Achtung, Superheld! (German Edition)
zufriedenzugeben, seinen Freund nach dem Motto »im Zweifel für den Angeklagten« zu behandeln.
Eric blickte in die Runde. »Habt ihr heute Lust, zum Baumhaus zu kommen?«
Rohan schaute ängstlich zu Daniel.
»Ich muss eigentlich in der Nähe unseres Hauses bleiben«, erwiderte der. »Ich habe meiner Mom versprochen, ihr dabei zu helfen, Grams Sachen durchzusehen.«
»Oh«, sagte Eric. »Natürlich, Kumpel. Schon klar. Rohan? Mollie?«
»Ich, äh … lästige Hausarbeiten«, sagte Rohan.
»Okay«, sagte Eric. »Wie sieht es mit dir aus, Mollie? Hättest du Lust, ein bisschen zu fliegen?«
Mollie sah Daniel mit festem Blick an. Er erwiderte ihr Starren und betete, dass seine Augen ihr alles verrieten, was sie wissen musste.
»Vielleicht später«, sagte sie endlich. »Ich könnte dich dort treffen.«
Eric schüttelte den Kopf, er war sichtlich enttäuscht. »Na schön. Ihr wisst, wo ihr mich findet, wenn ihr eure Meinung noch ändert. Macht’s gut.«
Und damit war er verschwunden. Genau wie er gesagt hatte – er war so schnell, dass sie kaum mehr als einen Blitz sahen, als er in den Himmel schoss und dann in den Schatten des Mount Noble.
Sobald er weg war, wandte sich Mollie zu Daniel und pikste ihm mit dem Finger in die Brust. »Würdet ihr beide mir vielleicht mal sagen, was hier vor sich geht? Du siehst aus, als hättest du deine Zunge verschluckt, Rohan.«
»Daniel muss uns etwas erzählen, Mol. Etwas so Wichtiges, dass es richtig war, dafür Eric anzulügen. Jedenfalls wäre es besser, wenn es sich wirklich so verhält.«
Daniel seufzte. Er hatte schon jetzt einen schlechten Geschmack im Mund.
»Mollie, was hast du Eric erzählt? Hast du ihm vom Shroud erzählt?«
»Hm, nein. Ich wollte es tun, aber … ich hab gekniffen, okay? Ich hatte gehofft, wir könnten es ihm gemeinsam erzählen.«
»Das war mein ursprünglicher Plan, Mol«, sagte Rohan. »Doch du hast gesagt, du müsstest diejenige sein …«
»Tja, ich hab es mir anders überlegt, okay?«
»Hört auf, alle beide«, sagte Daniel. Dafür hatten sie jetzt keine Zeit und er wollte mit der Wahrheit nicht länger hinterm Berg halten. »Ich habe etwas, was ich euch zeigen muss. Wenn ihr es seht, werdet ihr verstehen, warum ich Eric angelogen habe. Es ist mir nicht leichtgefallen, aber es musste sein.«
Daniel zeigte ihnen Plunketts Foto von Eric als Shroud.
Wie sich herausstellte, war das Lügen der einfache Teil gewesen. Die Wahrheit war viel, viel schwieriger.
18
Auf frischer Tat
Sie nahmen die Neuigkeit, dass Eric der Shroud sein könnte, so auf, wie Daniel es erwartet hatte. Rohan wurde zunächst sehr still. Daniel wusste, er dachte über die Anhaltspunkte nach und prüfte für sich, ob Daniels Schlussfolgerung mit den Fakten übereinstimmte. Rohan wandte sehr schnell ein, dass man Fotos manipulieren konnte. Mit ein wenig Zeit könnte er am Computer verdammt noch mal jedes der Kinder in den Shroud verwandeln. Doch schließlich, so nahm Daniel jedenfalls an, würde er zustimmen, dass sie zumindest nach weiteren Beweisen suchen sollten, auch wenn er die ganze Zeit zur Vorsicht mahnen würde.
Mollies Reaktion war ebenso vorhersehbar, wenn auch eine Spur gewalttätiger als gedacht. Erst beschimpfte sie Daniel, dann holte sie zu einem halbherzigen Schlag aus, dem Daniel aber ausweichen konnte. Dann wurde Mollie still, was eigentlich noch schlimmer war; die prügelnde und fluchende Mollie war ihm auf jeden Fall lieber.
»Aber du hast keinen echten Beweis«, sagte sie nach einer Weile. »Du hast diese ganzen Theorien und das, was Plunkett gesagt hat, aber keinen Beweis!«
»Es gibt das Foto«, wandte Daniel ein.
»Fotos können verändert werden!«, sagte Mollie. »Hat Rohan doch gerade gesagt!«
»Hört zu«, sagte Daniel. »Ich hoffe, ich irre mich. Ich bete dafür, dass ich mich irre. Doch ihr müsst zugeben, Plunketts Theorie ergibt deutlich mehr Sinn als alles andere. Das ganze Zeug über die Regeln und Johnny Noble – muss ich euch wirklich fragen, wer euch das alles zuerst erzählt hat?«
Mollie schwieg, doch Rohan nickte. »Es war Eric.«
»Eric ist älter als wir alle«, sagte Daniel, »und er ist nur ein wenig jünger als die Kinder, die ihre Kräfte verloren haben. Wenn man es strategisch betrachtet, ist das sinnvoll – er stellt ihnen nach, wenn sie dreizehn werden und bevor sie zu mächtig sind, um sie noch aufzuhalten. Und denkt doch nur an all die Dinge, die Eric beherrscht! Er ist so stark wie Clay, kann
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