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Acqua Mortale

Acqua Mortale

Titel: Acqua Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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Hände in den Manteltaschen, den Kopf in den Kragen gezogen. Er ließ die Tasche fallen und umarmte sie. Ihre Tränen waren warm, ihr Atem heiß und hastig.
    »Ich wusste es, ich wusste es«, stammelte sie immer wieder. »Sag, dass das alles nicht stimmt, was in der Zeitung steht«, schluchzte sie.
    »Ich bin kein Mörder«, antwortete er.
    »Ich kann nirgendwo mehr Geld abheben.«
    »Ich bin ein Spieler.«
    Sie fasste ihn am Revers und schüttelte ihn. »Aber du hast doch nicht unsere Ferienwohnungen verspielt, wie die Zeitungen schreiben, oder?«
    »Doch.«
    Sie schüttelte ihn heftiger.
    »Aber nicht unser Haus?«
    »Doch.«
    »Die Lebensversicherungen?«
    Er nickte nur.
    »Und die von unseren Kindern?«
    Er nickte wieder.
    »Ich habe auch die Krügerrand-Münzen von meiner Mama nicht mehr gefunden.«
    Er nickte, und sie fing an, ihn zu ohrfeigen. Die ersten Schläge taten ihm weh, aber dann schlug der Schmerz in Erleichterung um.
    »Du musst mich zu Alberto Gasparotto bringen«, sagte er.
    »Zu Gasparotto vom Schifffahrtsamt? Warum?«
    »Er muss mir helfen.«
    »Ausgerechnet er? Er hat dich doch noch nie leiden können.«
    »Er ist meine einzige Hoffnung.«
    Sie kaute bitter. Sie schloss die Kette auf, mit der ihrer beider Fahrräder verbunden waren, und Giuseppe Pirri schwang sein kurzes Bein, nicht ohne Mühe, über den Sattel. Das Gefängnis lag außerhalb der Stadt, an einer Umgehungsstraße. Ein neuer Radweg säumte sie, ein Radweg, dessen Finanzierung Pirri im Stadtrat abgesegnet hatte. Aber nach wenigen Kilometern schmerzten seine Oberschenkel, und als sie vor Gasparottos Villa hielten, war er krebsrot und außer Atem.
    »Soll ich mitkommen?«, fragte Erica.
    Er schüttelte den Kopf. Die Demütigung wollte er ihr ersparen. Aber es sollte nicht gelingen. Denn als Pirri die Klingel drücken wollte, schnarrte die Verriegelung in der Gartenpforte, während oben die Haustür aufging, und Alberto Gasparotto, in langem leichtem Mantel und Hut, auf den Treppensabsatz trat. Er sah Pirri, seine Miene verfinsterte sich, Pirri schob das Törchen auf.
    »Du wagst es?«, fragte Gasparotto.
    »Tu nicht so«, sagte Pirri. Er trat auf Gasparotto zu und packte ihn an den Oberarmen. Der hagere Gasparotto war fast einen Kopf größer als Pirri, wusste sich aber nicht zu helfen.
    »Die bringen mich um«, sagte Pirri. »Ich bin erledigt. Ich muss Fahrrad fahren.«
    Gasparotto schnaubte verächtlich. »Das schadet dir nicht.«
    »Du weißt, was mit mir passiert.«
    »Nein. Das weiß ich nicht.«
    »Ich habe Schulden ohne Ende. Ich habe alle Fristen verstreichen lassen.«
    »Ich wüsste nicht, was ich damit zu tun habe.«
    »Ich habe es genauso für dich getan.«
    Gasparotto, der die ganze Zeit versucht hatte, Pirris Griff zu entkommen, erstarrte. Sein Blick bohrte sich in Pirris Augen.»Bitte?« Sein Ton war scharf. »Wann wirst du endlich aufhören, dich selbst zu belügen? Ich wollte noch nie etwas mit dir zu tun haben. Und du nicht mit mir. Was du getan hast, hast du aus Feigheit und Schwäche getan. Du ganz alleine.«
    »Aber du hast über all die Jahre mitprofitiert.«
    Gasparotto sah sich im Garten und auf der Straße um. »Ich weiß nicht, wovon du redest. Und sieh zu, dass du von meinem Grundstück kommst.«
    Er riss sich mit einer heftigen Bewegung des Oberkörpers los und trat hinaus auf den Bürgersteig. Den kurzen Weg zur ARNI ging er gewöhnlich zu Fuß. Als er Erica Pirri sah, wollte er sich automatisch an die Hutkrempe tippen. Er hielt auf halbem Weg inne und tat es dann doch. Er bemerkte Lunau nicht, der mit seinem Fahrrad den Pirris gefolgt war und hinter einer Platane stand. Gasparotto rückte sich Krawattenknoten und Mantelrevers zurecht und bog in den Corso Isonzo .
52
    Andrea Zappaterra war froh, dass er auf dem weiten Parkplatz kein bekanntes Kennzeichen entdeckte. Er fuhr einen weiten Bogen und stellte dann seinen Geländewagen ab.
    Danys dämlicher Kleinwagen war natürlich schon da. Wie kann man nur so ein bescheuertes Auto kaufen, dachte Zappaterra, und dann noch in so einer Farbe? Das Thema musste er irgendwann anschneiden. Bei dem Gedanken, sich in dieses Auto zu setzen, wurde ihm übel. Konnte ja sein, dass Dany ihn mal irgendwo hinbringen musste. Und ans Steuer seines Landrovers konnte er sie ja schlecht lassen.
    Dany schob ihre nackten Beine aus dem Wagen. Sie hatte das enge Kleid mit den Spaghettiträgern an, und sofort stieg dieseWelle des Verlangens in ihm hoch. Was für eine beschissene Idee,

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