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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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Russen am Marterpfahl! Gibt es denn nur Bekloppte hier? Ich will nicht mehr, ehrlich, ich habe die Schnauze voll. Ich lasse mich wieder in eine Großstadt versetzen. Da sind die Leute wenigstens normal.« Und es hörte sich fast so an, als meinte er es ernst.
    Der Zeitungsmann hatte auf sie gewartet und grinste ihnen entgegen. »Was waren das denn für welche?«
    »Drei Russen, die mit ihren Freunden Cowboy und Indianer gespielt haben«, Schumacher grinste zurück. »Jedenfalls wollten sie uns das weismachen.« Er entdeckte das Festzelt auf dem großen Platz. »Habt ihr gerade Schützenfest hier?«
    »Nein, gestern war mal wieder so ein Scheunenfest für die Jugend. Furchtbar, sage ich Ihnen! Die halbe Nacht kriegt kein Mensch hier im Dorf ein Auge zu.«
    »Ach so«, meinte Schuster. »Dann war’s vielleicht wirklich ein Scherz, den so ein paar Kids diese Nacht in ihrem dullen Kopp ausgeheckt haben. Wie auch immer, vielen Dank für Ihren Anruf. Adieu!«
    Als sie ins Auto einsteigen wollten, reckte Schumacher plötzlich die Nase in die Luft und schnupperte. »Mm, hier riecht es richtig nach Sommer.«
    Schuster starrte ihn an. »Bist du krank?«
    »Wieso? Riechst du das denn nicht? Ist doch herrlich. So was hab ich in Düsseldorf nie erlebt.«
    »Wie heißt sie?«
    »Ilona«, antwortete Schumacher und zögerte. »Also gut! Ilona Gembler heißt sie und sie ist Diplomlandwirtin. Sie hat ihren eigenen Hof in Keppeln.«
    »Ein Bauerntrampel, ich werd verrückt!«
    »Ich schmier dir gleich eine, du Lackaffe!«
    6
    Um Punkt acht Uhr ließ Hauptmeister Look Vater Giltjes aus der Zelle holen und setzte sich mit ihm hin. »Na, Giltjes, wie gefällt Ihnen unser neuer PG? Ist doch ein Fortschritt gegenüber dem alten Gemäuer. Da war es Ihnen doch immer zu kalt.«
    »Ach, ist doch egal«, meinte Giltjes nur.
    Er sah schlecht aus mit den dunklen Bartstoppeln im fahlen Gesicht, seine Hände zitterten und er roch auch nicht besonders gut.
    »Wie dem auch sei, es liegt eine Anzeige gegen Sie vor wegen Sachbeschädigung. Könnte teuer werden.«
    »Ich kann mich an nichts erinnern.«
    »Gute Antwort. Man sieht, Sie haben Erfahrung.«
    »Ich kann mich wirklich an nichts erinnern.«
    Look grinste. »Ich lese es Ihnen gerne vor. Macht mir nichts aus.«
    »Ach«, meinte Giltjes nur wieder, als Look geendet hatte. So kleinmütig kannte man ihn gar nicht.
    »Ist das alles, was Sie dazu sagen?«
    Giltjes sah ihn aus trüben Augen an. »Mein Kleiner ist weg.«
    »Was denn für ein Kleiner?«
    »Na, mein Junge, der Björn.«
    Look konnte sich das Lachen nicht verkneifen. »Kleiner ist gut! Der ist doch jetzt schon eine größere Nummer, als Sie es je sein werden.«
    »Er ist aber weg und ich will eine Vermisstenanzeige aufgeben.«
    Look rang um Geduld. »Nun mal langsam. Wann haben Sie ihn denn zum letzten Mal gesehen?«
    »Ich glaube, Freitag.«
    »Was heißt das, Sie glauben?«
    »Ich war letzte Woche nicht so gut drauf ...«
    »Ist schon klar, Montag hat’s ja auch Stütze gegeben.«
    »Es war Freitag! Freitag, als er aus der Schule gekommen ist. Nehmen Sie jetzt die Anzeige auf?«
    »Giltjes, wann waren Sie das letzte Mal zu Hause?«
    »Was haben wir denn heute? Montag?«
    »Richtig geraten!«
    »Dann war ich gestern Morgen zu Hause und da war Björn nicht mehr da. Der ist weg, glauben Sie mir. Dem ist was passiert.«
    »Dem? Nie!«
    »Verflucht noch mal!« Giltjes sprang auf. »Ihr sollt ihn suchen, hab ich gesagt. Also, nimm endlich die Scheißanzeige auf.«
    »Ist ja in Ordnung, regen Sie sich ab.« Look schob seinen Stuhl zurück und legte ihm die Hand auf die Schulter, damit er sich wieder setzte. »Ich möchte ja nur, dass Sie vorher noch einmal zu Hause nachgucken. Und hören Sie sich in der Schule um. Dort könnte er schließlich auch sein. Und an Ihrer Stelle würde ich Kaufmann fragen. Die beiden glucken doch immer zusammen. Und zum Schluss rufen Sie noch Ihre Exfrau an. Vielleicht hatte der Kleine ja Sehnsucht nach seiner Mama. Wenn Sie das alles erledigt haben, rufen Sie mich an. Dann leite ich die Anzeige weiter. Und ein kleiner Tipp am Rande: Gehen Sie erst mal duschen, bevor Sie jemandem unter die Nase kommen.«

    Van Appeldorn hatte ein scheußliches Wochenende hinter sich, nicht zu vergleichen mit dem letzten. Dabei war der Anfang gar nicht so schlecht gewesen. Er hatte es am Freitag doch endlich noch geschafft, im Dessousladen einzukaufen, und Marion hatte viel versprechend reagiert. Aber dann wollte sie ihn vorher

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