Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Achtung Kurven

Achtung Kurven

Titel: Achtung Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
Vom Netzwerk:
Reiß für fünf Minuten die Knochen zusammen! Ach, nichts als Sorgen und Ärger hat man mit dir...«
    Der Chef preßte den linken Arm gegen die schmerzenden Rippen, und er hinkte stark, denn er hatte sich auch das linke Knie verletzt. Heinz Herold folgte dem Paar in einem Zustand leichter Betäubung. Er hatte das Gefühl, überrumpelt worden zu sein.
    »Das ist doch alles Käse«, hörte er den Chef knurren, »wenn die Polizei den Wagen entdeckt, ist sowieso Sense. Wenn sie das Nummernschild haben, haben sie auch mich. Das dauert keine zehn Minuten...«
    »Hatten Sie das Fahrschulschild abmontiert, Chef?«
    »Klar, das mach ich immer, wenn ich privat unterwegs bin.«
    Frau Bauersfeld blieb plötzlich stehen: »Ein dunkelbrauer Mercedes... Von der Sorte laufen doch Dutzende herum...«
    Der Chef schaltete schneller als Heinz Herold: »Ich höre dich schon gehen«, brummte er, »aber da wirst du dich schwer brennen, mein Herzchen.«
    Herold verstand kein Wort von diesem Dialog. Sie waren inzwischen bei ihm zu Hause angelangt.
    »Und hier bleibst du und rührst dich nicht von der Stelle, bis die Luft rein ist!« sagte Frau Bauersfeld schwer atmend. »Du kannst dich bei Herrn Herold bedanken, wenn alles gut ausgeht.«
    »Und wie lange willst du mich hier einsperren?« ächzte er.
    »Auf jeden Fall so lange, bis bei dir im Blut keine Spuren von Alkohol zu finden sind!« antwortete sie böse.
    »Was willst du der Polizei erzählen?«
    » Überlaß das nur mir.«
    »Wo bleibt Herold inzwischen?« fragte er und sah sie aus seinen kleinen Augen über den schweren Tränensäcken mißtrauisch an, als argwöhne er, sie könne seine Abwesenheit von daheim zu einem kleinen Seitensprung ausnutzen.
    »Er geht auf deine Kosten ins Hotel.«
    Heinz Herold stopfte inzwischen seinen Schlafanzug und einige Toilettensachen in einen kleinen Nylonkoffer.
    »Kommen Sie, Herr Herold, es wird höchste Zeit für midi, heimzukommen.«
    »Es wird am gescheitesten sein, wenn ich gleich verschwinde«, sagte Heinz Herold mit einem Blick auf seine Uhr. Es war kurz nach Mitternacht.
    »Bleiben Sie noch eine Minute«, bat sie und öffnete die Tür zum Unterrichtsraum. Er folgte ihr zögernd und tastete nach dem Lichtschalter, aber sie drückte seine Hand herab, als hätte sie seine Absicht geahnt.
    »Kein Licht!« flüsterte sie.
    Der Raum lag in fast völliger Dunkelheit. Nur durch einen Vorhang sickerte ein wenig Laternenlicht herein. Dem Eingang gegenüber lag eine zweite, von der Feuerpolizei vorgeschriebene Tür, die auf eine Seitenstraße hinausführte.
    »Wenn die Polizei läutet, verschwinden Sie durch den Notausgang, Herr Herold«, sagte Frau Bauersfeld leise. Sie stand dicht neben ihm, und er spürte ihre Wärme und den Duft ihres Parfüms. Er empfand in ihrer unmittelbaren Nähe ein Gefühl des Unbehagens und eine ziehende Spannung.
    »Sie müssen mir helfen, Herr Herold!« beschwor sie ihn. Ihr Haar streichelte seine Stirn. Ihre Hände schlossen sich um seine Schultern. Er spürte ihren üppigen Körper an seiner Brust und verspürte zugleich den zwingenden Wunsch, die Lockung der Dunkelheit auszunutzen. Er hätte den Koffer abstellen müssen, um sie an sich zu ziehen. Aber das Köfferchen klebte an seiner Hand, als besäße es magnetische Kräfte...
    »Sie müssen mir helfen!« wiederholte sie flehend.
    Er fand, daß er für sie und für die Familie Bauersfeld schon eine ganze Menge getan hatte, und konnte sich nicht vorstellen, was sie nun noch von ihm wünschte.
    »Vielleicht hat die Polizei den Wagen noch gar nicht entdeckt«, raunte sie ihm zu, ohne seine Schultern loszulassen. Er glaubte ihre spitz zugefeilten Nägel in der Haut zu spüren.
    »Das ist möglich...«
    »Ich muß leider in der Wohnung bleiben«, sagte sie, »sonst würde ich es versuchen...«
    »Was versuchen?« fragte er, »ich verstehe Sie nicht...«
    »Von unserem Modell laufen zwanzig oder dreißig oder noch mehr Wagen in der Stadt. Wenn man die Nummernschilder abmontieren würde...«
    »Um Himmels willen, wo denken Sie hin!« rief er erschrocken und fühlte im gleichen Moment ihre warme Hand auf seinem Mund.
    Das Köfferchen landete weich auf dem Linoleum.
    »Pst! Nicht so laut!« flüsterte sie warnend, und den Koffer mit dem Knie zur Seite schiebend, drängte sie sich an ihn und suchte in der Dunkelheit seine Lippen: »Tun Sie es, Heroldchen, ich flehe Sie an! Tun Sie es für mich! Sie werden es nicht zu bereuen haben... Ach, Heinz, spürst du denn nicht, daß ich

Weitere Kostenlose Bücher