Achtung, Superheld! (German Edition)
es sieht so aus, als kämen wir ins Gefängnis.
19
Unter Arrest
Im Gefängnis , dachte Daniel. Im Gefängnis wäre es einfacher gewesen.
Im Gefängnis hätten sie ihm wenigstens keine Standpauken gehalten. Im Gefängnis hätte er wenigstens nicht die Enttäuschung im Gesicht seiner Eltern gesehen. Klar, im Gefängnis starrte man den ganzen Tag auf Gitterstäbe, und der Zellengenosse würde vielleicht Messer-Jocke heißen, doch all das schien Daniel eine willkommene Alternative zu sein. Im Gefängnis könnte er sich wenigstens vor dem ganzen Ärger verstecken, den er verursacht hatte.
Wie sich herausstellte, schlief Erics Mutter in Wirklichkeit gar nicht so tief, und als ein hilfsbereiter Nachbar bei ihr anrief, um ihr zu sagen, dass ein paar Leute versuchten, in ihren Keller einzubrechen, wachte sie sofort auf. Die Polizei war schnell zur Stelle, und sie bot den attraktiven jungen Polizisten sogar Kekse an, bevor sie die beiden jugendlichen Straftäter mit dem Streifenwagen ins Gefängnis verfrachteten.
Mollie blieb verschwunden, und Daniel hatte einen bösen Verdacht, wo sie war.
Daniels Mutter sagte nicht viel, als die Polizisten ihn nach Hause brachten. Sein kleiner Konflikt mit dem Gesetz war einfach nur eine weitere Sache, mit der sie fertigwerden musste. Dies führte dazu, dass Daniel sich schlechter fühlte, als jegliche Bestrafung es hätte bewirken können; mit all dem Kummer, den sie ohnehin gerade hatte, hätte sie sich nicht auch noch wegen ihm Sorgen machen sollen. Sie schickte ihn in sein Zimmer und sagte, sie würden alles besprechen, wenn sein Vater nach Hause kam. Das war typisch für das Rechtssystem im Hause Corrigan. »Warte, bis dein Vater nach Hause kommt«, das hatte er schon oft gehört.
In seinem Zimmer entdeckte Daniel eine Kiste mit Sachen seiner Großmutter, die seine Mutter ihm dort hingestellt hatte. Das Letzte, was Daniel jetzt tun wollte, war, eine Kiste voller schmerzlicher Erinnerungen durchzusehen. Doch seine Mutter wünschte sich, dass er ein paar Erinnerungsstücke auswählte, und wenn er an den Riesenärger dachte, den er bereits hatte, hielt er es für klug, es nicht zu weit zu treiben.
Als es Abend wurde, öffnete Daniel eins von Grams alten Alben, in die sie Sachen reingeklebt hatte. Während er träge die einzelnen Seiten durchblätterte, wurden seine Gedanken immer düsterer, und er fragte sich, ob Rohan oder Mollie heute Nacht Besuch vom Shroud kriegen würden. Oder würde er stattdessen zu Daniel kommen? Was würde Eric mit ihm anstellen, nun, da er sich nicht weiter verstellen musste?
Daniel kam zu einer Seite mit alten Zeitungsausschnitten, die schon ganz vergilbt waren. Eine Schlagzeile fesselte seine Aufmerksamkeit ganz besonders: »Meteorregen soll kürzlicher Kometensichtung folgen. Familien planen Kometen-Beobachtungspartys!« Datiert war der Artikel auf den 12. Oktober 1934 – er war wirklich sehr alt.
Neben dem Zeitungsausschnitt war eine Kinderzeichnung. Die Farben waren verblichen, und das Papier war zerknittert und eingerissen, aber Daniel konnte das Bild immer noch gut genug erkennen. Ein Mädchen stand neben einem brennenden Gebäude und um es herum fielen Sterne vom Himmel herab.
Das war nicht das Bild eines fröhlichen Kindes.
An seiner Zimmertür klopfte es. »Daniel«, sagte sein Vater und öffnete die Tür. Er hatte nicht darauf gewartet, dass Daniel ihn hereinbat.
Sein Vater war nicht allein. Ein stiernackiger Polizist war bei ihm. Sie machten beide keine besonders erfreuten Gesichter.
»Daniel, dies ist Sheriff Simmons, und er möchte mit dir reden, mein Sohn.«
Der Tonfall seines Vaters ließ Daniel sofort aufhorchen. Er hatte erwartet, dass sein Vater sehr ernst sein würde, doch hier ging noch etwas anderes vor sich. Da war etwas Neues in seinen Augen. War es Angst?
»Hallo, Daniel«, sagte Sheriff Simmons. »Hast du was dagegen, wenn ich mich setze?«
Daniel zeigte auf den Schreibtischstuhl und der Polizist setzte sich vorsichtig darauf. Sheriff Simmons war kein kleiner Mann und der Stuhl ächzte unter seinem Gewicht. Daniels Vater blieb in der Tür stehen.
»Nun, ich habe gehört, du hattest heute einen kleinen Zusammenstoß mit zwei von meinen Leuten?«
Daniel nickte.
»Ich hoffe, sie haben dir nicht zu viel Angst eingejagt, doch du weißt sicher, dass du nicht ohne Erlaubnis die Häuser anderer Leute betreten darfst. Auch nicht die Häuser von Freunden. Das verstehst du doch, oder?«
Daniel nickte wieder.
»Antworte,
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