Acornas Heimkehr
Schlachtvieh in die Gefangenenkuppel der Experimentalstation getrieben wurde, war dort zufällig auch Admiral Ikwaskwan zugegen, der sich ungehalten die Beschwerden der Wissenschaftler anhören musste. Die fantasielosen Forscher lamentierten, dass ihnen mittlerweile zwar jede Menge Versuchsobjekte zur Verfügung stünden, dass es ihnen jedoch nicht möglich sei, irgendwelche Fortschritte zu erzielen, wenn sie die Versuchsobjekte nicht endlich leibhaftig dabei beobachten könnten, wie sie das taten, wozu die Einhornwesen angeblich im Stande waren. Für eine friedfertige Spezies erwiesen sich die Linyaari augenscheinlich als außergewöhnlich störrisch. Sie schienen in der Lage zu sein, völlig ohne Worte miteinander zu kommunizieren, und gaben den Wissenschaftlern ständig das Gefühl, dass die Einhörner ausgiebig über sie diskutierten, statt umgekehrt, wie es eigentlich geplant gewesen war. Und das, obwohl die Linyaari, sobald sie einmal begriffen hatten, was die Weißkittel von ihnen wollten, in Gegenwart der Wissenschaftler nie auch nur ein einziges Wort sprachen, nicht einmal um sich zu beschweren.
»Setzt sie meinetwegen unter Drogen«, schlug Ikwaskwan vor. »Oder packt sie in Kälteschlafbehälter, bis ihr sie braucht.
Das ist mir völlig egal.«
»Das habe ich mir doch gedacht!«, schallte eine laute, nasale Linyaari-Frauenstimme durch die Biosphärenkuppel. »Admiral Ikwaskwan! Sind das hier Ihre Leute? Da muss irgendein schrecklicher Irrtum vorliegen. Sie wissen, wer ich bin. Bitte weisen Sie Ihre Männer an, mich und meine Mannschaft und den Rest unserer Leute auf der Stelle freizulassen.«
Ikwaskwan erkannte die Dame zuerst nicht. Für einen kurzen Augenblick stand ihm das Herz still, und er glaubte schon, wahrhaftig Harakamians Nichte Acorna gefangen zu haben.
Doch nein, die Frau hatte irgendetwas… Älteres an sich.
»Gnädige Frau, ich fürchte, Sie sind mir gegenüber im Vorteil.
Kennen wir uns irgendwoher?«, rätselte er mit einer höhnischen, gezierten Verbeugung.
»Dann werde ich Ihrer Erinnerung eben auf die Sprünge helfen«, antwortete sie und zerrte ihre Wärter näher zu Ikwaskwan hin. Dieser bedeutete ihnen, sie loszulassen. »Ich bin Visedhaanye ferilii Neeva aus dem Volk der Linyaari von Narhii-Vhiliinyar. Ich verlange auf der Stelle zu erfahren, was diese unerhörte Einkerkerung meiner Person und meiner Landsleute zu bedeuten hat. Die aufgebauschten Anklagen, die Ihre Handlanger als Vorwand benutzt haben, um uns hierher zu entführen, sind so offenkundig lächerlich, dass ich höchst verwundert darüber bin, wie es Ihnen überhaupt gelungen ist, uns mitzunehmen, ohne dass unsere Gastgeber scharfen und förmlichen Protest eingelegt haben.«
»Ihre Gastgeber hatten bei diesen Transaktionen eine Menge zu gewinnen, Visedhaanye, wenn Sie wissen, was ich meine«, erwiderte Ikwaskwan. »Außerdem waren wir im Stande, sie davon zu überzeugen, dass sich Ihr Volk in Ihrem eigenen Raumsektor hier ja möglicherweise nichts zu Schulden kommen lassen hat, dass Sie in unserem Sternenreich aber unbestreitbar einen in höchstem Maße kriminellen, zerstörerischen Einfluss ausgeübt haben. Man kann Ihnen nur dazu gratulieren, so viele hoch moralische, rechtschaffene Verbündete gefunden zu haben.«
»Neeva, spar dir deinen Atem«, warf eine andere der Neuankömmlinge ebenso laut wie ihre Vorderrednerin ein, als ob die Linyaari sie alle für schwerhörig hielten. »Hier liegt kein Irrtum vor. Es ist doch ganz offensichtlich: Er ist kein uns wohl gesonnener Verbündeter mehr.«
»Sehr scharfsinnig beobachtet, werte Dame. Ich stelle die Dienste meiner vortrefflichen Söldnertruppen nun einmal stets demjenigen zur Verfügung, der mir das höchste Angebot zu machen vermag. Und wie Sie sehen können, hat der höchste Bieter seit unserer letzten Begegnung gewechselt. So läuft das Geschäft eben.«
(Neeva! Bist du es wirklich? Oh, meine geliebte Gefährtin, wie ich mich danach gesehnt habe, dich wieder zu sehen, wenn auch nicht hier und jetzt!)
Ikwaskwan fand es recht belustigend zu beobachten, wie der Kampfgeist Neeva urplötzlich verließ, als ihre Aufmerksamkeit von den anderen ihrer Art gefesselt wurde, die schon länger in der Mondstation waren. Er hoffte sehr, dass die Wunderdinge, die man sich über diese Spezies erzählte, wofür ein handfester Beweis jedoch bislang noch ausstand, auch wirklich zutrafen. Andernfalls stellten sie, zumindest soweit es ihn betraf, nichts als eine völlig
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