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Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)

Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)

Titel: Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tenino
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ihn sich wieder nehmen, aber James hatte die bessern Reflexe und mehr Kraft.
    „Du kannst ihn haben, wenn du gegessen hast.“
    „Ich esse nichts, verdammt!“ Er wusste, dass es dumm war, aber er hatte keinen Hunger und jetzt war er auch noch wütend.
    „Wenn du es nicht selbst tust, dann halte ich dich fest und füttere dich mit Gewalt.“ Matt sah an dem Ausdruck in James’ Augen, dass er es ernst meinte.
    Also aß er und grummelte die ganze Zeit, während James neben ihm saß und jeden Bissen überwachte. Als er fertig war, stand er auf, stolperte zu der Stelle, wo James seinen Schlafsack ausgerollt hatte und fiel hinein. Seinen Rucksack nahm er mit und warf James einen bösen Blick zu. Der Mistkerl hob nur einen Mundwinkel.
    Blödmann.

    J AMES blieb noch eine Weile wach, nachdem die Sonne aufgegangen war. Er hatte die digitale Tarndecke mit Mühe und Not über beide Schlafsäcke gebreitet, zum Teil, damit es darunter dunkler war, aber auch, um sie vor SAIA von oben zu schützen.
    Miz zu erklären, was der Umkreisalarm war, überforderte ihn. Oder vielleicht auch sie. Also stellte James ihn nicht auf. Aber er machte ihr klar, dass sie sich so gut wie möglich versteckt halten und ihm Bescheid geben sollte, falls etwas oder jemand sich näherte. Als er sicher war, dass sie ihn verstanden hatte, legte er sich neben Matt. James schnaubte leise. Es war das erste Mal, dass er ein Pferd als Wache eingeteilt hatte.
    Aber er brauchte Schlaf. Zwar konnte er mindestens noch 24 Stunden aushalten, bevor es kritisch wurde – vor allem weil er reiten konnte und nicht zu Fuß gehen musste – aber James fand, dass der Vorteil von ein paar Stunden Schlaf das Risiko wert war.
    Er brauchte eine Weile, bis er verstand, warum er sich da so sicher war. Sie befanden sich nicht an einem besonders sicheren Ort. Es war nicht einmal eine Höhle. Er hatte die digitale Tarndecke einfach zwischen ein paar Felsen im Unterholz unter ein paar wenigen Pinien in der Nähe eines kleinen Bachlaufs ausgebreitet. Für Miz gab es eine kleine Lichtung, auf der sie grasen konnte, aber die meiste Zeit blieb sie unter den Bäumen wie er es ihr befohlen hatte.
    Sie waren höchstens dreißig Kilometer von ihrer letzten bekannten Position entfernt und wurden von SAIA und Hunden und wer weiß was sonst verfolgt.
    Also warum fühlte er sich jetzt sicher genug, um zu schlafen? Weil er außer ihnen keine menschlichen Wesen in der Nähe spürte? Sein Implantat machte ihn nicht unfehlbar. Er war kein wildes Tier, das auf magische Weise auf die Welt um sich herum eingestellt war.
    Aber er konnte alle Kreaturen spüren. Und keine davon gab ihm Grund zur Beunruhigung. James schloss die Augen und konzentrierte sich. Er fühlte ein paar kleine Nagetiere in der Nähe. Und vielleicht Vögel? Es war wie ein geistiges Summen überall um ihn herum, das einen Hintergrund für die normalen frühmorgendlichen Waldgeräusche bildete. Geistiger Input, den er unterbewusst aufnahm.
    James schlief ein, während er darüber nachdachte wie sich wohl die Gehirnströme einer Spinne anfühlen mochten. Oder ob er vielleicht gerade welche spürte.
    Miz weckte ihn um 1330. Er hatte länger geschlafen, als er beabsichtigt hatte. Er musste sich wirklich zusammenreißen. James wollte jetzt nicht darüber nachdenken, warum er innerhalb von wenigen Monaten so sehr mit den Gewohnheiten der letzten vier Jahre brach. Er stopfte es geistig in eine Schachtel mit den anderen Dingen, über die er jetzt nicht nachdenken wollte.
    Er wachte auf, ohne sich zu bewegen oder die Augen zu öffnen und fühlte nur. Miz war nicht beunruhigt. Auch die Nagetiere oder Vögel waren nicht besonders nervös. Miz stand einfach nur neben ihm und stupste ihn gelegentlich mit der Nase an. „Was?“, ranzte James sie schließlich an.
    Sie schnaubte beleidigt. Er verdrehte die Augen und wandte sich von ihr ab. „Entschuldige, Miz.“ Jetzt entschuldigte er sich schon bei einem verdammten Pferd. Sie wieherte leise und stupste ihn noch einmal. Er drehte sich zu ihr um, klopfte ihr den Hals und konzentrierte sich auf das, was sie ihm sagen wollte.
    „Ernsthaft?“ James starrte sie an. „Du hast mich aufgeweckt, weil dir langweilig ist?“ Sie wieherte und nickte mit dem Kopf, wobei sie ihn fast umstieß.
    „Meine Güte“, murmelte er. „Gut, du kannst mit mir Wache halten.“ Er nahm sich das Gewehr und stapfte zum Bach. Miz folgte ihm und wieherte glücklich.
    Er weckte Matt ein paar Stunden vor Sonnenuntergang.

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