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Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)

Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)

Titel: Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tenino
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tue ich. Danke.“
    Matt zuckte mit den Schultern und kam wieder darauf zu sprechen wie zur Hölle sie James aus Idaho herausbringen konnten.
    Sie machten eine Menge Pläne für „Was wäre wenn“, Matt trank sein Bier aus, faltete den Beutel zusammen und verabschiedete sich. James hingegen saß noch eine Stunde lang da und dachte nach, vor allem über „was wäre wenn“.

    K ANDY M ELORE war eine intelligente, schmal gebaute, wütende kleine Frau. Und noch dazu homophob. Ständig betonte sie James gegenüber wie sehr sie versuche, ihre Klienten ihre persönlichen Anschauungen nicht spüren zu lassen.
    Die Frau war eine Zicke erster Güte. Er spürte ihre Absicht, ihn zu provozieren. Und ebenso ihre Verärgerung darüber, dass er darauf nicht ansprang.
    Wenn es nicht unbedingt sein musste, reagierte James einfach nicht auf sie. Diesen Trick hatte er in seiner Kindheit perfektioniert, denn damals hatte oft schon zu lautes Atmen ausgereicht, um seinen Vater zu verärgern. In der Schule war er still gewesen, aber nicht schüchtern. Er redete eben einfach nicht, wenn es nicht nötig war. Schon in zartem Alter hatte er gelernt, dass es so besser war.
    Als Erwachsener hatte James angefangen, etwas mehr zu reden und auch Dinge zu sagen, die nicht unbedingt nötig waren. Seit er dank des Implantats spüren konnte, wie sehr sein Schweigen die Menschen verwirrte und verunsicherte, war er viel offener geworden.
    Aber Schweigen war immer noch eine nützliche Taktik und eine angeborene Fähigkeit.
    „Nun, James.“ Ms. Melore schenkte ihm ein breites, scheinheiliges Lächeln. „Wir sind fast fertig. Danke für Ihre Geduld.“ Sie hielt inne und wartete auf eine Antwort. James blinzelte. „Nur noch eine Kleinigkeit. Ihr Chip macht uns Schwierigkeiten.“
    James’ Herzschlag beschleunigte sich ein wenig. Er neigte den Kopf. Die Frustration über seine Reaktion schlug sich in ihrem Tonfall nieder. „Wir werden mit dem Recoder eine Neuverschlüsselung durchführen müssen.“
    Warum konnten sie die Neuverschlüsselung nicht gleich durchführen, wenn er sowieso gerade hier war?
    „Morgen früh um 0800 müssen Sie sich bei der Kriegsgefangenen-Stelle in der Innenstadt melden. Dort wird man Sie auf die Prozedur vorbereiten. Es wird nicht lange dauern.“
    Es war offensichtlich, dass es sich nicht um eine normale Neuverschlüsselung handelte wie James sie kannte. Er hatte einen leisen Verdacht, worum es wirklich ging, aber er brauchte noch mehr Informationen.
    „Fehlfunktion?“
    Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung; es war sein erstes mehrsilbiges Wort seit „Hallo“. James sah ihr in die Augen, während er auf die Antwort wartete.
    Melore hustete kurz. „Ja. Offensichtlich ein Herstellungsfehler. Sie bekommen einen neuen Chip.“
    James wäre beinahe zusammengezuckt. Einen Chip in seinen Oberschenkel implantiert zu bekommen, war kein Vergnügen. Als das winzige Nano-Paket aufgebrochen war und der Inhalt sich in seinem Knochenmark verteilt hatte, hatte das verdammt weh getan. „Und der wurde einen Monat lang ignoriert?“
    Sie zeigte ihm ihr breites Lächeln. „Ich fürchte, diese Information kann ich Ihnen nicht geben, James.“
    Das offensichtliche Vergnügen, dass seine plötzliche Gesprächigkeit ihr bereitete, brachte ihn beinahe zum Schweigen, aber er musste es wissen.
    In der Hoffnung, dass seine Erkenntnis von gestern Abend kein Trugschluss gewesen war, sagte er: „Ich will es wissen.“ Dann gab er Melore einen mentalen Schubs, in dem Versuch, ihr die Antwort aus dem Mund zu zwingen. Er konnte sie spüren, genau dort und wenn er sie nur ein wenig anschubste ...
    „Er funktioniert nicht mehr.“ Schnell schloss sie den Mund und errötete. Dann wich ihr das Blut aus dem Gesicht. „Wie haben Sie das gemacht?“, zischte sie. Ihr Gesicht verzog sich zu einer verkniffenen Hexenfratze.
    James hob eine Augenbraue. Er spürte den Zorn, der in Wellen von ihr ausging und versuchte abzuschätzen wie viel wütender sie noch werden konnte und was das für Konsequenzen haben könnte. „Ich habe nichts gemacht, Ms. Melore.“ Jetzt versuchte er etwas Neues und schob ihr das Gefühl der Ehrlichkeit entgegen.
    Es musste einfach funktionieren.
    Kandy Melores Gesicht nahm einen leicht benommenen Ausdruck an und ihr Blick wirkte leer. Schließlich räusperte sie sich. „Das ist alles, James. Morgen früh um genau 0800 melden Sie sich in der Kriegsgefangenen-Klinik. Außerdem sehen wir uns nächste Woche um genau dieselbe

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