Achtung Kurven
Kursteilnehmer die Prüfung bestanden — ausnahmslos!«
»Ich werde es mir doch noch überlegen...«
»Wenn Sie mir Ihre Anschrift geben wollten, könnte meine Tochter sich mit Ihnen in Verbindung setzen.«
»Danke verbindlichst , ich melde mich selbst bei ihr, wenn es soweit ist.«
Er hängte ein und starrte sekundenlang auf die Wählscheibe. Eines der vier Zehnerl klingelte in die Auffangschale zurück. Er war so verblüfft, daß er das Geldstück in die Tasche zu stecken vergaß. Fahrlehrerin und Besitzerin einer eigenen Fahrschule...! Der Männermangel in Kirst mußte geradezu katastrophal sein, wenn solch ein nettes und hübsches Mädchen gezwungen war, auf solch ausgefallene Ideen zu kommen, um sich einen Mann zu angeln. Sein Brustkasten begann zu schwellen. War es möglich, daß die flüchtige Begegnung an der Schützschen Tankstelle sie so mächtig beeindruckt hatte, daß sie sofort für ihn lichterloh brannte? Der oder keiner... Für so unwiderstehlich hatte er sich bisher nicht gehalten.
Rothes blauer Rekord hielt neben der Telefonzelle.
»Im Büro hätten Sie es bequemer und billiger gehabt«, grinste Rothe ihm entgegen.
»Und außerdem hätte ich mich hinsetzen können...«
Frau Schütz empfing ihre Tochter Marianne nicht besonders freundlich: »Ich würde wirklich gern wissen, was du neuerdings so oft in der Stadt zu tun hast. Wenn dann einmal ein Fahrschüler kommt, bist du nicht da!«
»Wer war es?«
»Wie soll ich das wissen? Er hat angerufen. Es ist noch keine zehn Minuten her.«
»Woher kam der Anruf?«
»Das weiß ich auch nicht. Und ich glaube nicht, daß es ein Hiesiger war. Wie er sich schon ausdrückte... >Oh, es handelt sich um eine Fahrlehrerin< — und — >Verbindlichen Dank, ich werde mich selber melden, wenn es soweit ist...<«
Frau Schütz hatte den Tonfall der fremden Stimme noch so deutlich im Ohr, daß Marianne ahnte, wem sie gehörte.
»War er sehr überrascht?«
»Überrascht oder nicht, das ist doch völlig egal. Jedenfalls hat er eingehängt, als ich ihm sagte, daß du Fahrunterricht gibst. Und ich möchte wissen, wofür du nun eigentlich das viele Geld für deine Lizenz hingelegt hast. Der Spaß hat dich gut und gern fünftausend Mark gekostet. Und alles für die Katz!«
»In der Stadt hätte ich es besser, da werden Fahrlehrerinnen gesucht — und gut bezahlt.«
»Um Himmels willen, bist du etwa deshalb so oft unterwegs, um dir eine Stellung zu suchen? Das kannst du mir doch nicht antun, Marianne!«
»Nein, Mama, um ganz ehrlich zu sein, es ist gerade umgekehrt. Ich habe vor einiger Zeit durch Zufall einen guten Fahrlehrer kennengelernt, und ich bin dabei, ihn seiner Firma auszuspannen.«
»Ein guter Fahrlehrer kostet dich einen Haufen Geld...«
»Über den Daumen gepeilt fünfzehnhundert pro Monat...«
»Und das sagst du, als ob du einen Apfelbutzen ausspuckst. Kannst du mir auch verraten, wo du das Geld hernehmen willst?«
»Von den Fahrschülern natürlich! Von wem sonst?«
»Und du bildest dir wahrhaftig ein, du brauchst bloß auszuposaunen, daß hier ein Mann Fahrunterricht erteilt, und schon strömt das Volk in Scharen ins Haus, wie?«
»Zuerst wird es kleckern, aber schließlich wird es strömen. Ich habe mich nämlich neulich auf der Gemeindekanzlei erkundigt. Im letzten Jahr haben allein in Kirst neunzig Leute den Führerschein III erworben. Du brauchst nicht nachzurechnen, Mama, ich habe es längst selber besorgt. Da ich gerade ein Dutzend Fahrschüler gehabt hab’, heißt das, daß die restlichen 78 rund gerechnet 25 000 Mark in die Stadt getragen haben!«
»Was sagst du da?« rief Frau Schütz und machte große Augen, »25 000 Mark in die Stadt getragen, wo sie es hier genausogut haben könnten?«
»Und dabei habe ich die Umgebung noch gar nicht mitgerechnet.«
»Hör schon auf!« stöhnte Frau Schütz, »du machst mich weich.«
»Aber nicht doch, Mama, ich will dir nur Appetit auf die nächsten zehn- bis fünf zehn tausend machen.«
»Und das hast du genau durchgerechnet?«
»Das habe ich haargenau durchkalkuliert!«
Frau Schütz massierte sich die schmerzende Hüfte. Sie litt seit ein paar Tagen an rheumatischen Schmerzen.
»Es ist dein Geschäft und es ist dein Risiko«, sagte sie schließlich, »und ob ich dir zu- oder abrate, du setzt deinen Dickschädel ja doch durch. — Wie hast du den Mann übrigens kennengelernt? «
»Er hat vor einigen Wochen bei uns getankt...«
»Hast du ihn denn schon fest an der Hand?«
»An der
Weitere Kostenlose Bücher