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Achtung Kurven

Achtung Kurven

Titel: Achtung Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Herold schlich mit weichen Knien hinter Herrn Schindler drein und hatte das Gefühl, alles verdorben zu haben. Er setzte sich voller Wut ans Steuer und überließ es dem Ingenieur, der sonst wie ein rohes Ei behandelt wurde, sich den Schlag selber zu öffnen. Als er vor der Fahrschule Bauersfeld hielt, warteten die beiden Damen und Herr Blum schon auf der Straße. Heinz Herold übergab Frau Jossa das Steuer und setzte sich neben sie, während Frau Zauner mit einem zaghaften Gruß, der mit einem Knurrton erwidert wurde, neben dem Ingenieur auf dem Rücksitz Platz nahm. Herr Schindler schien zu schlafen, aber er hatte sich längst davon überzeugt, daß Kupplungs- und Bremspedal vor dem Fahrlehrersitz mit weißem Papier überklebt waren. Frau Jossa verbreitete einen intensiven Pfefferminzgeruch, sie schien ganze Pakete mit Pfefferminzpastillen geschluckt zu haben.
    Heinz Herold hatte den Wagen in einer breiten Parklücke abgestellt, aber in dem Augenblick, in dem die Damen ihre Plätze einnahmen, fuhr der Vordermann davon, und ein Lieferwagen schob sich, rückwärts einparkend, an seine Stelle. Seine Stoßstange ließ dem VW vorn kaum einen Meter Spielraum. Frau Jossa mußte zurückstoßen, um auf die Straße zu gelangen. Hinten stand, knappe anderthalb Meter entfernt, ein nagelneuer Fiat. Heinz Herold schloß ergeben die Augen, er hörte schon, wie der VW auf den Fiat krachte. Aber nichts geschah. Frau Jossa vergaß nicht einmal den Blick in den Rückspiegel, auf den der Ingenieur mit Recht so großen Wert legte. Sie wutzelte sich aus der engen Parklücke glücklich heraus und fuhr in flottem Tempo bis zur Straßenkreuzung.
    Hinten knurrte Herr Schindler: »Links einbiegen!«
    Frau Jossa wartete geduldig, bis die Straße von rechts und von links frei war, und bog in weiter Kurve nach links ein. Heinz Herold rieb sich die feuchten Handflächen an der Hose trocken.
    »Nächste Querstraße rechts!«
    Damit dirigierte der Ingenieur Frau Jossa in die Altstadt hinein, wo sich unbeschilderte, enge und kurze Gassen in rascher Folge rechtwinklig kreuzten. Frau Jossa stoppte vor jeder Kreuzung, vergewisserte sich sorgfältig, daß kein Fahrzeug von rechts kam, und überwand auch diese gefährliche Klippe, die ihr schon einmal zum Verhängnis geworden war.
    In einer Einbahnstraße parkten vor einem Lebensmittelgeschäft zwei Lieferwagen in einem Abstand, der ein Einparken ermöglichte.
    »Halten Sie neben dem zweiten Lieferwagen und parken Sie rückwärts ein!« gebot Herr Schindler.
    Frau Jossa trat leicht auf die Bremse. Heinz Herold hielt den Atem an. Die Katastrophe war fällig. Aber Frau Jossa stoppte nicht!
    »In Einbahnstraßen ist das Rückwärtsfahren verboten!« sagte sie mit ihrem hohen Piepsstimmchen.
    Das kann doch nicht wahr sein! dachte Heinz Herold verblüfft. Aber es ließ sich nicht leugnen, Frau Jossa war auf den Trick nicht hereingefallen. Herr Schindler jagte sie in den Kreisverkehr, er hetzte sie aus der Stadt hinaus und wieder in die Stadt hinein, er ließ sie am Kroatenhügel an der steilsten Stelle halten und gebot ihr dann, kaum, daß sie angefahren war, sich rückwärts fahrend in eine Parklücke einzuordnen, die Heinz Herold vermieden hätte. Aber es krachte nicht. Herold warf einen Blick auf die Uhr. Fünfundzwanzig Minuten waren vergangen, als Ingenieur Schindler es aufgab und Frau Zauner ans Steuer beorderte.
    Auch Heinz Herold stieg für den Platzwechsel aus dem Wagen. Er schüttelte Frau Jossa beide Hände. »Ich gratuliere!« flüsterte er, als versage ihm vor einem Wunder die Stimme. »Sie haben es geschafft, gnädige Frau! Und Sie haben es nicht nur geschafft, sondern Sie haben Ihre Sache einfach großartig gemacht.«
    »Danke, Herr Herold!« Frau Jossa strahlte ihn an, und ihre Wangen glühten sanft. »Das verdanke ich nur Ihnen.«
    Ihr Atem schlug ihm warm ins Gesicht...
    Er schnupperte. Das war doch kein reiner Pfefferminzgeruch! Das war — Cognac mit Pfefferminzüberzug!
    »Um Himmels willen!« stieß er hervor. »Wie viele haben Sie eingenommen?«
    »Ein Taschenfläschchen«, gestand sie kichernd. »Mein Mann hat es mir mitgegeben. Martha, hat er gesagt, wenn du es damit nicht schaffst, schaffst du es nie...«
    »Verschwinden Sie!« zischte er ihr ins Ohr. »Machen Sie, daß Sie wegkommen, ehe der Kerl hinten es auch merkt!« Er ließ sie einfach stehen, rutschte auf seinen Sitz und knallte den Schlag zu.
    »Frau Jossa ist zum Zahnarzt bestellt«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    Herr

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