Acornas Welt
lassen«, sagte Becker. »Sobald wir alle Informationen hatten, die wir brauchten. Es wäre sicher interessant gewesen, wenn die Wissenschaftler ihn hätten studieren können…« Er versuchte, unschuldig zu tun. Acorna wusste allerdings, dass ihm die Sache mit den Wissenschaftlern gerade erst eingefallen war. Er war sehr dagegen gewesen, dass sie die Wunden des Monsters heilte. »Vielleicht hatte er sich bei dem Absturz schlimmer verletzt, als wir dachten. Er hat uns gesagt, was wir wissen wollten, und dann ist er umgekippt – ziemlich praktisch, wirklich. Aari wollte dich holen, um zu sehen, ob du den Khleev heilen kannst oder so.«
Beide Männer schauten verlegen drein. Acorna blickte von einem zum anderen. »Ich glaube nicht, dass es die Verletzungen waren, die er sich bei dem Absturz zugezogen hat, die den Gefangenen getötet haben. Und ich fürchte, der hier war von dem Augenblick an tödlich verwundet, als Aari sich auf ihn gestürzt hat.«
»Du hast dich auf ihn gestürzt, Kumpel?«, fragte Becker Aari und schlug ihm auf den Rücken. »Ich bin beeindruckt! Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas in dir steckt. Nicht schlecht für einen Pazifisten.«
»Das hast du falsch verstanden, Joh. Khornya hat gerade gesagt, ich hätte den Khleev getötet. Wie soll ich das gemacht haben, Khornya?«
»Der Pflanzensaft auf deinem Overall«, sagte Acorna.
»Jaaa«, murmelte Aari. »Ja, das könnte sein. Ich erinnere mich daran, als wir den Saft zum ersten Mal gesehen haben. Er hat kleine Insekten getötet, die auf diesem Urwaldplaneten die Pflanzen fressen wollten.«
»Und die Pflanzen haben uns auch für einen Käfer gehalten«, meinte Becker. »Sie haben die Condor mit diesem Zeug überzogen und versucht, ihre Schale zu durchbrechen. Ein Glück, dass das nicht funktioniert hat.«
»Wahrscheinlich zerstört der Pflanzensaft nur bestimmte organische Substanzen«, sagte Aari. »Nach den Ergebnissen zu schließen, würde ich annehmen, dass die Polysaccharide im Chitinpanzer der Khleevi davon betroffen sind, Joh.«
»Gut. Alles, was Khleevi-Panzer frisst, ist eine prima Sache«, entgegnete Becker.
Acorna blickte zu den anderen hinüber und sah, wie Maati und ihre Eltern Thariinye beim Aufstehen halfen. Die Kleidung des jungen Mannes war immer noch blutig, doch er bewegte die Finger seiner eben noch abgerissenen Hand schon wieder, und alle Schnitt- und Risswunden waren sauber. Sein Horn war allerdings kürzer geblieben.
Aari wandte den vier Linyaari entschlossen den Rücken zu und begann zusammen mit Becker und Mac, ein weiteres Frachtnetz um den toten Khleev zu wickeln. Acorna starrte ihn an und schüttelte den Kopf. Es sah nicht so aus, als wollte Aari seinen so lange verschwundenen Eltern um den Hals fallen und sich über das Wiedersehen freuen. Tatsächlich machte er sogar den Eindruck, als wollte er um jeden Preis verhindern, überhaupt etwas mit ihnen zu tun zu haben.
Miiri – Maatis und Aaris Mutter – entdeckte den Ausschlag auf Aaris Händen als Erste. Aari hatte sich inzwischen den größten Teil des Pflanzensafts von den Handflächen gerieben, doch sie waren rot und juckten, und die Haut war an einigen Stellen geschwollen. Auf dem Rückweg zum Schiff hielt er immer wieder inne, um die Handflächen an den Beinen seines Overalls zu reiben. Seine Mutter, die versucht hatte, neben ihm zu geben, um mit ihm zu reden, bemerkte das.
Aari versuchte, seine Mutter nicht zu beachten, doch Acorna hielt ihn auf, legte ihm die Hand auf den Arm, hob seine Hand hoch und untersuchte sie. »Ich hatte genauso eine rote, juckende Stelle an meinem Finger, weil ich den Saft am Rand der Wunde des Khleev berührt habe, aber ich habe den Finger an mein Horn gehalten, und es ist geheilt. Sehen wir mal, ob ich dir helfen kann«, sagte sie, senkte ihr Horn auf Aaris Handflächen und berührte sie leicht, erst die eine, dann die andere. Es war Aari an seiner starren Haltung und an dem Ausdruck in seinen Augen nur zu deutlich anzusehen, wie groß seine Schmerzen waren. Endlich seufzte er erleichtert und sah Acorna halb gereizt, halb dankbar an.
»Dieser Saft, der sich in die Khleevi-Panzer frisst und sie kurz darauf tötet, ruft bei unserer Spezies anscheinend nur eine allergische Reaktion hervor«, sagte Acorna. »Es ist unangenehm, aber es scheint für uns nicht tödlich zu sein.«
»Mac«, sagte Becker, »wenn wir wieder an Bord sind, besteht deine erste Aufgabe darin, all diesen Pflanzensaft von der Hebebühne zu kratzen
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