Acqua Mortale
deinem Haus.«
»Was? Wann bist du zurückgekommen?«
»Ich kann dir jetzt nichts erklären. Zappaterra hat eben bei euch geklingelt. Will er zu dir?«
»Wieso zu mir?«
Die Verwunderung in ihrem Ton war nicht gespielt. Lunaudachte an die Fotos, die Amanda ihm vorenthalten, die Lügen, die sie ihm aufgetischt hatte.
»Hör zu. Du hast mitgeholfen, dass Pirri in den Knast wandert.«
»Was? Wie kommst …«
»Wir haben dafür jetzt keine Zeit. Ich brauche deine Hilfe«, sagte er. »Ich nehme an, dass Zappaterra zu deinem Vater will. Du musst das Gespräch aufzeichnen.«
»Ich soll meinen Vater hintergehen?«
»Du hast auch mich hintergangen. Es geht um Zappaterra, nicht um deinen Vater. Ich kann es dir jetzt nicht erklären.«
»Kommt nicht in Frage. Ich wüsste auch nicht, wie ich das tun soll.«
»Ich habe keine andere Chance, an Beweise gegen Zappaterra zu kommen. Ich nehme an, dass er deinem Vater alles beichten wird und ihn um einen Rat bittet.«
»Wieso hast du dich nicht früher bei mir gemeldet?«
»Weil ich dir nicht trauen kann.«
»Und jetzt traust du mir?«
»Ich hab keine andere Wahl.«
Die Musik verstummte. Sie ging in ihrem Zimmer auf und ab. »Es geht nicht. Wenn sie im Arbeitszimmer sind, habe ich keinen Zutritt.«
»Dann horche an der Tür. Ich muss wissen, was Zappaterra deinem Vater erzählt.«
Amanda reagierte nicht. Lunau hörte eine Tür gehen, Schritte auf der Treppe. Klopfen. Stille. Wieder Klopfen. Eine schwere Tür ging auf.
»Du weißt, dass ich nicht gestört werden will«, sagte eine barsche männliche Stimme. Adelchi Schiavons Stimme.
»Ich brauche mal dein Auto. Meines springt nicht an.« Schlüssel klimperten.
»Aber bring es mir ohne Delle zurück«, sagte Amandas Vater. Eine Tür fiel zu, dann sagte ein indignierter Adelchi: »Sie ist meine Tochter.«
»Ja, ist ja gut. Hingucken ist doch nicht verboten, oder?«
»Doch«, sagte Schiavon kalt.
Offensichtlich hatte Amanda es geschafft, das Handy irgendwo im Arbeitszimmer abzulegen.
»Also, was soll ich tun«?, fragte Zappaterra.
»Woher soll ich das wissen? Ich bin immer für Legalität und Transparenz.«
»Ja, ja«, schnaubte Zappaterra. »Du hast ein Riesengeschäft gemacht.«
»Wie bitte? Ich habe dir einen Gefallen getan. Du wolltest diese Schuldscheine um jeden Preis.«
»Den hast du ja auch verlangt. Obwohl du genau wusstest, dass du von Pirri nicht einen Cent mehr bekommen hättest. Der Kerl ist total überschuldet. Die Schuldscheine waren das Papier nicht wert, auf das sie geschrieben waren.«
»Du wolltest sie haben, und wir haben uns auf einen Preis geeinigt. Deine Gründe gehen mich nichts an.«
»Und dann erzählst du mir noch, dieses Arschloch wäre wieder in Deutschland.«
»Ich habe dir gesagt, was ich wusste. Ich hätte nicht erwartet, dass mein Entgegenkommen von dir so quittiert wird. Was gehen mich schließlich eure zwielichtigen Geschäfte an? Nichts.«
»Sag mir wenigstens, an wen ich mich wenden kann.«
»Womit? Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Du hast doch deine Leute.«
»Ich habe keine Leute. Was meinst du?«
Zappaterra ging in stampfenden Schritten hin und her, zerrte einen Vorhang auf. Es herrschte einen Moment Stille.
»Was gibt es so Interessantes da draußen?«, fragte Adelchi.Zappaterra schien ans Fenster getreten zu sein. Lunau verbarg sich hinter einem Stromkasten, obwohl kein Sichtkontakt zur Villa der Schiavons bestand.
»Deine Tochter wollte doch so dringend deinen Wagen«, kam es aus größerer Entfernung. »Wieso fährt sie nicht damit?«, hakte Zappaterra nach.
Adelchi schnaubte verächtlich. »Hühner. Alle zehn Minuten fällt ihnen etwas anderes ein.« Adelchis Bürostuhl knarzte.
»Gib mir eine Telefonnummer«, hakte Zappaterra nach. Seine Stimme war jetzt wieder deutlich. Er schien in die Raummitte zurückgekehrt zu sein.
»Du hast da etwas falsch verstanden. Ich bin immer für den legalen Weg.«
In Lunaus Handy piepste es. Eine SMS war eingegangen. »Wir informieren Sie, dass Ihr Guthaben nahezu aufgebraucht ist. Sie können es in allen angeschlossenen Verkaufsstellen, an Geldautomaten, außerdem online …«
»Du kannst es dir leisten, die Gesetze einzuhalten, weil …«
Die Verbindung war abgebrochen, aus dem Handy kam nur noch das Besetztzeichen. Lunau überlegte, ob er über die hohe Mauer klettern sollte. Er wusste nicht einmal, wo Amandas Zimmer war. Er ging an das schwarze Metalltor und spähte hindurch.
Zappaterra kam aus dem Haus,
Weitere Kostenlose Bücher