Achtung Kurven
etwas, über den Chef erfahren.«
Der Oberwachtmeister griff in der Garderobe nach seiner Dienstmütze. »Wir werden uns melden, sobald wir Näheres wissen.«
Die beiden Polizisten waren kaum aus dem Haus, als Frau Bauersfeld Heinz Herold an den Hals flog: »Das hast du großartig hingekriegt!« rief sie lachend. Er löste sich aus ihrer Umarmung.
»Diese ekelhaften Kerle!« fuhr sie fort und ahmte die Stimme des Oberwachtmeisters nach: »Wir haben zwar keinen Haussuchungsbefehl dabei, aber der ist in zehn Minuten zur Stelle. Wir raten Ihnen, uns zu gestatten, daß wir uns in Ihrer Wohnung ein wenig umsehen. — Was sagst du dazu? So eine Unverschämtheit!«
Er überlegte, ob er sie mit Du oder mit Sie ansprechen sollte...
»So etwas Ähnliches war ja zu erwarten«, murmelte er. »Ich habe draußen leider nichts ausrichten können.«
»Wir waren damit zu spät dran«, meinte sie, »und vielleicht hättest du mit dem Abmontieren der Kennzeichen nur eine Dummheit angestellt.«
Wenn er es bisher nur geahnt hatte, so wußte er jetzt genau, wo er hineingeschlittert wäre, wenn er die Schilder vom Wagen entfernt hätte.
»Komm, setz dich«, sagte sie munter. »Magst du einen Cognac? Mir ist ganz flau im Magen.«
Sie holte die Flasche und schenkte ein: »Prost, Heinz, worauf wollen wir trinken?«
»Darauf, daß wir aus diesem Schlamassel heil herauskommen...«
»Ach was! Der Alte soll sehen, wie er sich herausrettet. Ich trinke auf das, was wir lieben!« Sie sah ihn, während sie ihm zutrank, mit zärtlich schimmernden Augen an und ließ sich neben ihm auf der Lehne seines Sessels nieder.
»Windsberg!« sagte er plötzlich, denn sie schickte sich an, die Sessellehne mit seinem Schoß zu vertauschen. »Beinahe hätte ich es vergessen. Ich habe dem Kommissar nicht verschweigen können, daß der Chef aus Windsberg kam. Er hat es aus mir herausgequetscht.«
»Mach dir darum keine Sorgen. Ich habe den Wirt von der >Deutschen Eiche< längst angerufen. Er und mein Mann waren Kriegskameraden. Er hat mir fest versprochen, bei einer eventuellen Vernehmung auszusagen, daß der Alte nur zwei oder drei kleine Schorle getrunken habe.«
»Und die Fahrschüler?« fragte er.
»Sind alle bereits präpariert und halten dicht.«
»Ihr Wort in Gottes Ohr...«, murmelte er.
Sie hatte nicht überhört, daß er auf das du nicht einging. Sie beugte sich über ihn und zog sein Gesicht zu sich empor: »Wir sind doch unter uns...«, flüsterte sie und küßte ihn mit einer Leidenschaft, als ob sie jahrelang nach Zärtlichkeiten gehungert hätte, und ihr Temperament war so unwiderstehlich, daß er mitgerissen wurde. Aber sein schlechtes Gewissen ließ ihn nicht los, sein schlechtes Gewissen oder das ungute Gefühl, daß jemand im nächsten Augenblick an der Tür klingeln könnte.
»Ich habe mir dich etwas temperamentvoller vorgestellt«, sagte sie ein wenig enttäuscht, lächelte ihn dabei aber zärtlich an.
»Da ist noch etwas, was mir Sorge macht. Die Polizei kontrolliert heute nacht sicher alle Hotels der Stadt und der Umgebung, weil sie annimmt, daß der Chef irgendwo Unterschlupf gesucht hat. Wenn nun mein Name in einem Meldebuch gefunden wird, ist es klar, wo der Chef sich auf hält.«
»Daran habe ich nicht gedacht«, sagte sie stirnrunzelnd , aber die Falten verschwanden schnell, und er wußte, was sie ihm vorschlagen wollte.
»Hierbleiben kann ich auf keinen Fall«, sagte er rasch, »denn vielleicht kreuzt die Polizei hier noch einmal auf, und das wäre eine peinliche Geschichte...«
»Du bist gräßlich vernünftig«, sagte sie schmollend, »aber du hast recht.«
»Leider habe ich recht«, und er zog sie zu sich heran und vergrub das Gesicht für einen Augenblick in ihrem Haar. »Außerdem weiß ich, daß der Kommissar mich beobachten läßt. Ich wundere mich jetzt noch, daß er mich laufen ließ. Er ahnte bestimmt, weshalb ich zur Unfallstelle hinausfuhr. Und er sagte wörtlich: Wenn ich herauskriege, daß Sie mit der Sache auch nur das geringste zu tun haben, dann nehme ich Sie in die Zange, daß Ihnen Hören und Sehen vergeht.«
Sie sagte nichts, aber er merkte, daß seine Worte sie beeindruckt hatten.
Er warf einen Blick auf seine Uhr. Es war halb zwei. Ihm brannte der Boden unter den Füßen, denn daß der Kommissar ihn vielleicht beobachten ließ, war eine Ausrede gewesen, um endlich aus der Wohnung und von dieser Frau fortzukommen.
»Und wohin willst du nun gehen?« fragte sie.
»In meine Burg. Was bleibt mir
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