das geringste zu tun haben, dann nehme ich Sie mir vor. Sie sind nämlich der Typ, der nicht nein sagen kann, wenn ein Weib ein paar Tränchen vergießt und schön bittet...« Herold spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Hatte der Kerl etwa den Parfümgeruch in die Nase bekommen, der an seinem Anzug hing?
»Dann also, gute Nacht, Herr
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