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Ackerbau und Unzucht

Ackerbau und Unzucht

Titel: Ackerbau und Unzucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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schon viele gesagt.«
    »Zehn lausige Jahre«, sinnierte
er. »Ein Privatdetektiv mit einem Rattenloch als Büro und Ratten als Klienten.
In einer guten Woche habe ich bisher vielleicht hundert Piepen gemacht, in
einer schlechten kam nicht mal die Miete dabei heraus, und die schlechten
überwogen. Von Tag zu Tag wurde man älter — und plötzlich wie aus dem Nichts
das große Los! Ich mache jetzt Schluß, und zwar mit genug Kies in der Tasche,
um endlich einmal das zu tun, was ich mir schon immer gewünscht habe. So läuft
der Hase, Boyd. Und wenn Sie mir jetzt noch sechs Leichen unter die Nase
halten, ich weiß von nichts, und niemand kann mich mehr auf halten.«
    »Sie hatten es ja wahrhaftig
schwer«, meinte ich nicht ohne Sarkasmus. »Ein Jammer, daß Sie überhaupt am
Leben geblieben sind.«
    Bei unserer munteren Plauderei
hatten wir wieder die Farm erreicht.
    »Fahren Sie durch das Tor«,
sagte Tolvar, jetzt hellwach. »Auf dem Fahrweg stellen Sie den Motor ab und
löschen die Scheinwerfer. Ich sage dann, wann Sie bremsen.«
    Er war wieder ganz der harte,
unerbittliche alte Tolvar. Ich folgte seinen Anweisungen, denn der Revolverlauf
drückte wieder hart gegen mein Genick. Der Wagen rollte noch fünfzig Meter,
dann gab er den Befehl zum Halten.
    »Legen Sie sich flach auf den
Sitz!« befahl er und überzeugte sich, daß auch alles nach seinem Wunsch
geschah.
    »Was, zum Teufel...«
    »Muß ich erst wieder grob
werden?«
    Ich lag ganz still und spitzte
die Ohren. Nach etwa einer Minute wurde der Kofferraum geöffnet, ich hörte es
stoßen und rumpeln, dann fiel die Klappe wieder zu. Tolvar saß noch immer
hinter mir, also mußte sich ein anderer an meinem Wagen zu schaffen machen.
    »Sie dürfen sich wieder
aufsetzen«, meldete sich die scharfe Stimme im Fond. »Und nun wenden Sie, aber
die Lichter bleiben aus, verstanden? Etwas plötzlich, wenn ich bitten darf. Ich
möchte endlich schlafen gehen.«
    Ich hatte kaum gewendet, da
klappte hinter mir eine Tür, und Tolvars Wolfsgesicht
erschien neben mir am Fenster, wirkungsvoll ergänzt durch den Revolver in
seiner Hand.
    »Vielen Dank für die reizende
Autofahrt«, sagte er. »Jetzt bin ich bestimmt von meiner Schlaflosigkeit
geheilt.«
    »Und was soll ich jetzt tun?
Ihnen ein Schlaflied singen?«
    »Sie können tun und lassen, was
Sie wollen, mein Freund«, erwiderte er großzügig. »Fahren Sie nach New York,
nach Kalifornien, was geht es mich an?«
    »Und was sollte der ganze
Zirkus?«
    »Was für ein Zirkus? Boyd, Sie
träumen ja. Wir haben uns heute überhaupt nicht gesehen. Es ist der gleiche
Unsinn wie die Geschichte von der Leiche im Schweinestall. Sie haben zuviel
Phantasie! Sie können schon gar nicht mehr unterscheiden zwischen Wirklichkeit
und Einbildung, das ist gefährlich. Sie sollten mal was dagegen tun.«
    »Vielen Dank.«
    »So, und nun verduften Sie
endlich, oder glauben Sie, ich will mir die ganze Nacht Ihr Geschwafel
anhören?« Er war jetzt richtig ungeduldig.
    »Ich fahre ja schon. Man wird
sich ja doch noch eine Zigarette anzünden dürfen.«
    »Das konnten Sie doch sonst
sehr gut im Fahren.«
    »Dauert doch nur fünf
Sekunden«, sagte ich gemütlich.
    Ganz langsam zog ich eine
Zigarette aus der Packung, und noch langsamer steckte ich sie in den Mund; ich
hatte Schwierigkeiten mit dem Anzünder, und es dauerte, bis sie endlich
brannte. Hatte ich Tolvar überschätzt? Hielt er mich wirklich für so dumm, daß
ich nicht wußte, was jetzt kommen würde?
    Sie hatten gewartet, bis Sylvia
im Haus war und Tolvar mit mir durch die Gegend schaukelte, dann hatten sie den
Toten ausgegraben und ihn in meinen Kofferraum gelegt. Wenn ich jetzt abfuhr,
würde Tolvar hinterherschießen, und ich war sicher,
daß er treffen würde. Er hatte recht, dieser Plan war wirklich lupenrein. Die
Polizei brauchte keine überflüssigen Fragen zu stellen, man hatte einen
Eindringling versehentlich auf der Flucht erschossen, die frische Grube im
Schweinepferch und die Leiche im Kofferraum gaben jede Antwort. Die Falle war
perfekt und teuflisch ausgedacht.
    So langsam meine Hände sich
bewegten, so fieberhaft arbeitete mein Gehirn. Ich hing an meinem Leben, und
doch sah ich keine Chance, dem sicheren Tod zu entgehen.
    Ich inhalierte tief.
    »Verschwinden Sie endlich, ehe
ich mich besinne und Ihre hübsche Fresse poliere«, sagte Tolvar rüde.
    Ich konnte ihn nicht länger
hinhalten und startete den Motor.
    »Leben Sie wohl!« rief er
jovial.
    Mein Plan war verwegen und

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