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Acqua Mortale

Acqua Mortale

Titel: Acqua Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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reagierte nicht.
    »Was hat Ihr Mann mit dem Geld gemacht? Ein Grundstück gekauft? Wo? Wozu?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ihr Mann hat zwei Jahre lang um ein Ufergrundstück gekämpft.«
    »Ich weiß davon nichts.«
    Lunau musste sich zusammenreißen. Er sah Silvias harte Miene, die künstlich aufgeblasenen Lippen. Das Blut rauschte in seinen Ohren, schoss durch sein Hirn, das Adrenalin verlangte nach Abfuhr. Er schlug mit der Faust zwei Luftlöcher, als es klingelte. Silvia ging aus dem Wohnzimmer und öffnete die Tür. Lunau hörte eine Männerstimme. Er trat hinaus in den Garten, zog die Glastür zu und versteckte sich hinter einem Pizzaofen. Balboni klärte Silvia darüber auf, dass es neue Erkenntnisse gebe. Pirri sei aus der Untersuchungshaft entlassen worden, man müsse auch andere Spuren in Betracht ziehen. Er fragte Silvia nach ihrem Alibi, nach Zwistigkeiten in der Ehe.
    Silvia gab mit müder, aber gelassener Stimme Auskunft. Von Lunau erwähnte sie nichts. Nachdem Balboni gegangen war, trat Lunau wieder ins Wohnzimmer.
    »Danke«, sagte er. »Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.«
    Sie nickte und schaute ihn von oben bis unten an. Als sähe sieihn zum ersten Mal. Ihr Blick verweilte auf seinem Kinn, seinen Schultern, seinen Beinen. Lunau tat es ihr gleich. Sie lächelte, und dann ging er.
54
    Amanda klopfte an der Tür zum Arbeitszimmer. Als keine Antwort kam, drückte sie die Klinke. Sie wusste, dass sie eine Regel brach, aber das war ihr egal. Die Tür war abgeschlossen. Amanda schlug mit der Faust gegen das Eichenfurnier. Keine Reaktion. Sie trat dagegen.
    »Mach auf, ich weiß, dass du da drin bist!«, rief sie.
    Der Schlüssel wurde im Schloss umgedreht, das Gesicht ihres Vaters erschien in einem Spalt. »Was ist denn in dich gefahren?«
    »Was hast du da drin gemacht?«
    »Gearbeitet. Was sonst?«
    Amanda versuchte, über die Schulter ihres Vaters einen Blick auf seinen Schreibtisch zu erhaschen. Dieser war bedeckt mit Papieren, Belegen und Aktenordnern.
    »Ich muss mit dir reden«, hakte Amanda nach.
    »Aber nicht jetzt.«
    »Doch, jetzt«, sagte sie, und schon war sie an ihrem Vater vorbeigeschlüpft. Sie ging auf den Schreibtisch zu, doch er holte sie ein und dirigierte sie auf die Clubgarnitur. Er setzte sich in einen Sessel, schlug die mageren Beine übereinander, strich seine Hose auf den Oberschenkeln glatt und fragte: »Also, was gibt es so Dringendes?«
    »Ich dachte, wir hätten eine Abmachung«, sagte Amanda.
    Er nickte und lächelte. Es war dieses wissende, überlegene Lächeln, das Amanda so schnell aus der Fassung brachte. Sie riss sich zusammen.
    »Ich habe meinen Teil geleistet. Jetzt will ich, dass du dasselbe tust.«
    »Ich verstehe nicht recht«, sagte Adelchi Schiavon, legte seinen Kopf etwas schräg, und Amanda sah wieder die schlaffe Haut unter seinem Kinn.
    »Du hattest mir Informationen versprochen, eine Hilfestellung.«
    »Habe ich dir gegeben. Du weißt, wer Marco auf dem Gewissen hat, und du hast Platz für deinen Artikel bekommen. Übrigens einen sehr gelungenen Artikel, elegant formuliert, konzise. Ich bin stolz auf dich.«
    »Lass den Sermon«, sagte Amanda. »Ich muss wissen, was die Zentrale auf Massaris Funkspruch geantwortet hat, wann ein Rettungswagen gerufen wurde, wer diesen Funkspruch so lange zurückgehalten hat …«
    »Mein liebes Kind.«
    »Hör auf, mich wie eine Idiotin zu behandeln!«
    Sie war aufgesprungen und funkelte ihren Vater an, der kein bisschen zurückwich, sondern Rücken und Kinn gerade hielt wie in einer steifen Brise.
    »Ich habe dir alles gegeben, was ich hatte.«
    »Dann verrat mir wenigstens den Namen des Informanten. Ich muss meine Quelle benennen können. Ich muss irgendwo weitermachen können.«
    Er schüttelte den Kopf. »Dir ist klar, dass ich schon sehr weit gegangen bin.«
    Sie ließ sich wieder auf das Zwei-Sitzer-Sofa fallen.
    »Wer hat dir die Aufnahme gegeben?«
    Er wackelte wieder nur mit dem Kopf und schüttelte den gestreckten Zeigefinger vor seiner Nase. Vor dem Fenster stand eine Kastanie, auf deren Zweigen ein Eichelhäher herumhüpfte. Mit hektischen, abgehackten Bewegungen wechselte er seinen Standplatz,pickte in der Rinde herum und fraß ein Insekt nach dem anderen. Dieselbe Motorik wie ihr Vater.
    »Was hast du eigentlich davon, dass deine Tochter diesen Journalisten beschattet hat?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich wollte sicher gehen, dass du keine Dummheiten machst.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Du hast schon

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