Achtung, Superheld! (German Edition)

der beiden war ihr maßloser Ehrgeiz. Immer wetteiferten sie miteinander, immer mussten sie angeben …
    »He, Leute«, sagte Daniel so laut, dass es alle hören konnten. »Ich finde, wir sollten es noch ein bisschen spannender machen. Lasst uns eine kleine Nebenwette abschließen – der, der zuerst beim Ziel ist, kriegt während der ganzen nächsten Woche beim Mittagessen meinen Nachtisch. Ach was, während des ganzen nächsten Monats! Wenn er nur schnell genug …«
    »Das ist doch kein Wettkampf!«, sagte Simon. »Eric lässt nichts von Mollie übrig. Sie hat keine Chance.«
    »Nei-h-ein«, sang Rose. »Mollie ist die Schnellste. Sie ist die beste Fliegerin, das wissen alle. Früher war es Michael, aber jetzt ist es Mollie.«
    Großartig, dachte Daniel. Das ist Öl auf meinem Feuer.
    Dann hörte er es – das Rauschen des Windes, begleitet von einem Brausen, das aus den Baumwipfeln kam. Dann noch eins, aus der anderen Richtung. Sie erzeugten eine Windböe, sie flogen so unglaublich schnell, sausten beide auf dasselbe Ziel zu …
    »Oh-oh«, sagte Louisa. »Ich kann nicht hinsehen …«
    Louisas Worte gingen in einem kurzen Donnerschlag über ihren Köpfen unter, und als er verklungen war, lagen Eric und Mollie am Boden, verdutzt und benommen. Überall gingen Blätter und anderes Zeug zu Boden, weil sie in der Luft zusammengeprallt waren.
    »Autsch!«, sagte Mollie und setzte sich auf. »Du solltest wirklich gucken, wo du hinfliegst.«
    »Musst du gerade sagen«, erwiderte Eric.
    Daniel marschierte rüber zu den beiden, die sich zwar den Kopf hielten und belämmert guckten, ansonsten aber unverletzt waren.
    »Mach schon, Daniel«, forderte ihn Eric auf. »Sag es.«
    »Eric und Mollie – ihr seid draußen. Und ich kann meinen Nachtisch selbst essen, vielen Dank.«
    »Na schön, aber jetzt bin ich der Sucher«, sagte Mollie und bürstete sich die Blätter vom Hintern.
    »Das Spiel ist so öde«, jammerte Simon. »Lasst uns irgendwas anderes machen, das mehr Spaß macht.«
    »Was denn zum Beispiel?«, fragte Daniel. »Sollen wir den ganzen Nachmittag Simon-teilt-Stromschläge-aus spielen? Nein danke.«
    »Seid still!«, ging Rohan auf einmal dazwischen. »Ich versuche, mich zu konzentrieren.«
    Alle gehorchten. Rohan wurde fast nie laut, und wenn, wussten alle, dass er es nicht zum Spaß tat.
    Eric ging zu ihm und fragte leise: »Was ist los? Siehst du irgendwas?«
    »Nein, aber ich glaube, ich rieche Rauch. Ja, ich rieche eindeutig Rauch. Eine ganze Menge davon. Irgendwas brennt und ich höre keine Sirenen von Feuerwehrwagen.«
    Eric reagierte sofort.
    »Okay, das Spiel ist vorbei. Rohan, ich fliege – du zeigst mir den Weg. Und Simon, du kommst auch mit. Wir müssen uns beeilen.«
    »Ich will mit!«, sagte Rose.
    »Nein«, entschied Eric. »Du bist noch zu klein, Rose, und das weißt du auch.«
    »Aber wir können sie hier nicht allein lassen«, wandte Louisa ein. »Vielleicht sollte ich bei ihr bleiben.«
    »Es könnte sein, dass wir deine Kräfte brauchen, Louisa. Doch du hast recht, allein kann sie nicht hierbleiben.« Eric kratzte sich am Kinn. »He, Daniel! Du könntest doch auf Rose aufpassen, oder? Wir sind wieder da, so schnell es geht.«
    »Leute«, sagte Rohan, der Ausdruck auf seinem Gesicht war völlig entrückt, »wir müssen uns beeilen …«
    Eric schaute Daniel bittend an. Was konnte Daniel sonst schon tun? Er wäre ohnehin keine große Hilfe beim Feuerlöschen. Vermutlich würde er einfach nur im Weg sein.
    »Ja, geht schon klar«, sagte er. »Haut ruhig ab. Ich bleib solange bei Rose.«
    »Prima! Danke, Mann!«
    Louisa trat auf ihn zu und gab ihm überraschenderweise einen Kuss auf die Wange. »Ich weiß, bei dir ist sie in guten Händen, Daniel.«
    Mollie stampfte mit dem Fuß auf. »Los! Kommt schon!«
    Louisa fasste Mollie an der Hand und Daniel sah zu, wie der Rest ihrer Gestalt körperlos wurde. Nur ihre Hand blieb unverändert, damit sie sich an Mollie festhalten konnte. Dadurch, dass sie den übrigen Körper entmaterialisiert hatte, wog sie fast nichts mehr. Als Mollie mit der federleichten Louisa vom Boden abhob, konnte Daniel im Sonnenlicht sogar sehen, wie kleine Staubteilchen durch Louisas Gestalt hindurchschwebten.
    Rohan stieg auf Erics Rücken und Simon schlang die Arme um seine Taille. Daniel macht sich Sorgen, dass Eric mit so viel Extragewicht nicht würde fliegen können, doch er hob ohne Probleme hinter Mollie vom Boden ab.
    Nachdem die Superkids hinter den Bäumen