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Acqua Mortale

Acqua Mortale

Titel: Acqua Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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eingestuft, Besoldungsmodelle, Sparzwang, Budgeteinfrierung, der übliche Sermon. Und am Ende, ob ich mir vorstellen könnte, Vollzeit zu arbeiten. Ob ich mir das vorstellen könnte, verstehst du?«
    Sie meckerte und ließ den Kopf nach hinten fallen, so dass die Haut über den Knorpeln von Schilddrüse und Kehlkopf spannte.
    »Der hat herumgeeiert, als wollte er mich fragen, ob ich ihm einmal einen blasen könnte.«
    Zappaterra schoss das Blut ins Gesicht. »Red nicht so vulgär«, fauchte er sie an.
    Sie starrte ihn verwundert an. »Freust du dich nicht für mich?«
    »Heißt das, du hörst bei mir auf ?«
    »Vollzeit ist Vollzeit. Klar muss ich bei dir aufhören. Aber du hast ja sowieso immer gesagt, du tätest mir einen Gefallen mit dieser Teilzeitbeschäftigung. Das sei betriebswirtschaftlich für dich eine Belastung. Jetzt, wo wir zusammenziehen, sehen wir uns doch oft genug, oder?«
    Er war wie vom Donner gerührt.
    »Jetzt freu dich doch mal für mich!«
    »Ja, ja, ich freue mich«, sagte er.
    Als er in seine Sandgrube eingebogen und Danys Auto aus seinem Rückspiegel verschwunden war, holte er sein Handy hervor. Er tippte eine Nummer ein und wartete, bis Gasparotto dranging.
    »Sag mal, spinnst du?«, legte er los, ohne zu grüßen.
    »Wovon redest du?«, fragte Gasparotto, obwohl er die Antwort zu kennen meinte.
    »Wieso gibst du Dany auf einmal eine volle Stelle, noch dazu unbefristet?«
    »Jetzt, wo Di Natale uns fehlt, brauche ich eine zuverlässige Kraft. Und einen Ingenieur kann meine Behörde sich nicht mehr leisten.«
    »Dany ist eine Analphabetin, die Tochter eines debilen Halbwilden. Sie kann nicht einmal unter Diktat einen vernünftigen Brief schreiben.«
    »Seit wann machst du dir Sorgen um die Effizienz meiner Behörde?«
    Zappaterra schwieg. Dann sagte er: »Du wirst ihr mitteilen,dass du neue Dispositionen von oben bekommen hast und dass diese Stelle gestrichen wurde.«
    Zappaterra drehte den Zündschlüssel um, und der Dieselmotor erstarb mit einem letzten Rüttler. »Was hast du gesagt?«, fragte er.
    »Nichts.«
    »Hast du mich verstanden?«, hakte Zappaterra nach.
    »Du hast mir nichts zu befehlen.«
    Zappaterra starrte durch die Windschutzscheibe auf die Blechbaracke, in der sein Büro untergebracht war, in der Dany jeden Werktag um vierzehn Uhr erschienen war. Er spürte eine so unbändige Wut in sich, dass das Bild langsam zu zittern anfing. Er war bereit gewesen, alles aufzugeben, er wollte ein neues Leben anfangen, ein neuer Mensch werden. Er hatte plötzlich wieder diese Großzügigkeit in sich entdeckt, diese Hilfsbereitschaft, wie damals, als er noch in seine Frau verliebt war. Und jetzt wurde er bei der erstbesten Gelegenheit verraten. Von seinen engsten Verbündeten?
53
    Lunau hatte sich einen neuen Leihwagen besorgt und im Schatten der großen Zeder geparkt. Er saß hinter dem Lenkrad und wartete auf Silvia Di Natale. Auf seine Anrufe hatte sie nicht reagiert, laut Schulverwaltung hätte sie längst Feierabend haben müssen. Lunau starrte abwechselnd auf den Monitor seines Laptops und auf das Haus Di Natales.
    Am Vormittag war er zur Schifffahrtsbehörde gegangen. Er wollte einen Moment abpassen, in dem Dany das Büro verließ, aber Dany war nicht zur Arbeit erschienen. Lunau konnte im Treppenhaus warten, bis der Büroflur leer war. Dann ging er anDi Natale Tür. Sie war nicht abgeschlossen. Lunau trat ein, schloss die Tür hinter sich und konnte ungestört in den Akten lesen. Die Polizei hatte nichts beschlagnahmt, nichts versiegelt. Die Unterlagen deckten sich mit den Kopien, die Vito mit nach Hause genommen hatte. Allerdings fehlten zwei Vorgänge: Der Antrag bei der AIPO zur Nutzung des Deichvorlands, (eben jener Antrag, den Pirri abgelehnt hatte), und der Antrag bei der Zweigstelle in Venetien, auf der anderen Flussseite. Was wollte Di Natale mit diesem Stück Land? Warum war es so wichtig, dass er zwei Jahre lang mit diesem Wunsch schwanger ging ? Und warum hatte er sich nicht einfach irgendwo ein Grundstück besorgt?
    Lunau hatte sich auch den Inhalt der beiden Schreibtische angeschaut. Er fand nur den üblichen Krimskrams, alte Visitenkarten, Büroklammern, USB-Sticks. Das Foto von Dany, in leicht erotischer Pose am Flussufer, war verschwunden. Es gab auch sonst keinen Hinweis auf eine Affäre zwischen den beiden Bewohnern dieses Raumes. Entweder hatte es nie welche gegeben, oder sie waren beseitigt worden. Lunau stellte einen Stuhl unter die Türklinke und versuchte,

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