Acornas Welt
konnten. Das Mutterschiff ist erledigt, aber diese Fähre – nun, die sieht aus, als wäre sie bis zur letzten Minute flugtüchtig gewesen. Kein Vakuum und kein Druck, die praktischerweise alle für uns getötet hätten, die sich da drinnen befanden.«
Als sie näher kamen, bemerkten sie eine Bewegung, und dann erklang ein Geräusch, das Acorna eine Gänsehaut verursachte – jenes Klick-Klack, das sie so oft in der Vidaufzeichnung von Aaris Folter gehört hatte. Der leichte Wind trug ihnen einen schrecklichen Gestank zu – Fäulnis, kombiniert mit Erbrochenem. SB blieb stehen, bohrte die Krallen in den Boden und zischte wie ein Dampfkessel. Auch Aari wurde langsamer. Becker hingegen ging weiter, und Mac überholte ihn mit einer Lässigkeit, wie sie angesichts dieser Gefahr nur ein Androide an den Tag legen konnte – besonders einer, der einmal selbst eine Gefahr dargestellt hatte.
»Sieht aus, als hätten wir einen noch lebendig erwischt«, knurrte Becker, als er um die Düne herumkam, hinter der die Fähre lag. »Er ist allerdings halb unter den Trümmern begraben. Der wird uns nicht wegrennen. Ich werde diese Schabe mal von ihrem Elend erlösen.«
»Warte bitte noch«, sagte Acorna. »Wir müssen ihn verhören.
Aari kennt ihre Sprache, oder zumindest genug davon, um etwas damit anfangen zu können. Vielleicht hilft uns auch das LAANYE weiter. Wir müssen herausfinden, ob dieses Schiff allein unterwegs war oder ob andere folgen, wo sich der Hauptschwarm der Khleevi jetzt befindet und wo sie hinwollen. Wenn mein Volk wieder bedroht ist, müssen sie das sofort erfahren.«
Aari hatte seine Stimme und seine Füße wiedergefunden und stand nach sechs weiteren Schritten nun neben Becker. Acorna näherte sich vorsichtig und neugierig. Das Geschöpf schnappte mit den Mundwerkzeugen und streckte die Fresszange nach Becker aus, doch der Kapitän wich rasch zur Seite und bedeutete Acorna, ihm das Frachtnetz zu reichen.
Sie fragte sich plötzlich, wieso sie überhaupt daran gedacht hatte, es mitzunehmen. Dann fiel ihr Blick zufällig auf Aari, und sie sah, wie er sie zustimmend und triumphierend anlächelte. Ach, das war es! Aari hatte ihr telepathisch diesen Vorschlag gemacht. Er glaubte zwar, keine Gedanken mehr senden zu können, aber damit irrte er sich offensichtlich. Er hatte es ganz bestimmt getan. Sie fragte sich allerdings, wieso er es nicht laut ausgesprochen hatte? Es war doch eine ganz vernünftige Idee. Wie seltsam.
Aari trug die sehr große, sehr schwere Waffe, die er behalten hatte, nachdem seine Folterer vor dem Untergang Vhiliinyars geflohen waren. Nun richtete er sie auf das Ungeheuer.
Vielleicht war es das. Acorna war nur logisch gewesen, als sie das Netz mitgenommen hatte – dennoch, normalerweise kommunizierte Aari mittels gesprochener Sprache. Wieder blickte sie zu ihm auf, diesmal mit einem Stirnrunzeln, doch er konzentrierte sich auf den Khleev.
»Also gut«, sagte Becker. »Aari, Acorna und ich werden dieses Ding einfangen. Wenn wir das Netz darübergezogen und sicher verankert haben, Mac, dann hebst du die Fähre von seinem Bein und dem Brustkorb, ja?«
»Ja, Kapitän.«
Acorna war die Einzige, die beide Hände einsetzen konnte, doch zum Glück saß das insektenartige Geschöpf fest und war zudem schwer verletzt. Ein großer Teil seines Unterleibs war unter der Fähre zerdrückt worden, soweit Acorna das erkennen konnte. Ihr wurde trotzdem kalt, weil sie einem lebendigen Khleev so nahe war, ganz gleich, wie schwer er auch verwundet sein mochte. Als der Androide die Trümmer der Fähre vom Rücken des Khleev hob und zur Seite kippte, kämpfte das Ungeheuer wild gegen das Titaniumnetz an, hatte jedoch keinen Erfolg. Mac half seinen Schiffskameraden dabei, den hinteren Teil des Khleev ebenfalls unter das Netz zu bringen. Das Monster klickte und klackte und knirschte mit seinen Fresswerkzeugen, so gut ihm das in dem Netz eben möglich war, aber sie achteten nicht drauf. Endlich war ihr Gefangener hinreichend gut eingepackt, dass sie es wagen konnten, ihn zu transportieren.
»Also gut«, sagte Becker. »Wir stecken ihn in den Bau, und Mac kann dableiben und ihn bewachen, während das LAANYE Sprachbeispiele sammelt. So wütend und laut, wie dieses Vieh ist, sollten wir genügend Material bekommen.
Solange sich keine Freunde von ihm hier rumtreiben, nach denen er rufen kann, ist alles in Ordnung. Ich habe gehört, dass sie ihre Verwundeten umbringen, also bedeutet die Tatsache, dass er noch
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