Achtung, Superheld! (German Edition)
verschwunden waren, spürte Daniel, wie seine gute Laune verpuffte. Vielleicht war er gut beim Versteckenspielen, doch wenn es um wirkliche Heldentaten ging, war er nutzlos. Dann war er bestenfalls ein praktischer Babysitter.
Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, war Rose nirgends mehr zu sehen, als er sich umschaute. War es tatsächlich möglich, dass er sie – nur ein paar Sekunden, nachdem die anderen abgeflogen waren – bereits verloren hatte?
»Rose?«, rief er. »Rose, wo bist du?«
Ganz in seiner Nähe antwortete eine leise kichernde Stimme: »Komm und such mich doch!«
Daniel holte tief Luft und stieß einen langen, frustrierten Seufzer aus. Während der Rest seiner Freunde unterwegs war, um Leben zu retten, saß er hier fest und musste mit Miss Unsichtbar Verstecken spielen.
8
Sterne gucken
»Wisst ihr, ich hätte absolut dort reingehen und das Baby retten können.«
»Ach wirklich? Wie hättest du das denn gemacht? Das Feuer durch Stromschläge ferngehalten? Funktionieren deine Irrlichter auf einmal als Feuerschutz?«
»Ich sag nur, ich hätte mehr tun können, wenn Mr Superheld mich gelassen hätte.«
»Eric hat einfach aus dem Bauch heraus gehandelt!«
»Mollie …«
»Nein, stimmt doch.«
»Nun, wir haben alle unseren Beitrag geleistet. Gut gemacht, Leute.«
»Ich hatte Angst, Eric.«
»Ich auch, Louisa. Aber du hast nicht zugelassen, dass deine Angst dich überwältigt. Du warst toll.«
»… ich bleib dabei, wenn du dadrin auf einen Terroristen oder einen außerirdischen Kopfgeldjäger oder so gestoßen wärest, hättest du meine Hilfe absolut gebrauchen können.«
»Klar, Simon. Völlig klar.«
Daniel und die Superkids saßen in Rohans Garten und hielten Ausschau nach Sternschnuppen. Das taten zumindest Rohan und Daniel. Die anderen sprachen über das Feuer – wie sich herausgestellt hatte, war ein Haus am Stadtrand in Brand geraten, und eine Frau wäre durch den Rauch fast erstickt. Nachdem die Superkids dort angekommen waren, war Eric ins Haus gestürzt, hatte ein zweijähriges Kind gerettet und war dann noch mal zurückgelaufen, um auch die bewusstlose Mutter zu holen. Als die Feuerwehr eintraf, saßen Mutter und Kind sicher auf dem Rasen. Und die Superkids waren verschwunden.
»Okay, dieses Sternschnuppen gucken ist die langweiligste von den vielen, vielen langweiligen Ideen, die Daniel dauernd hat«, sagte Simon. »Ich geh nach Haus und spiele Karambolagerennen.«
»Mir gefällt es«, sagte Louisa und unterdrückte mühsam ein Gähnen. »Aber es ist schon spät … normalerweise liegt Rose jetzt schon im Bett.« Rose lag auf Louisas Schoß und schnarchte leise.
»Trotzdem, es hat Spaß gemacht, Daniel«, fuhr sie fort. »Können wir gern wieder machen!«
»Danke, Louisa«, erwiderte Daniel. »Tut mir leid, Leute. Es hieß, heute Nacht gäbe es einen großen Meteoritenschauer. Vielleicht ist es hier unten einfach zu bewölkt.«
»Mach dir nicht draus«, sagte Eric. »Beim nächsten Mal sehen wir sie bestimmt. Wettrennen nach Hause gefällig, Mollie?«
Eric drehte sich um, doch Mollie war schon in der Luft.
»Verflixt noch mal!«, rief ihr Eric hinterher. »Gib mir doch wenigstens eine kleine Chance. Warum kannst du nie …?«
Die anderen verabschiedeten sich und stiegen auf ihre Räder. Daniel schaute zu Rohan, doch der konzentrierte sich voll und ganz auf einen bestimmten Punkt am Himmel. Sie waren jetzt allein und es wurde sehr still. Was eine nette Abwechslung war.
»Wohin schaust du?«
»Da«, sagte Rohan und streckte den Finger aus. »Siehst du, der Mond geht auf.«
»Stimmt. Ich sehe es.«
»Nicht, wie ich es sehe.«
Darüber dachte Daniel eine Zeit lang nach. Er wusste, dass sein Freund auf sehr weite Entfernung scharf sehen konnte, doch der Mond war Hunderttausende von Kilometern entfernt.
»Du meinst, du kannst so weit gucken? Dass du sogar Details sehen kannst?«
»Korrekt.«
»Warum trägst du dann eine Brille?«
»Ich bin weitsichtig. Ich brauche die Brille zum Lesen.«
»Du siehst also die Krater auf der Mondoberfläche, aber zum Bücherlesen brauchst du eine Brille?«
»Korrekt.«
»Das ist absurd.«
»Hm, stimmt.«
Daniel lächelte und betrachtete wieder den Nachthimmel. Der zunehmende Mond hing tief am Himmel, wie ein Splitter, für Daniels Augen war er nicht größer als ein Fingernagel.
»Also … wie sieht er aus? Mit deinen Augen gesehen, meine ich.«
»Erinnerst du dich an die Sternenshow, die wir im Planetarium gesehen
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