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Acqua Mortale

Acqua Mortale

Titel: Acqua Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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entsorgt. Dabei kam der Mörder aus dieser Gegend und hielt sich für besonders gerissen. Er wollte, dass man Di Natales sterbliche Überreste möglichst schnell findet und einen möglichst genauen Todeszeitpunkt ermittelt. Den falschen Zeitpunkt, für den Sie durch mich ein perfektes Alibi hatten. Ein Ausländer, renommierter Journalist, ein Wahrheitsapostel, was gibt es Unanfechtbareres? Deshalb haben Sie auch so lange an mir dran geklebt. Bis Sie von Pirri erfuhren, dass Di Natale gar nicht eliminiert worden war. Da spielten Sie plötzlich verrückt. Sie haben eine ganze Reihe Fehler gemacht. Aber der größte war, dass Sie so schlau sein wollten. Das können Sie nicht. Sie sind ein stumpfer Instinktmensch, einer, der sofort zuschlägt, wenn ihm etwas gegen den Strich geht. Das ist eine gewisse Stärke, aber wenn Sie anfangen zu überlegen, sind Sie verloren.«
    Zappaterra schaute ihn missmutig an. Lunau hatte einen wunden Punkt getroffen.
    »Und hätten Sie keine Angst, hätten Sie auch nicht so genau zu meiner Vorgeschichte recherchiert.«
    »Sie haben nicht einen Beweis, sonst würden Sie nicht hier stehen und herumsalbadern. Die Polizei wäre längst da. Und wie gesagt: Sie werden auch nicht einen Beweis gegen mich finden. Es gibt keine.«
    Lunau schaute ihm ganz ruhig in die Augen. »Jede Tat hinterlässt Spuren, auch wenn der Täter sie nicht sieht. Ich werde so lange an Ihnen drankleben, bis Sie einen groben Fehler machen. Bis ich Sie erledigt habe. Sie müssen mich schon umbringen,wenn Sie das verhindern wollen. Aber noch einen Fehlversuch können Sie sich nicht erlauben.«
    Lunau grinste ihn höhnisch an und ging. Einen Moment lang dachte er, Zappaterra würde sich auf ihn stürzen, aber nichts geschah.
69
    Lunau besaß keine Wanzen. Nur Lavaliermikrophone, winzige Mikrophone, die man Interviewpartnern ans Revers heftete. Allerdings waren sie an einen zigarettenschachtelgroßen Sender gekoppelt. Lunau hatte es in der Schreibtischschublade versteckt. Falls Zappaterra nach einer Wanze suchen würde, dann würde er  wohl zuerst hinter Bilder, Ordner und in Lampenschirme schauen. In Verstecke eben. Lunau saß in seinem Leihwagen und schloss den Empfänger an seinen Laptop an. Dann stöpselte er die Ohrhörer ein. Der Sender hatte nur eine Reichweite von 100  Metern, und die Geräusche drangen nur gedämpft in die Schublade.
    Zappaterra lärmte in seinem Büro herum. Er fluchte, trat gegen die Tür, verschob Möbelstücke. Er griff zum Telefon, knallte aber den Hörer wieder auf die Gabel. Lunau hatte ihn doch verunsichert. Er fürchtete offenkundig auch, dass man seine Telefonleitung überwachte.
    Kurz darauf schoss der Geländewagen auf die Deichstraße. Lunau hängte sich dran, aber er musste vorsichtig sein. Zappaterra ahnte, dass er beschattet wurde, denn er bog mehrmals auf Nebenstraßen ab, stoppte plötzlich, machte kehrt. Lunau hielt einen großen Abstand, verlor den Geländewagen aus den Augen und fuhr dann auf gut Glück an die lange Gerade, die Francolino mit Ferrara verband.
    Da war Zappaterra wieder. Er fuhr durch einen Kreisel, dannan der Stadtmauer entlang. Er wechselte plötzlich die Fahrspur und ordnete sich zum Linksabbiegen ein. Lunau suchte eine Lücke im Verkehr, um zu wenden. Lunau schaltete herunter in den zweiten Gang, schlug das Lenkrad voll ein und schaffte einen sauberen U-Turn.
    Zappaterra irrte in dem Gewirr von engen Anliegerstraßen umher. Plötzlich weitete sich der Blick, der Geländewagen war auf eine mit Flusskieseln gepflasterte Allee eingebogen. Lunau kannte diese Straße, die an der Casa del Boia , am Henkershaus, direkt an der Stadtmauer endete. Amanda wohnte hier.
    Lunau ließ den Wagen stehen und ging zu Fuß weiter. Zappaterra suchte einen Parkplatz, fand ihn nicht und ließ den Wagen mit Warnblinklicht stehen. Dann ging er zu Amandas Haus und drückte auf die Klingel. Er schaute sich mehrmals um, ehe er die Pforte aufdrückte und durch den Vorgarten lief.
    Zu wem wollte er? Zu Amanda oder zu ihrem Vater? Lunau überlegte, ob er sich an das Haus heranschleichen sollte, aber er musste hören, was gesprochen wurde. Er wählte Amandas Nummer. Sie meldete sich mit »Pronto«. Im Hintergrund lief laute Musik. Lunau hörte die Türklingel durch das Handy. Also war Amanda zu Hause.
    »Ich bin es«, sagte er, »Kaspar.«
    Sie schwieg einen Moment. »Was ist das für eine komische Telefonnummer?«
    »Ich habe mir ein neues Handy besorgt.«
    »Warum? Wo bist du?«
    »Vor

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