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Achtung Kurven

Achtung Kurven

Titel: Achtung Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Bescheid, ob Sie etwas ausgerichtet haben.«
    Rothe sperrte seinen Wagen auf und ließ Frau Bauersfeld Platz nehmen. Bevor er sich ans Steuer setzte, übergab er Herold die Büroschlüssel. »Herzinfarkt...«, sagte er leise, »haben Sie es gehört? Und diese blau-weiße Biene tut, als ob der Alte die Windpocken erwischt hätte.«
    Heinz Herold hatte noch eine knappe Viertelstunde Zeit. Zeit genug, um rasch zur Mercedes-Werkstatt hinauszufahren.
    Als er zur Fahrschule zurückkam, parkte der graue Ford aus Kirst schon auf der anderen Straßenseite, und Fräulein Schütz wartete neben der Telefonzelle. Sie trug ein ärmelloses großgeblümtes Sommerkleid, die Sonne leuchtete in ihrem blonden Haar und schimmerte seidig auf der braunen Haut der Arme und ihrer unbestrumpften Beine. Die Zehennägel lugten rosig durch die Sandaletten. Zum erstenmal entdeckte Heinz Herold, daß Fräulein Schütz ein ausgesprochen hübsches Mädchen war. Ein bißchen Sonnenschein, dachte er, und aus jedem Spatz wird ein prächtiger Paradiesvogel.
    »Sie sehen heute so kritisch aus«, sagte sie, als sie ihn begrüßte.
    »Es war kein erfreulicher Vormittag«, sagte er, »und vor einer halben Stunde ist der Chef mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus transportiert worden. Mein Bedarf an Unannehmlichkeiten ist gedeckt. Ich möchte auch mal wieder etwas Erfreuliches erleben.«
    »Kommen Sie doch nach Kirst«, sagte sie, »am nächsten Samstag steigt das Waldfest vom Schützenverein, mit einem Riesenbierzelt und der Kirster Blasmusik. Und getanzt wird auch... Aber für so etwas sind Sie sicher viel zu verwöhnt...«
    »Wie kommen Sie darauf? Bierzelte und Blasmusik sind eine Schwäche von mir. — Aber was wird Ihr Freund dazu sagen, wenn ich in Kirst auftauche?«
    »Ich habe keinen Freund«, sagte sie ruhig. »Ich war einmal verlobt. Es ist mehr als zwei Jahre her. Er war Mineralölvertreter und kam häufig geschäftlich bei uns vorbei...«
    »Und weshalb ging die Geschichte auseinander?«
    »Weil mir seine Frau eines Tages einen Brief schrieb, sie gäbe ihren Ferdinand gern her, aber wegen der drei Kinder komme eine Scheidung für sie leider nicht in Frage.«
    » Jeijeijei !«
    »Ja, es war ziemlich peinlich. In Kirst zerrissen sich natürlich alle die Mäuler. Aber dann bekam die Tochter vom Bürgermeister Hösbach ein Kind von einem Türken, und die Frau vom Drogisten Spieß versuchte ihren Mann mit Rattengift umzubringen. Damit war meine Geschichte dann nicht mehr so sensationell.«
    »Teufel, Teufel...«
    »Ach«, meinte sie, »wenn es um Geschichten geht, damit kann man aufwarten, wenn man in solch einem kleinen Nest lebt. Da bleibt nichts verborgen.«
    »Um so weniger verstehe ich, was Sie gegen Kirst haben«, sagte er lachend, »ich habe für hübsche Geschichten immer etwas übrig gehabt. Und ich glaube, daß ich am Samstag wirklich nach Kirst kommen werde. Aber wir haben jetzt keine Märchen-, sondern Fahrstunde. Und sie kostet außerdem Ihr Geld.«
    »Schade«, murmelte sie und drückte statt des ersten Ganges den dritten hinein. Natürlich machte der Wagen nur einen zaghaften Ansatz, sich in Bewegung zu setzen, und der abgewürgte Motor hauchte sein Leben aus.
    »Was habe ich nun schon wieder falsch gemacht?« seufzte sie, »die Handbremse ist doch frei...«
    »Ich würde es mal im ersten Gang versuchen, Fräulein Schütz, im dritten hat es der Motor gar nicht gern.«
    »Wie man sich nur so dumm stellen kann«, sagte sie ärgerlich. Er ließ sie die gleiche Strecke fahren, die sie das letzte Mal genommen hatten. Wenn die Sonne durch das offene Fenster auf ihre bräunlichen Arme fiel, sah er den Schimmer goldblonder Härchen, und ein noch feinerer, seidiger Flaum bedeckte Wangen und Stirn. Er spürte ein Kribbeln in den Fingerspitzen, diese warme, leuchtende Haut zu berühren.
    »Heute ganz ohne Stolperdrähte?« fragte sie.
    Er bekam einen roten Kopf, denn er hatte für Augenblicke völlig vergessen, daß eine Anfängerin neben ihm am Steuer saß, für deren Dummheiten er die Verantwortung trug.
    »Auf Einbahnstraßen falle ich Ihnen jedenfalls nicht mehr herein«, sagte sie munter, »da müssen Sie sich schon andere Tricks ausdenken.«
    »Ich persönlich bin ein Mann ohne Tücken, ich versuche nur, Sie auf die Tücken eines anderen Herrn zu drillen.«
    Sie trat kräftig auf die Bremse, im gleichen Augenblick, in dem er selber den Fuß auf das zweite Bremspedal gesetzt hatte.
    »Sie haben gut reagiert«, lobte er.
    Vor ihnen stoppte

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